»Wem In Extremo und Subway To Sally zu schwach ist, wird Ingrimm lieben! «, so stand es geschrieben auf den Plakaten zu "Todgeweiht", der zweiten Scheibe von den Mittelalter-Metallern Ingrimm. Damit machen sie eine klare Ansage an die gesamte Mittelalter-Szene. Ingrimm verzichten, im Vergleich zu ihren großen Brüdern, auf altertümliches Liedgut und die lateinische Sprache, sowie auf 'totgecoverte Marktmusik-Lieder'. Dafür holen sie sich harte E-Gitarren und ein paar Growls und Shouts auf die Bühne und mit ihren selbst geschriebenen Stücken über vergangene Zeiten und alte Schlachten sowie Texten, welche sehr tiefgründig gehen und auf die heutige Zeit zu beziehen sind, kreieren sie einen total neuen und eigenen Stil. Natürlich sind Mittelalter-Bands mit E-Gitarren nichts Neues, aber Ingrimm schaffen es, sich von der großen Masse abzuheben.
Die "Todgeweiht"-CD kann man als Fortsetzung der "Ihr Sollt Brennen"-Scheibe sehen. Der Stil wurde lediglich noch etwas weiter entwickelt. So kommen die Gitarren mit Soli mehr hervor als bei der Vorgänger-CD, es gibt mehr Growls und die Songs sind größtenteils schneller und gehen ausnahmslos ins Ohr - so stark, dass man sie nicht mehr vergessen kann.
Als Opener nehmen die fünf Regensburger das Lied "Vogelfrei", welches mit einem Drei-Sekunden-Drehleier-Intro aufwartet und dann sofort zeigt, dass "Todgeweiht" noch härter ist als der Vorgänger. Die gesamte CD ist mit vielen Soli auf Sackpfeife, Drehleier und Gitarre gespickt. Auch der Stil bleibt nicht stupide hart, sondern ist mit ruhigen, balladenartigen Stücken wie "Der Stern" geprägt. Viele Einleitungen zu den Songs sind nur mit den Mittelalter-Instrumenten gespielt, bevor sie richtig loslegen.
Insgesamt sollte man bei den Tracks etwas genauer hinhören, wenn man den tieferen Sinn der Musik verstehen möchte und keine zu schnellen Urteile treffen. Lieber zwei- oder dreimal durchhören, bevor man behauptet, man wüsste worum es in den Texten geht. So ist der zweite Track, "Krieger", ein sehr vielschichtiges Lied. Hier wird vor allem die Problematik der heutigen, vor allem deutschen, Gesellschaft durchdacht. Wenn man an einen Krieger denkt, dann kommen einem wahrscheinlich erst einmal grobe, brutale und muskulöse, schwertschwingende Männer in den Sinn, doch meist lässt man Gedanken wie Treue, Mut, Ehre, Stolz und Aufrichtigkeit außer Acht. Wenn man in der heutigen Zeit etwas näher darauf eingeht, wird man sofort mit der Neonazi-Szene in Verbindung gebracht, es kommen jede Menge Vorurteile und das alles deshalb, weil solche Eigenschaften von der Szene in den Dreck gezogen werden. Dabei sind diese Tugenden doch alles andere als schlecht. Dass man sofort vorgeworfen bekommt, eine rechtsextreme Meinung zu haben, wenn man über die Themen singt, bemerkt vor allem die Pagan-Szene. Überall in Deutschland wird gehetzt und werden Gerüchte in die Welt gesetzt, sobald man o.g. Worte auch nur ansatzweise in den Mund nimmt. Und genau diese Ungerechtigkeit und Blindheit sowie Verdummung der Gesellschaft wird hier angesprochen.
Weiter geht es mit dem selbstbenannten Stück "Ingrimm", das stark in die Power Metal-Richtung rutscht und teilweise sehr leisen Gesang beinhaltet. Das Lied ist keine Selbsthuldigung, wie auf dem ersten Blick zu vermuten, sondern vielmehr eine Nachricht an Kritiker, welche die Band verurteilen, weil sie mit altertümlichen Instrumenten solche Musik machen.
Besonders erwähnenswert ist der Titeltrack "Todgeweiht", der wie "Ihr Sollt Brennen" gnadenlos auf den Hörer niederschlägt. Schnelle Passagen, Sackpfeife, langsame Passagen, schnelle Gitarrenriffs, hämmernde Doublebassattacken, alles vereint in einem Song.
Die folgenden Tracks sind nicht weniger tiefgründig. So singt man über die Liebe (auf Ingrimm-Art, es sind also keine Balladen), die Sünde und den Spaß am Leben ebenso wie über gesellschaftskritische Themen. Man merkt, dass die Band Spaß an der Musik hat, und auf Kritiker-Meinungen nicht viel Wert legen. Ein klares Leben nach dem Carpe diem-Prinzip preisen die Musiker und führen es auch.
Wem "Ihr Sollt Brennen" schon gefallen hatte, der kommt an dieser CD nicht vorbei. Die Scheibe ist ein MUSS für jeden Fan von Mittelalter Metal, zumal Ingrimm der deutsche Inbegriff dieser Stilrichtung geworden ist. Reinhören und Kaufen heißt die Devise! Wahrlich, klare 10 RockTimes-Uhren! Einziges Manko ist, dass man die Songs nicht mehr aus dem Kopf verbannen kann, da sie sich tief ins Gedächtnis einbrennen. Ich freue mich jetzt schon auf die Live-Auftritte im neuen Jahr und hoffe, einige der Leser dort anzutreffen.
Line-up:
Stephan 'Fenris' Zandt (Gesang)
Alex Haas (Gitarre)
Klaus Rosner (Schlagzeug)
Christian 'Hardy' Hadersdorfer (Dudelsack, Drehleier)
Claudia 'Fuzzy' Urlbauer (Bass)
Tracklist |
01:Vogelfrei (3:23)
02:Krieger (4:00)
03:Ingrimm (4:05)
04:Todgeweiht (3:46)
05:Der letzte Tanz (5:34)
06:Teufelsweib (4:28)
07:Narrentraum (4:22)
08:Der Stern (3:53)
09:Sündig Fleisch (3:41)
10:Rot (4:09)
11:Diaboli (3:03)
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