Chris Jones & Steve Baker - Gotta Look Up
Gotta Look Up
Zugegeben, ganz so brandneu ist "Gotta Look Up" (VÖ Ende September 2005) nicht. Lohnenswert eine Rezension darüber zu schreiben allemal, denn der Inhalt der CD ist in die Kategorie 'zeitlose Musik' einzuordnen.
Nachdem das Guitar/Harp-Duo mehrere gemeinsame CDs (alle auf 'Acoustic Music Records') veröffentlicht hat, wird "Gotta Look Up" das letzte Album der Beiden sein. Am 13. September 2005 verstarb Chris Jones und konnte den Release der CD leider nicht mehr miterleben.
Somit enthält diese CD seine allerletzte Arbeit und sein musikalisches Vermächtnis.
Martin Röttger (Cajon/Percusssion) ergänzt den Sound von Chris Jones an der akustischen Gitarre und Steve Baker an den Harps. Röttger ist zusammen mit Steve Baker Mitglied der deutschen Band Abi Wallenstein & Bluesculture.
Erfrischend war immer schon die Fähigkeit des Duos Baker/Jones, Elemente aus Rock, Blues und Folk zu einer eingängigen und eigenwilligen, sehr persönlichen Mischung zu verschmelzen.
Alltägliche Geschichten des Lebens werden textlich und musikalisch verarbeitet.
So sind Schmerz, Liebe, die Freude am Leben und Abschied die Themen um die es auf "Gotta Look Up" geht.
Bleibe ich doch direkt beim Titelsong, der von Chris Jones geschrieben wurde.
Bakers Harp-playing ist so etwas von beseelt, ob er sie nun eher dezent zurückhaltend oder wie auf "Gotta Look Up" nach vorne spielt, dass man eine Gänsehaut nach der anderen bekommt.
Chris Jones vermag mit seinem Gitarrenspiel einerseits einen intensiven Rhythmusteppich zu kreieren, als auch Soloakzente zu setzen.
Auch soundtechnisch ist das Werk perfekt umgesetzt.
Packt mich schon der Opener "Damn Good Run" beim Schopf, ist es spätestens beim rhythmischen "U Get What U Pay 4" um mich geschehen. Dies ist einer der Songs, den ich mir verdammt oft anhören kann.
Martin Röttger verstärkt den Track mit seinen perkussiven Instrumenten.
Country-Blues folgt direkt auf dem Fuß mit "One Word". Vergleiche fallen mir da schwerlich ein. Eine solche Art des Country-Blues verstehen nur Jones und Baker zu zaubern. Und ich lasse mich auch an dieser Stelle liebend gerne verzaubern.
Fingerspitzengefühl beweisen beide bei der Auswahl der Fremdkompositionen: Die folkigen "Coal Tattoo" (Big Ed Wheeler) und Woody Guthries "Vigilante Man". Selbst wenn ein Richard Thompson zur akustischen Gitarre greifen würde und seine Band zu Hause ließe, würde er sich unendlich strecken müssen, um das Duo zu erreichen.
Was müssen das für Frauen gewesen sein, die Jones zu Songs wie "Elena's Smile", "Sweet Simone" oder "Maria's Lullaby" inspiriert haben. Es müssen allesamt tolle Frauen sein, "Sweet Simone" ist mein Favorit.
Es handelt sich um eine enhanced CD: Alle Songtexte sind als PDF-Dateien hinterlegt. Das Lesen lohnt sich auch hier.
Chris Jones und Steve Baker besetzen innerhalb des Blues eine Sparte, die sich wohltuend von so manchem abhebt, was auf dem Markt veröffentlicht wird. Keiner Mode unterworfen bleibt "Gotta Look Up": weil unvergänglich.


Spielzeit:51:26, Medium: CD, Acoustic Music Records, 2005
1:Damn Good Run 2:Elena's Smile 3:U Get What U Pay For 4:One World 5:Coal Tattoo 6:Doublecrossed & Blue 7:Sweet Simone 8:Vigilante Man 9:Goin' Down That Road Feelin' Bad 10:Gotta Look Up 11:Maria's Lullaby
Joachim P. Brookes, 01.03.2006