Vor mir die fast leere Autobahn, hinter mir geht langsam die Sonne über den Wäldern der Vulkaneifel unter, die Glückshormone sind noch allgegenwärtig, denn ich befinde mich auf dem Rückweg vom Rock Hard Festival 2010 und bin immer noch hin und weg von diesem Erlebnis. Nach drei Tagen bester Stimmung und schier unglaublichem Wetter, ist das ja auch zu verstehen. Na gut, die Anlage im Auto steht auf voller Leistung, während ich mich durch den aktuellen Sampler durchhöre, der einem großen Printmagazin beilag.
Metal, Metal, Metal wohin man hört, Moment, Metal überall??? Nicht ganz, ein ganz spezielles Lied hat es mir angetan, so dass ich es wieder und wieder auf Anfang drücke. Lieblicher Damengesang und die dazu passende Musik, mit ihrer hypnotischen Melodie lassen mich fast schon hinwegträumen. Aber halt, ich bin ja auf der Autobahn, und wer musiziert da eigentlich??? Ein Blick auf die Pappscheibe bringt Licht ins Dunkle: Indica nennt sich die Band, aha!
So, was mich dazu gebracht hat, Indica ins heimische Metalquartier zu holen, ist jetzt klar: Es war der ganz besondere Anlass der mich mit Wohlwollen immer wieder an die besondere Heimfahrt denken lässt (ich wurde schon von unserer Chefin gefragt, ob ich krank wäre und alles in Ordnung mit mir ist … keine Sorge Ilka, es geht wieder). Was allerdings Markus Staiger, Chef des schwäbischen Metalimperiums Nuclear Blast dazu gebracht hat, die fünf Ladys zu signen, ist mir immer noch nicht ganz klar. Ist es das Aussehen der Damen (immerhin, ich würde keine von ihnen von der Bettkante stoßen, HAHA)? Oder sollte es doch die Mucke sein, die Frau hier macht?
Eigentlich sind Nuclear Blast ja dafür bekannt, immer wieder zwischen all ihrem Geschepper (New-School oder Althergebrachtes) öfter mal was Szeneuntypisches zu veröffentlichen. Na ja, soo untypisch ist die Mucke der Finninnen nun auch nicht, immerhin hat man ja auch die Band um Tuomas Holopainen ( Nightwish) im Schwabenstall.
Und genau dieser Mastermind der Opernträllermetaller hat auch bei Indica die Tastenfinger im Spiel, allerdings nicht als Tastenmagier, sondern als Produzent.
Die CD als solches hat immense Höhen und Tiefen vorzuweisen, als da wären der Eröffnungstrack (der von der Autobahn) und "Children Of Frost", mit einem tollen Kinderchor am Schluss (als Höhepunkt), sowie etliche so dermaßen zuckersüße Stellen, dass man sich sofort nach einer Insulinspritze umschaut, um den Zuckerhaushalt wieder in den Griff zu bekommen.
Tja, und daran krankt die ganze Scheibe, denn würde man in diesem Falle etwas weniger Barbiepuppen-mäßig zu Werke gehen, die Scheiblette wäre eigentlich richtig gut. Aber diverse 'Trallalla'-stellen machen leider vieles kaputt, was mit weniger eigentlich mehr wäre. Das soll heißen, würde etwas mehr Raum für die Sechssaitige eingebracht werden und etwas weniger kitschiges Keyboard dabei sein, wäre mehr drin gewesen.
Ja, und die Stimme von Sängerin Jonsu ist halt auch Geschmackssache. Für den Zeitraum von einem bis drei Songs mag man die kindliche Färbung in ihrer Stimme gut finden, nach zehn Liedern möchte man ihr doch stellenweise die Gurgel zudrücken, oder zumindest raten, mal eine Oktave tiefer zu singen.
Instrumental, handwerklich besteht absolut kein Grund zum Motzen, hier stimmt alles. Sofern man sich diese Art von Musik gerne reinzieht, wird der Hörer als solches nicht enttäuscht. Alles ist sehr bombastisch, ja schon an der Grenze des Zu-Überambitionierten gelagert. Und spielen können die Mädels, da besteht keine Frage, aber vielleicht würden echte Fans von Nightwish und Co. das alles etwas positiver sehen, oder hätten nicht mit ihren Endorphinen auf der Autobahn zu ringen gehabt, wie der Verfasser dieser Zeilen.
Wer also seinen Metal gerne mal 'angepoppt' hat, oder wem Nightwish zu hart ist, gerne mal Xandria in den Player schiebt, dem dürfte "A Way Away" mit Sicherheit saugut reinlaufen. Wer nicht gerade unter Gefühlsausbrüchen leidet, wie ich zu dem Punkt, der sollte vielleicht erstmal in die Scheibe reinhören ... Ach ja, das Leben ist doch sooooo süüüüüß!
Line-up:
Jonsu (vocals, violin)
Jenny (guitar, backing vocals)
Sirkku (keyboards, grand piano, backing vocals)
Heini (bass, backing vocals)
Laura (drums, percussion, backing vocals)
Tracklist |
01:Island Of Light
02:Precious Dark
03:Children Of Frost
04:Lilja's Lament
05:In Passing
06:Scissor, Paper, Rock
07:A Way Away
08:As If
09:Straight & Arrow
10:Eerie Eden
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