Wer kennt ihn nicht, Black Sabbath's genialen Axeman, dessen bleischwere, dampfhammerähnliche Gitarren-Riffs die Hirnwindungen zersägen und allen Sabbath Fans wahre Freudentränen in die Augen treiben.
Mit seinem ganz eigenen, fetten Sound beeinflusste er ganze Heerscharen von Musikern, denn er versteht es, Lücken mit für Metalverhältnisse ungewöhnlich gefühlvollem Spiel sowie Effekten ohne jegliche Schnörkeleien zu füllen.
Dabei wird durch tiefergestimmte Gitarren-Saiten diese wohlbekannte Düsternis erreicht, die für Black Sabbath zum Markenzeichen und ihnen das Prädikat 'Urväter des Dooms' einbrachte, aber auch für den Heavy Metal in vieler Hinsicht prägend wurde.
Iommi gehört nicht zu den typischen Flitzefingern, die den Rekord im Schnellspielen erringen wollen. Wohl dosiert und akzentuiert setzt der 'Altmeister des Doom-Metals' seine Akkorde.
Mit "Fused" legt uns Iommi nun seinen neuesten Output vor.
Mit von der Partie sind Goldkehlchen und Basser Glenn Hughes, der bereits bei seinen vorherigen Werken "Seventh Star" und "The 1996 Dep Sessions" die Saiten zupfte und die Platten auch stimmlich veredelte.
Kenny Aronoff ist ebenfalls kein Unbekannter, gehört er doch zu den gefragtesten Schlagzeugern der Rockszene.
So arbeitete er bereits für solch internationale Top-Acts wie John Mellencamp, Jon Bon Jovi, Bob Seger, Elton John, Bob Dylan, Melissa Etheridge, Smashing Pumpkins, Bonnie Raitt, John Fogerty, Joe Cocker, Rolling Stones, Meat Loaf, Mick Jagger, Alice Cooper und Willie Nelson.
Aber nun wird es Zeit, sich dem Album zu widmen:
Tonnenschwere Riffs walzen bereits mit dem Opener "Doramine" aus den Boxen und spalten regelrecht den Schädel.
Das melodische "Wasted Again" mit seinen Sabbath-artigen Riffs beeindruckt durch Hughes Gesang. Der Mann hat es einfach drauf, sich mühelos in unermessliche Höhe zu schrauben und Emotionen gekonnt rüberzubringen.
Auch "Saviour Of The Real" setzt sich sofort in die Gehörgänge fest und animiert zum Mattenschwingen. Gitarre und Stimme liefern sich herrliche Duelle.
Lawinengleich rollt der doomige "Resolution Song" aus den Boxen. Hughes gelingt es meisterhaft, gegen Iommis Blei-Riffs 'anzukämpfen', wobei man nie das Gefühl hat, dass sie sich 'bekämpfen'.
Das darauf folgende, psychedelische und sehr facettenreiche "Grace" schafft es sogar, mit seinem unter die Haut gehenden Groove für Gänsehautfeeling zu sorgen.
Ganz offensichtlich wird 'The Voice Of Rock' Glenn Hughes sehr viel Freiraum gegeben, so dass er seine Stimmbänder je nach Bedarf vibrieren lassen kann. Dazu liefert er songdienliche Bassläufe und wird von dem ordentlich auf die Felle dreschenden Kenny Aronoff bestens unterstützt. Das Trio hinterlässt den Eindruck eines jahrelang schon eingespielten Teams.
"Deep Inside A Shell", ein sehr entspannter Song, dient zur kurzen Verschnaufpause. Man muss nicht befürchten, das Bierchen beim moshen zu verschütten. Aber nicht lange, denn bei "What You're Living For" wird sofort wieder Gas gegeben, was bedeutet, das Glas doch wieder abzustellen, denn es wird gepflegt gerockt.
Und wieder knallt ein Dampfhammer allererster Sahne entgegen: "Face Your Fear" - hier hat man das Gefühl, die düsteren Riffs rollen regelrecht die Kellertreppe nach oben. Jetzt nur keine Selbstmordgedanken aufkommen lassen!
"The Spell" quillt wie zähflüssige Lava aus den Speakern und würde auch auf einer Platte von Tonys Haus- und Hofband eine gute Figur machen.
Der absolute Hit ist für mich das über 9minütige "I Go Insane", das mit leicht federnden, ja regelrecht zartem, fast bluesigem Intro eröffnet wird. Auch Hughes Gesang passt sich dem hervorragend an. Der Song baut sich immer mehr auf, um dann sofort wieder in balladeske Klänge über zu gehen. Ein weiterer Spannungsbogen folgt durch das Einstreuen leicht folkloristischer Elemente, bis dann die typischen Iommis-Riffs das zerbrechliche Gebilde regelrecht zu Kleinholz zerlegen.
Plötzlich wird aufs Gaspedal getreten und Glenn Hughes schreit ins Mikro, als ginge es um sein Leben, um anschließend sofort wieder auf die Bremse zu treten. Tony zaubert noch ein schickes Soli aus dem Handgelenk und als Krönung duelliert er sich mit Hughes Stimmbändern.
Gerade bei diesem Song zeigt Iommi seine große Stärke: weniger ist oftmals viel mehr!
Mann - war das ein Glanzstück und für mich das absolute Meisterwerk auf dieser Scheibe!
Live muss das doch DER Ober-Hammer sein!
Diese Scheibe gehört zu meinen persönlichen Zeitfressern, denn ich weiß nicht, zum wievielten Male gerade "I Go Insane" heute wieder rauf und runter lief.
Ein Sahnetörtchen ohne viel Schnörkeleien, gespickt mit schweißtreibenden Riffs, genialen Vocals und einer hervorragenden Rhythmusarbeit sollte sowohl Black Sabbath-Fans als auch alle Freunde des klassischen Heavy-Rocks begeistern.
Der Sound ist natürlich vom Feinsten.
Diese Scheibe hat 9 doomig-düstere RockTimes-Uhren verdient.
Spielzeit: 49:32, Medium: CD, Sanctuary Records, 2005
1:Dopamine 2:Wasted Again 3:Saviour Of The Real 4:Resolution Song 5:Grace 6:Deep Inside A Shell 7:What You`re Living For 8:Face Your Fear 9:The Spell 10:I Go Insane
Ilka Czernohorsky, 07.07.2005
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