Inglow / Same
Same Spielzeit: 56:29
Medium: CD
Label: Rough Trade, 2013
Stil: Rock

Review vom 12.08.2013


Holger Ott
Wer einen Tipp braucht, um eine Band aus Norwegen in den Reigen seiner Favoriten aufzunehmen - bitteschön, hier ist einer. In den Sparten Hard Rock und Melodic Rock bereits im hohen Norden eine gute Adresse, hierzulande leider bis dato relativ unbekannt, wollen Inglow nun neue Fans in unseren Breitengraden hinzugewinnen. Seit dem Jahr 2000 besteht das Quintett um Sänger, Denker und Lenker Martin Diesen und hat in seiner Heimat bereits einige vielbeachtete Singles veröffentlicht, sowie daraus resultierend diverse Preise abgeräumt.
Nach einigen Besetzungswechseln und Selbstversuchen durch Veröffentlichung von drei EPs, wurde 2007 das erste Album mit dem Titel "Til Deaf Do Us Part" auf den Markt gebracht, aus dem zwei Singles hervorgingen. Nun liegt das neueste, schlicht mit dem Bandnamen betitelte Werk vor, strotzt nur so vor Spielfreude und birgt - in der mir vorliegenden Fassung mit den drei Bonustracks - so manche Überraschung.
Zehn Tracks werden regulär angeboten und die haben es in sich. Kräftiger Gitarrenrock zieht sich durch alle Songs. Die Gitarristen halten sich allerdings bei Soloausflügen dezent zurück. Wer also darauf hofft, dass die Saiten bis in die höchsten Tonlagen gezerrt werden, sollte darauf vorbereitet sein, ein paar Ausflüge in diese Regionen zu erleben, die allerdings aber eher selten stattfinden. Wenn dann doch mal solch ein Ausflug erfolgt, wie bei "What Have We Done", dann bitte die Lauscher besonders weit aufgespannt und das Ganze in vollen Zügen genießen.
Hauptmerkmal der Musik von Inglow sind ausgeprägte Tempowechsel. Besonders in Passagen, in denen es der Hörer nicht vermutet, entsteht dadurch der Eindruck, plötzlich in einem anderen Song zu sein. Wie ich finde eine grandiose Idee, die dazu führt, dass man das Gefühl entwickelt, die Scheibe würde ohne Pause durchlaufen. Diese ersten zehn Musikstücke harmonieren auch so gut miteinander, dass die Überraschung bis zu den drei Bonustracks im Verborgenen bleibt.
Besonders erwähnenswert im Hauptteil der CD "Inglow" ist der Tom Petty-Coversong "Free Fallin'". Das Stück ist sehr gut interpretiert und kommt, im Vergleich zum Original, besonders druckvoll rüber. Zwar habe ich beim Hören immer ein wenig die Stimme von Petty im Hinterkopf, da sie ja sehr markant ist, aber Sänger Martin Diesen klingt hier besonders kräftig und macht den Titel somit eindeutig zu 'seinem' Song. Warum er bzw. die ganze Band sich ausgerechnet für dieses Werk entschieden hat, werde ich in einem Interview erfahren, das demnächst mit dem Quintett während ihres Gigs in Berlin angesetzt ist. Ebenso freue ich mich darauf, die Band einmal auf der Bühne zu erleben.
Sehe ich einmal von den Bonustracks ab, ist die CD sehr gut: schnell, kräftig, rockig und sehr gitarrenlastig. Also für die Hardrocker ein echtes Filetstück. Bei den drei Zugaben gibt es allerdings eine große Überraschung. Vorbei mit Gitarrensound, vorbei mit druckvoller Musik, vorbei mit den fetten Drums. Nun ist Schmuse-Time mit Händchenhalten angesagt. Mit "Remember" und "Safehouse" geben sich zwei Balladen die Klinke in die Hand, die so gar nicht in die Reihenfolge der vorangegangenen Kracher passen wollen. Vermutlich ist deshalb auch eine größere Pause angesetzt, damit sich der Hörer auf das völlig andere Material einstimmen kann. Mich wirft es erst einmal zehn Schritte zurück. Ein neuer Anfang sozusagen, der mir nur deshalb trotzdem gut schmeckt, weil sich beide Songs mit zunehmender Länge enorm steigern. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, diese beiden in das Hauptprogramm einzustreuen und nur den letzten als Zugabe zu liefern. Dabei handelt es sich um Track Nummer zwei ("Look Away") des eigentlichen Albums, hier in einer akustischen Version dargeboten. Gut für Lagerfeuerromantik, aber leider etwas schwach für eine Hard Rock-CD.
Mein Fazit zu dieser neuen CD von Inglow ist sehr positiv. Ich bin grundsätzlich zufrieden und kann sie mit ruhigem Gewissen empfehlen. Den Bonus nehme ich als gegeben hin, freue mich trotzdem darüber und bin auf das Konzert gespannt. Da der Gig in Berlin am 16. August 2013 im Magnet stattfindet und auch gleichzeitig die Release-Party ist, sei dies an dieser Stelle auch als Konzerttipp empfohlen.
Line-up:
Martin Diesen (vocals)
Syver Normann (guitar)
Andreas Rustad (guitar)
Ruben Larssen (bass)
Christian Svendson (drums)
Tracklist
01:Hey Believer
02:Look Away
03:Free Fallin'
04:Killer
05:Dead Man's Shoes
06:What Have We Done
07:The Long Road
08:What You See (Is What You Get)
09:Pray For You
10:Till It's Over

Bonustracks:
01:Remember
02:Safehouse
03:Look Away (acoustic)
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