Wer auf dem Album des neuen
Crimson (
King Crimson)-Projektes, dass sich
Jakszyk, Fripp And Collins nennt, die crimsonschen, avantgardistischen Verrücktheiten erwartet hat, hat sich getäuscht. Ist der Fan auf Stücke mit hohem Spannungsbogen und einer Mixtur aus Bedrohlichkeit, technisch anspruchsvollem Gefrickel und Aggressivität eingestellt, wird er überrascht sein. Jahrhundert-Musikstücke wie "Fracture" sind hier nicht zu erwarten. Das Album ist durchweg ruhig gehalten. Sauber gespielte, bluesige Gitarren treffen auf gefühlvollen Gesang und verträumtes, romantisch-verspieltes, Saxofonspiel.
Mel Collins, der endlich mal wieder auf einem
Crimson-Album mitspielt, zeigt, dass er weiterhin zu den besten Saxophonisten des Planeten Erde zählt. Sanfte Keyboards und Soundscapes untermalen manchmal die schwebende Leichtigkeit der Songs. Bass und Drums sind vollkommen unaufdringlich, die Rhythmen jedoch durchaus einfallsreich.
Zu den einzelnen Bandmitgliedern:
Robert Fripp dürfte als ewiger Leader von
King Crimson bekannt sein. Hier lässt er die crimsonsche Härte vermissen und hält sich eher mit elegischem Gitarrenspiel zurück.
Mel Collins hat schon für
King Crimson,
Camel,
Dire Straits,
Alan Parsons und
Chris Rea gespielt, um nur einige Künstler zu nennen. Ein geliebter Sessionmusiker, der sein Saxophon perfekt beherrscht.
Jakko Jakszyk ist ein britischer Singer-Songwriter und Multiinstrumentalist. Sein Hauptinstrument ist die Gitarre, aber er beherrscht auch Bass, Keyboard, Saxophon, Klarinette, Flöte, etc. Hier singt er, spielt Gitarre, Keyboards und Gu Zheng, ein chinesisches Saiteninstrument. Jakszyk war bereits bei
Level 42 und
The Tangent, sowie vielen anderen Bands. Auf dieser Platte ist er der Hauptverantwortliche für die Musik.
Tony Levin, der sowohl als Mitglied bei
King Crimson, wie auch als Sessionmusiker, z.B. bei
Pink Floyd bekannt wurde, bedient Bass und Chapman Stick.
Gavin Harrisson von
Porcupine Tree ist der Drummer.
Die Band harmoniert sehr gut. Die meisten Soloausflüge kommen ganz eindeutlig vom Saxophon. Der Genuss von
Mel Collins' Spiel ist schlichtweg Balsam für die Seele. Die Stücke von durchschnittlich viereinhalb bis neun Minuten Länge lassen sich Zeit mit dem Aufbau, brauchen aber auch keine Stunden, um in Fahrt zu kommen. Sie fließen angenehm dahin und sind voller Harmonien, die jedoch nicht zu einfach gestrickt sind. Dass sich die Tracks sehr ähneln, ist auf diesem Album kein großes Manko, diese Tatsache unterstreicht eher dessen Geschlossenheit. Leider vermisst man doch etwas Tempo und Aggressivität. Nichts für ungut, es verschlechtert nicht die Qualität dieses wunderschönen Musikwerkes.
7 von 10 RockTimes-Uhren