Jaana Redflower / Back To The Roots
Back To The Roots Spielzeit: 51:04
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Rock, Wave

Review vom 14.06.2014


Steve Braun
Aus dem südlichen Zipfel des Ruhrgebietes, genauer gesagt aus Witten, gilt es heute ein talentiertes junges Trio vorzustellen: Jaana Redflower. Kreatives Zentrum ist die Sängerin/Gitarristin/
Flötistin Jennifer Schareina, die - quasi als Markenzeichen der Band - immer eine rote Stoffblume im Haar trägt. Ihr langjähriger Begleiter am Bass, Adrian Klawitter (aktuell ans Schlagzeug gewechselt), und der mittlerweile ausgestiegene Drummer Jonas Deicke komplettierten Jaana Redflower für die Aufnahmen zu "Back To The Roots".
Aus den folkigen Anfangstagen existiert eine Demo-EP. "Back To The Roots" hieß es im letzten Herbst - zurück zum psychedelischen Rock der Sechziger, zur härten Gangart der Siebziger, wie es Jaana Redflower beschreibt. Bereits nach wenigen Durchläufen hatte sich allerdings (bei mir) eine andere Assoziation zum Albumtitel herauskristallisiert. Ich hoffe jetzt keinem Bandmitglied mit meiner Hypothese zu nahe zu treten: Aufgrund der minimalistisch gehaltenen Arrangements dachte ich bei "Back To The Roots" konkret an 'Back To The Song'. Reduktion auf das Wesentliche - ein sehr aparter Ansatz, der bei mir aber im vorliegenden Fall eher Erinnerungen an die New Wave-/Post Punk-Phase aufkommen lässt. Repetitive elektronische Spielereien verraten allerdings schon gewisse Vorlieben fürs psychedelisch Inspirierte - etwa für das, was in den Siebzigern so aus der Can-Ecke hervorkam.
Besonders interessant ist ein Album immer dann, wenn sich statt offensichtlich auf der Hand liegender Erkenntnisse neue, spannende Fragen ergeben. Beispielsweise zu Jaanas roter Blume im Haar, die in einem assoziativen Kontrast zu den ziemlich düsteren Texten steht, wie man sie eher aus der Gothic-Szene kennt. Analog dazu der durchaus charakteristische Gesang, mal elfenhaft-zart - mal fast aggressiv fordernd. Diese stimmliche Wandlungsfähigkeit ist jedenfalls beachtlich...
Musikalisch hat sich (mir) der rote Faden noch nicht ganz erschlossen. Jaana Redflower mäandert munter zwischen sehr rauem Rock, punkig-wavigen Elementen und Electro-Sound, wodurch man "Back To The Roots" hohen Abwechslungsreichtum bescheinigen kann. Vielleicht sollte sich die Band hier ebenfalls auf das Wesentliche beschränken. Mit Techno-Beat wie in "Love Like Hell" fremdele ich jedenfalls eindeutig, wahrscheinlich altersbedingt... (bin schließlich schon ein boring old fart).
Am besten gefällt mir Jaana Redflower, wenn richtig trocken losgerockt wird... Police-mäßig wie in "Out Of Control" und dem "Parasite Song", hardrockig wie im bärenstarken "Devil's Bride" oder punkig-rotzig wie in "Reaper". Richtig toll sind auch die leicht jazzigen Anflüge in "Purple Feathers". An ein Clavinet erinnernde Keyboardklänge, Jaanas fulminant geblasene Querflöte oder die herrlich schräge 'Tröte' als Saxofonersatz - drei von vielen starken Momenten auf "Back To The Roots".
Einige Songs haben sich herausgeschält, die ich so schnell nicht mehr aus dem Ohr bekommen werde - gleich drei von dieser Sorte. Zunächst mal das minimalistische "Stranger In The Desert": Gedroschene Akkorde von Bassist Adrian Klawitter, dynamischer Gesang, (mal wieder) eine zauberhaft gehauchte Querflöte und sogar ein kleines Schlagzeugsolo vom kurz nach den Aufnahmen ausgestiegenen Jonas Deicke - fertig ist ein völlig ungewöhnlicher, überaus reizvoller Start in dieses Album. Das reichlich psychedelische "Seventh Room", von einem tollen Gitarrensolo gekrönt, steht dem in Nichts nach. Völlig abgefahren ist das nahezu auf rhythmische Beats, orientalisch-angehauchte Flöten- und zirpende, fast meditative Keyboardparts reduzierte "Fallen Cities" - auf so eine Idee muss man kompositorisch erstmal kommen! Saustark!!
Nicht schlecht, Herr Specht - Jaana Redflower machen mit ihrem Debüt eindeutig Appetit auf mehr. Wenn nun neben der roten Blume auch noch ein roter Faden seinen Platz findet, wird alles gut ;-)
"Back To The Roots" hat mich jedenfalls gut unterhalten...
Line-up:
Jaana (Gesang, Querflöte, E-Gitarre)
Adrian Klawitter (Bass)
Jonas Deicke (Schlagzeug)
Tracklist
01:Stranger In The Desert (4:22)
02:Out Of Control (3:08)
03:Parasite Song (2:46)
04:Seventh Room (4:22)
05:Fallen Cities (4:38)
06:Ready To Break My Heart (2:16)
07:Byebye Old Times (3:15)
08:Love Like Hell (4:48)
09:I'm A Lady (2:54)
10:Final Chance (5:12)
11:Neon Lights (3:14)
12:Devil's Bridge (2:24)
13:Purple Feathers (3:43)
14:Reaper (4:02)
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