Der Klappentext liegt ziemlich daneben - hier gibt es kein »enthusiastic audience«, und »classic tracks« werden auch keine geboten. Iona hat weder das eine, noch das andere.
Die Spaßverderber unter den Zuhörern links liegen lassen und voll hinein in das Wechselbad der Gefühle, sich musikalisch berauschen lassen, hier finden Iona und Zuhörer zusammen. Wohlgemerkt: musikalisch. Denn Show ist bei Iona völlig fehl am Platze. Hier ist feines britisches Understatement angesagt. Und das oft mit unaufdringlicher christlicher Botschaft.
Vornehme Zurückhaltung einerseits, stilistische Verwirrung andererseits: Welchen Stil spielen die hochversierten Studiomusiker denn eigentlich? Da kommt ein Stück in bester Bombast Rock-Manier daher und gleitet in feine Folk-Gefilde hinüber, die plötzlich in rasende progressive-Spielereien umschlagen. Bei alledem haben Iona keine Angst vor schönen Melodien, hier sind sie dann oft bei radiotauglichem Pop angelangt.
Joanne Hogg singt in den meisten Stücken mit sehr schöner, allerdings in den Ausdrucksmöglichkeiten begrenzter Stimme, Troy Donockley bedient diverse Instrumente, fällt aber vor allem wegen seines sehr versiert gespielten Dudelsacks auf, Dave Bainbridge trägt den Keyboard-Sound und die Leadgitarre, Phil Barker spielt unaufgeregt Bass und schließlich: Frank Van Essen, der ein virtuoses, hochinteressantes Schlagzeug zum Besten gibt.
Das gesamte Konzert ist inklusive halbstündigem Akustik-Teil etwa 2 Stunden und 10 Minuten lang. Der clubähnliche Raum ist überschaubar, die Lichtregie zurückhaltend, Kamerafahrten gibt's nicht, Schnitte sind ruhig, gelegentliche schwarz-weiß-Sequenzen stören. Was mir zu denken gibt, ist, dass bei 19 Iona-eigenen Kompositionen (und zwei Jigs und Reels sowie zwei Traditionals) das epochale Album "Book Of Kells" gerade einmal mit einem, mäßigen, Akustik-Titel vertreten ist, dagegen gut repräsentiert ist "Beyond These Shores" mit vier Titeln, zwei davon aber wiederum sparsam akustisch.
Bei der weiteren Durchsicht fällt auf, dass Iona oft auf Nummer Sicher gehen. Die Titel halten sich weitgehend an die Originale, so manches Mal ist vor allem Bainbridge an der Gitarre mit angezogener Handbremse unterwegs. Das ist vielleicht auch im Sinne einer klareren Durchhörbarkeit besser so, denn Iona packen auf Platte oft zu viele Instrumente in einen Song.
Abschließend möchte ich feststellen: Ich habe Iona bei der Songauswahl und beim Spiel schon stimmiger erlebt, es bleibt doch ziemlich gemütlich. Insbesondere in puncto der auch auf der Bühne zu erlebenden Mystik und Spiritualität ist die DVD ein Rückschritt.
Lesern, die aber grundsätzlich Interesse an Ionas ganz eigener Musik haben, lege ich einen Blick auf die Website der Band ans Herz, vor allem aber, eines der raren Konzerte zu besuchen und sich begeistern zu lassen.
Line-up:
Joanne Hogg (guitar, keyboards, vocals)
Dave Bainbridge (guitars, bouzouki, keyboards)
Troy Donockley (guitars, uilliann pipes, whistles, bouzouki, vocals)
Phil Barker (bass)
Frank Van Essen (drums, violin)
Tracklist |
DVD 1 - Main Program:
01:Woven Cord
02:Wave After Wave
03:Inside My Heart
04:Wind Off The Lake
05:A Dhia Ghleigil (Angel Of God)
06:Factory Of Magnificent Souls
07:Encircling
08:Strength
09:Treasure
10:Castlerigg
11:Reels
12:Irish Day
13:Bi-Se I Part 2
14:Flight Of The Wild Goose
15:Murlough Bay
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DVD 2 - Acoustic Set:
01:Chi-Rho
02:Greenfields Of Canada
03:Edge Of The World
04:Jigs (Handsome Young Maidens/Trip To Athlone)
05:Today
Interviews
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