Indicco / Karmalion
Karmalion Spielzeit: 42:06
Medium: CD
Label: New Venture, 2013
Stil: Melodic Rock

Review vom 21.01.2014


Jochen v. Arnim
Aus der spanischen Hauptstadt Madrid kommen Indicco und stehen seit 2008 unter diesem Namen auf der Liste. Gegründet wurde die Band von Indigo Balboa und Paco Cerezo, kurz nachdem Balboa aus dem sonnigen Kalifornien zurückgekehrt war, wo er sein zweites Soloalbum aufgenommen hatte. Cerezo war zu der Zeit gerade frei, da er die spanische Rockband 91 Suite kurz zuvor verlassen hatte. Die eigentliche Arbeit am vorliegenden "Karmalion" nahm drei Jahre in Anspruch, bis es dann im vergangenen Sommer endlich gepresst werden konnte.
Für ihr Debütalbum haben sich die beiden 'Chefs' eine Stammcrew zum Einspielen der Songs geholt und zugleich eine ganze Reihe weiterer Gäste eingeladen. Neben Jimi Jamison (Survivor, honi soit qui mal y pense), der bei drei Stücken die Lead Vocals mit Balboa teilt, kam Mark Spiro (Bad English, Giant, JohnWaite, Mr. Big) ebenfalls als Vokalist und an den Tasten sowie Teilen der Produktion in seinem eigenen Studio zum Einsatz. Zudem holte man mit Tim Pierce einen der gefragtesten Session-Gitarristen der Welt an Bord (u. a. Rick Springfield, John Waite, Eric Martin), der weitere Unterstützung an der Sechssaitigen von David Palau erhielt.
Auf etwas mehr als vierzig Minuten werden elf Songs ganz im Stile des melodischen Mainstream-Rock/AOR geboten. Man wechselt zwischen flotteren Stücken und den klassischen sanften Balladen, die dieses Genre auszeichnen. Gefühlt überwiegen die 'Schmusenummern'. In den Einflüssen mag man Genre-Kollegen wie Survivor, John Waite, Giant, Bad English oder auch Toto suchen - klar, bei den Gastmusikern.
"Crying" ist ein gut gewählter Opener, macht direkt Laune und bringt mit seinen AOR-Ingredienzien ordentlich Schwung in die Bude. Gleich mal ein Anspieltipp am Anfang der Rille. Diesem ebenbürtig ist das erst viel später folgende "Moonlight", das die Hörer aus einer gewissen Ich-träume-gerade-so-schön-Stimmung zu reißen vermag. Dazwischen bekommen wir den bereits angesprochenen Wechsel zwischen sehr verhaltenen Tracks und solchen, die etwas mehr aus sich herausgehen.
Musikalisch bringen alle Beteiligten ihren Einsatz auf den Punkt, die Rhythmussektion bedient die Gitarristen und die Tasten sorgen für das gewisse Etwas, das diesem Genre so eigen ist. Freilich leben nahezu alle Songs von den Vokalisten, die sich auf "Karmalion" wahrlich keine Blöße geben, allen voran der 'Namensgeber' dieses Projekts.
Vielleicht lehne ich mich aber ein wenig zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass der 'verhaltene Teil' der Scheibe einen gewissen Wiedererkennungswert vermissen lässt. Das ist zwar technisch auf ganz hohem Niveau und die Gäste sind nicht ohne Grund abgefeierte Profis dieses Genres, dennoch fehlt mir ein wenig der Pepp. Vielleicht ist es aber auch zu vermessen, bei jeder neuen Veröffentlichung gleich Hits zu erwarten, wie sie von Survivor oder Toto früher kamen. Zudem ist es heutzutage wohl grundsätzlich nicht mehr so richtig einfach, sich aus dem großen und trüben Sumpf der 'AOR-Revivals' abzuheben.
Für Freunde dieses Genres und für Liebhaber moderater Radiosongs lohnt sich ein Antesten hundertprozentig. Wer die spanische Oberliga des AOR bislang noch nicht kannte, dem sei empfohlen, sich mal bei den Herren von Indicco etwas genauer umzusehen und besonders auf das Vokalorgan von Indigo Balboa zu achten - das lohnt sich nämlich wirklich.
Line-up:
Indigo Balboa (vocals, additional keys)
Paco Cerezo (guitars, backings, additional keys)
Antonio Muñoz (bass, additional keys)
Angel Valdegrama (keyboards)
Mario Carrión (drums)

Special Guests:
Jimi Jamison (vocals - #2,5,10, backings - #5)
Mark Spiro (vocals, piano, keys - #4,7, backings - #3)
Tim Pierce (guitars - #3,7)
David Palau (additional guitars)
Tracklist
01:Crying
02:Days Of Wine And Roses
03:All About You
04:Wrong
05:Feel So Good
06:The Voice Of The Wind
07:Leaving Me
08:Grateful
09:Moonlight
10:Ride The Wave
11:Feel No Shame
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