Ja, was ist das denn hier? Country oder Folk? Nun ja, vielleicht ab damit in die Schublade "Alternativ/Independent"? Oder besser, zeitgemäßer: Wollen wir es einfach Americana nennen, was uns The James Low Western Front serviert?
Spuren von Steve Earle sind wahrnehmbar, vielleicht auch ein wenig von Bruce Springsteen, dazu ein gewisses Country-Feeling, sicher durch den unterstützenden Einsatz von Dobro und Pedal Steel erzeugt. So kann ich auch den einen oder anderen Berührungspunkt zur Musik von Gram Parsons oder Townes Van Zandt, versehen mit einem Hauch von Popmusik, entdecken.
Interessante Koordinaten also, die auf eine interessante Musik schließen lassen. Mit klackernder, typischer Gitarre in Richtung dessen, was Johnny Cash in seinen frühen Jahren vorlegte, dazu eine Sound-bestimmende Orgel und plötzlich diese betörende Pedal Steel... bereits der erste Titel versprüht eine Vielzahl von Einflüssen auf kleinem Raum.
James Low singt dazu mit angenehmer, ruhiger, mit ein wenig Melancholie behafteter Stimme.
So ist die Musik stets mit Anklängen an Nashville oder Bakersfield ausgestattet, aber auch ganz viel des Outlaw-Feelings texanischer Prägung ist vorhanden. Gleich der zweite Titel könnte von einer Platte des großartigen Gary P. Nunn stammen und ist ohne Zweifel einer meiner Lieblingssongs auf "Whiskey Farmer". Der Einsatz der Dobro löst sich hier mit einem Solo der Pedal Steel ab. Track drei gibt nun stilistisch jene Richtung vor, die am ehesten mit Neil Young in Verbindung zu bringen sein könnte, jedenfalls teilweise. Aber auch Anklänge an The Band klingen für mich mit - Indizien für eine abwechslungsreiche Reise, schon nach der kurzen Zeit. Wo wir gerade beim Stichwort sind: 'Kurze Zeit', ja, alles ist schnell vorbei, bei nur acht Songs erreicht die Spielzeit lediglich die Länge von nicht einmal dreißig Minuten.
Die Pump Organ (dt. Harmonium) mit dem altertümlichen Klang und schwerfällig wirkenden Tönen erklingt auf dem sanften "Thinking California" und scheint eine Rückschau auf alte Zeiten zu vermitteln. Mit "Sleeping It Off" 'shuffelt' es ordentlich ab und mit "Words" präsentiert mir die Band meinen zweiten Lieblingssong in feinster Country-Manier à la Gram Parsons. Das rockende "Medicine Show" und das schleppend inszenierte Abschlussstück runden die bunte Palette der Abwechslung ab und sorgen dafür, dass tatsächlich für viele verschiedene Geschmäcker etwas dabei sein könnte.
So gefällt mir auch nicht alles eindeutig, gerade der letzte Song macht mich persönlich nicht so an.
Alles in allem eine durchaus vergnügliche und schöne Reise durch die Musik Nordamerikas, also Americana, nicht wahr? Nach "Mexiquita" (2000), "Blackheart" (2002) "Blackguard's Waltz" (2008) ist dies nun die vierte CD von The James Low Western Front.
Line-up:
James Low (acoustic guitar, vocals)
Tim Huggins (bass guitar, vocals)
Dave Camp (electric guitar, Wurlitzer, vocals)
Joe Mengis (drums, percussion)
Rob Burger (pump organ)
Ralph Huntley (piano)
Lewi Longmire (pump organ, Hammond organ)
Paul Brainard (pedal steel, dobro)
Mike Coykendall (percussion)
Tracklist |
01:Whiskey Farmer (3:29)
02:The Stars Don't Care (4:02)
03:I Would Have You (3:05)
04:Thinking California (4.16)
05:Medicine Show (3:12)
06:Sleeping It Off (2:35)
07:Words (2:58)
08:A Little More Time (3:51)
(all songs written by James Low)
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