Jazz aus Finnland - viele verknüpfen damit eher die siebziger Jahre und damit verbunden oft Jazz Rock, gespielt von Musikern wie
Jukka Tolonen. Ich selbst verknüpfe damit Namen wie
Juhani Aaltonen und ganz besonders
Edward Vesala. In Zusammenhang mit ihnen eher 'unbequeme', freie und faszinierende Klanglandschaften. Hier nun wieder ein Pianotrio. Ob das, weil es aus Finnland stammt, auch andere Musik als die übliche präsentiert? Der Pressetext bringt mich auf diese Spur:
»Mystische Harmonien, swingende Rhythmen, markante Melodien.« Ja, ich kann das so unterschreiben. Aber das mir bekannte typisch Finnische vermag ich nicht zu erkennen. Bleibt also das Jazz-Pianotrio.
"Bright" heißt die Platte und diese Helligkeit zieht sich auch überwiegend durch die Musik. Keine düsteren Momente, sondern Frische, Unbeschwertheit, Lebensfreude, ganz im Gegensatz zu dem, was oft mit Skandinavien in Verbindung gebracht wird.
Wenngleich auch keine finnische Folklore, so aber solche aus anderen Kulturkreisen: Gleich der Opener lässt einen Hauch Afrika spüren. Ein wenig höre ich sogar aus der Richtung von Abdullah Ibrahim alias Dollar Brand. Und der Armenier in der Band, Bassist Ara Yaralyan, lässt die Musik seiner Heimat auf der Komposition des Landsmannes Gusan Ashot einfließen. Sein Spiel auf dem Bass ist sehr einfühlsam und wenn er ihn dann streicht, offenbart sich ganz wunderschön die orientalische Note in dieser bewegenden und verträumten Ballade.
Überhaupt schwelgt die gesamte Musik in einem Meer voller Harmonie, von Melodien und manchmal ein wenig Nachdenklichkeit und Melancholie, dazu ein hohes Maß an Schönheit. Sehr oft spüre ich die Nähe zur Musik des Münchner Labels ECM - die gleiche Klangästhetik gibt sich zu erkennen. Also erneut ein Pianotrio im Jazz, das sich nicht den gängigen Schemata einstiger Formationen anschließt. Die Klassiker um
Oscar Peterson scheinen ausgedient zu haben - neue Wege haben sich erschlossen, mit dem Nachteil, dass der gute alte Swing relativ hintergründig wird.
Nur gelegentlich nehmen die swingenden Elemente Fahrt auf, wie teilweise bei "Plumbum" oder ein wenig beim zunächst gar nicht so schnell erkennbaren "Giant Steps" von
John Coltrane. "Trance Oriental" geht noch einmal ganz kräftig gen ECM und Anklänge an die letzten Trioarbeiten von
Keith Jarrett kann ich vernehmen, bevor wir ganz ruhig und fast schon meditativ mit "Pacific" aus einer sehr guten Platte verabschiedet werden.