Ivory Tower / IV
IV Spielzeit: 47:08
Medium: CD
Label: DOTT (Dust On The Tracks), 2011
Stil: Metal

Review vom 05.11.2011


Michael Knoppik
Selten gelingt es Metalbands, bisher in diesem Genre Erschienenem Paroli zu bieten, oder gar alte metallische Helden zu übertreffen. Aber auch eine Band wie Ivory Tower aus Kiel darf natürlich einen Versuch starten. Gegründet wurde die Gruppe im Jahr 1996 und teilte sich die Bühne bereits mit Bands wie Motörhead, Gamma Ray oder Fates Warning. Bisher gab es drei Alben.
Leider hört man die ersten vier Songs des neuen und vierten Albums "IV" und denkt: 'Hmm, das ist jetzt ja nichts Neues und nichts besonders Spannendes oder Ergreifendes'. Das muss zwar nicht immer sein, ein wenig Unterhaltung ist an sich auch in Ordnung. Trotzdem erwartet man ja von einem guten Album auch eine gewisse Eigenständigkeit und Begeisterungskraft. Diese hat "IV" nicht.
Die ersten vier Songs pendeln irgendwo zwischen mal einfallslosem, mal kreativerem Drumming. Die Rhythmusgitarrenarbeit ist nicht annähernd herausragend. Mal gibt's nette Soli, vor allem wenn der Wah-Wah genutzt wird. Aber leider ist der Gesang dann wieder mittelklassig. Die typischen Elemente von Mainstream Rock/-Metal werden halt eingesetzt. Leises Intro, dann bratzige Riffs auf der E-Gitarre. Die Strophen sind meist langweilig, der Chorus dann aber doch melodieselig. Mitsingen möchte man trotzdem nicht. Die Stücke unterscheiden sich teilweise nicht großartig, man hat immer wieder das Gefühl, das Gleiche zu hören. Intensiv Zuhören geht sowieso nicht, eher drängt sich in einem der Wunsch auf, irgendetwas anderes zu tun. Sei es Weiterarbeiten, im Internet surfen, Zocken, oder Aufräumen.
"Loss" ist dann allerdings der erste Höhepunkt des Albums. Dabei fängt es noch harmlos an, mit melodischen Riffs auf der Akustikgitarre und sanftem Gesang. Der Song bekommt etwas Episches, der Gesang wird spannender, einige Klaviernoten erklingen im Hintergrund immer wieder, dazu ganz dezente, sanfte Synthieakkorde. Es werden teilweise mehrere Gesangsspuren übereinander gelegt, die Synthies drängen in gemächlichem Tempo in den Vordergrund. Langsame, an Doom Metal erinnernde Gitarrenriffs setzen ein. Der Gesang erhebt sich, ein mit Wah-Wah-Effekten bespicktes Gitarrensolo folgt, immer unterbrochen von den Riffs der Rhythmusgitarre. Die Synthies schweben hymnenhaft und es werden wieder mehrere Gesangsstimmen übereinander gelegt. Der erste Volltreffer auf dem Album.
Leider kann das Niveau nicht gehalten werden. Somit klingt das Folgestück "What If" wie eine Mischung aus modernen Metalbands mit Nu Metal-Einfluss und Symphonic Metal der schnell produzierten Sorte. Hier interessiert es schon überhaupt nicht mehr, wenn die Leadgitarre sich wieder etwas im Solo abhebt. "Wailing Wall" ist wieder ein Stück weit epischer. Aber der Proll-Gesang nervt und die Nummer erreicht nicht diese hymnische Intensität von "Loss".
"Children Of Burden" ist nur ein kurzes Intermezzo, Möchtegern-heroisch... Typischer Allerwelts-Metal halt... "We're Lost" hat dann wenigstens ein bisschen Stimmung. Damit hätte man auch schließen können, denn "Moments Of Delight" ist nur sinnlos drangeklatscht.
Im Internet findet man immer wieder den Hinweis, dass es sich bei dieser Platte oder Band um Prog-Metal halten soll. Also Prog ist hier gar nichts. Metal schon. Aber nicht wirklich brauchbarer.
Line-up:
Andre Fischer (vocals)
Sven Böge (guitars)
Björn Bombach (bass)
Flo Tabbert (drums)
Tracklist
01:Rape Of Time
02:Expelled From Heaven
03:Catatonic Sleep
04:Hands To The Sky
05:Loss
06:What If
07:Wailing Wall
08:Child Of Burden
09:We're Lost
10:Moments Of Delight
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