Brian Jones / Rollin' Stone
R.I.P.
Gründer der Rolling Stones, Ausgestossener der Rolling Stones, rücksichtsloser Kontrolleur, hilfloser Passagier, Blues-Besessener, Vorreiter in Exotik, Netzwerker der Gegenkultur, paranoider Einsiedler, angehimmelter Charmeur, boshafter Herzensbrecher, Legende der 60er (Mojo Magazine)
Brian wurde am 28. Februar 1942 in Cheltenham, England geboren. Schon als Schüler sang er im Chor und spielte Saxophon. Sein Interesee an Musik brachte ihn zur Gitarre. Als junger Mann im Alter von 19 Jahren spielte er in der Band von Alexis Korner, dem Vater des englischen Blues Revival. Der Drummer dieser Band war ein gewisser Charlie Watts. Eines Abends im April 1962 hörten ihn im Ealing Jazz Club in London zwei andere in einer Coverversion von Elmore James' "Dust my Broom" Slidegitarre spielen: Mick Jagger und Keith Richards.
Brian gründete eine eigene Band, die er The Rollin' Stones nannte und gewann als Mitglieder eben Mick für den Gesang und Keith an der Leadgitarre. Am Bass war Dick Taylor, der Schlagzeuger war Mick Avery, am Klavier spielte Ian Stewart. Brian, Mick und Keith hausten zusammen in einer heruntergekommenen Wohnung. Das Geld langte hinten und vorne nicht. Gegen Ende 1962 wurden Dick Taylor durch Bill Wyman und Mick Avery durch Charlie Watts ersetzt, Ian Stewart auf Druck ihres ersten Managers Andrew Loog Oldham aus der Band katapultiert. Die Band spielte reinrassigen R&B und wurde 1963 von Decca unter Vertrag genommen. Mit Oldham als Manager ging es schnell bergauf, dieser verpasste ihnen das "Outlaw"-Image.
Zwischen 1963 und 1966 ritten die Stones auf einer Erfolgswelle, von den Kritikern gerühmt und kommerziell erfolgreich. Zu dieser Zeit war Brian der Anführer der Stones. Obwohl Jagger und Richards hauptsächlich die Songs schrieben, drückte Brian dem Sound der Band mit seinen abenteuerlichen musikalischen Experimenten seinen Stempel auf: So spielte er auf "Under my Thumb" ein Marimbaphon, auf "Paint it Black" eine Sitar. In vielen Fällen war Brian der erste, der verschiedenste Instrumente in die Rockmusik einführte.
Anfang 1967 nahm sein Alkohol- und Drogenkonsum stark zu. Er verlor in der Band durch seine Unzuverlässigkeit stark an Einfluss was ihn noch mehr in Einsamkeit flüchten liess. Zu dieser Zeit wurde Brian neben Jagger und Richards wegen Drogenmissbrauchs verhaftet, er entging (wie die beiden anderen) jedoch einer Gefängnisstrafe.
Die Tatsache, dass er seine Geliebte Anita Pallenberg, der er in paranoider Weise hörig war an seinen Freund und Bandmitglied Keith Richards verlor, beschleunigte den Abwärtstrend. Im Sommer 1967 flog er nach San Francisco, um dem Monterey-Festival beizuwohnen. Er trug "flippige" Kleidung, die den Modestil des "Summer of Love" mitprägten. Ausserdem nahm er LSD. Al Kooper beschreibt in seinem Buch Backstage Passes and backstabbing Bustards, dass Brian ihn erst 45 Minuten nachdem sie sich vorgestellt wurden, wahrnahm.
Zurück in London verursachten die Drogenprozesse sowie sein Alkohol- und Drogenmissbrauch eine starke Unproduktivität, so dass er bei den Aufnahmen zu Their Satanic Majesties Request zwar wenig aber hervorragendes leistete, während er zu Beggars Banquet fast nichts mehr beitrug. Der Verfall des Brian mit seinen verschwommenen Augen und seinem eigenbrötlerischem Verhalten ist für immer auf Film gebannt...
Er wurde für die Stones mehr und mehr zur Belastung. Am 9. Juni 1969 verliess Brian die Stones mit dem Satz: "Ich sehe mit den anderen nichts gemeinsames mehr in den Platten, die wir machen." Er hatte gerade ein neues Anwesen gekauft und wieder begonnen, seine musikalische Zukunft zu planen. Er experimentierte mit marokkanischen Klängen und nahm ein Album auf: Brian Jones presents the Pipes of Pan of Joujouka.
Am Abend des 3. Juli 1969 wurde er tot am Boden seines Swimmingpools gefunden. Vermutlich war ein Asthmaanfall in Verbindung mit Alkohol die Todesursache. Frank Thorogood, der am Abend des Todes mit Brian getrunken hatte, belebte die schon vorher geäusserten Verschwörungstheorien erneut, als er 1993 auf seinem Sterbebett offensichtlich eine Beichte ablegte. Ganz aufgeklärt wurde der Tod von Brian nie.
An seiner Beerdigung nahmen von den Stones nur Bill Wyman und Charlie Watts teil. Brian hinterfiess mehrere uneheliche Kinder. Seine Legende wuchs ähnlich den der anderen jungen Rock-Märtyrer. Die Revolution aus Musik und Gegenkultur der 60er wäre ohne Brian Jones so nie abgelaufen. Er hatte sich immer an die Spitze der Trends gesetzt.
Als Abschluss hier die Worte des Stones-Bassisten Bill Wyman aus dessen Buch Stone alone:

"Falls jemals ein Mann das Rock'n'Roll-Leben lebte und die Stones characterisierte bevor wir fünf überhaupt einen Stil annahmen - es war Brian Jones. Die Band hätte ohne ihn nicht existiert...viele Einstellungen und Klänge der 60er wurden aus Brian's Stil und Entschlossenheit entwickelt...er war das typische Kind der Mittelklasse, das schreiend aus seinem Hintergrund ausbrechen wollte, herumhängend in beschissenen Jobs bevor er seine Nische fand. Als er sie dann gefunden hatte, haute er der Welt alles mit Idealismus und Überzeugung um die Ohren"
Biographie: Brian Jones (1942 - 1969)
Manni Hüther, 25.11.2004