Jamie McLean bzw. die nach ihm benannte Jamie McLean Band sind nicht nur bei mir ein bislang unbeschriebenes Blatt; auch auf RockTimes findet sich - soweit ersichtlich - kein einziges Wort über sie. Immerhin erkennt mein Mediaplayer die Scheibe und so kann ich mir - wenn die CD es wert sein sollte, auf meinen iPod überspielt zu werden - das lästige Eintippen der Songtitel etc. sparen.
Wenn man so gar nichts über einen Künstler weiß, ist es hilfreich, wenn der Promoter - vorliegend Just For Kicks Music - einen 'Waschzettel' beifügt. Doch der Zettel ist wenig ergiebig. Man erfährt, dass zur Band neben dem Namensgeber noch der Drummer Brian Griffin und der Bassist Ben Mars gehören, dass die Band bei dem Konzert in einem Showroom des Gitarrenherstellers Gibson von Jason Crosby (Piano, Organ und Fiddle) unterstützt wurden sowie dem 'American Idol Winner' Taylor Hicks (Harmonica und Vocals), und dass die Band sowohl Songs aus dem unergründlichen Fundus von McLeans eigenem kompositorischen Schaffen sowie Coverversionen von The Allman Brothers Band, Tom Petty und Otis Redding spielt. Das alles lässt sich allerdings auch bereits dem Booklet zur CD entnehmen.
Anschließend erfährt man: Dasselbe nochmal! Und noch einmal! Tatsache: Die wiedergegebenen Standard-Informationen werden auf dem einseitigen Waschzettel noch zwei Mal wiederholt! Dabei wäre es durchaus hilfreich gewesen, weitere Informationen zu erhalten. Praktisch keine Biographie des Protagonisten, außer dem Hinweis, dass er früher für die Dirty Dozen Brass Band gespielt hat, dass er seine Band im Jahr 2006 gegründet hatte, und dass die meisten der gespielten Songs von seinen letzten beiden Alben stammen.
Auch im Internet (einschließlich der Homepage der Band) habe ich kaum weiterführende Informationen entdeckt außer dem Hinweis, dass sich Jamie McLean im Jahr 2006 habe entscheiden müssen, ob er weiter mit der DDBB habe touren wollen (wobei er durchaus große und berühmte Stätten bespielt hat), oder ob er lieber sein eigenes Ding machen wolle; er hat sich offenbar für letzteres entschieden.
Okay, genug der Nörgelei über mangelnde Informationen. Jetzt endlich zur Musik: Nach kurzer Vorstellung geht es mit "Country Living" flott und durchaus rockig daher. Die Band steht bereits mit beiden Gastmusikern auf der Bühne, was durch den Einsatz von Blues-Harp und Piano ohrenfällig ist. "I been Low" (mein Englischlehrer würde sich im Grab rumdrehen angesichts dieser Grammatik; mein Musiklehrer im Hinblick auf diese 'dreckige' Musik) - offenbar in Trio-Besetzung dargeboten - klingt sehr stark nach Blindside Blues Band, was ja irgendwie auch nicht verwundert, handelt es sich doch in beiden Fällen um typische Power-Trios (wenn man von der doppelt besetzten Gitarre bei der BBB absieht).
Es folgt ein klassischer, eingangs stampfender Blues: "Crazy About You" repräsentiert eher die Slow-Variante, mit einem schönen Gitarrensolo in der Mitte macht der Song durchaus Appetit auf mehr. Mehr als wohlwollender Applaus des allerdings wohl nicht allzu zahlreichen Publikums kommt durchaus verdient! Es folgt ein deutlicher Stilwechsel, denn wie anders klingt "Summertime On Main Street". Die vom Start weg zu hörende Fiddle, die im Mittelteil den Solo-Part übernimmt, gibt dem Ganzen einen Country-Touch. Unweigerlich will man in Gedanken einen Square-Dance hinlegen! "Sing It" kommt dann wieder aus der härteren Ecke, wiederum mit einem schönen, wenn auch unspektakulären Gitarrensolo im Mittelteil.
Das Intro von "Box Of Memories" erinnert zunächst an "Not Fade Away" von den Stones, wird aber alsbald mit seinen durchgängig harten, sehr rhythmischen Riffs mehr zu einem ABB-Song. Und welch ein Stimmungsumschwung folgt mit dem Wechsel zu "Nathalie", einer regelrechten Ballade, die insgesamt allerdings ein wenig dahinplätschert. Am Ende des Stückes wird dann angekündigt, dass Taylor Hicks wieder auf die Bühne zurückkehrt, und mit den ersten Tönen hört man die Nähe zu den ABB heraus; kein Wunder, denn "Midnight Rider" stammt nun mal bekanntermaßen aus der Feder von keinem geringeren als Gregg Allman. Taylor Hicks ist sowohl mit seiner Harp wie auch als Gesangspartner von Jamie McLean mit dabei. Ein schönes a capella-Duett zum Ende hin, gibt der Interpretation etwas durchaus Authentisches.
Fast schon Rock'n'Roll-Musik bietet "Girl Is Mine"; klasse hier der Piano-getriebene Mittelteil. Das hat Tempo, das hat Drive (doppelt gemoppelt, aber treffend!). Kein Wunder also, dass die Nummer am Ende stark an Status Quo erinnert. Mit "Cupid's Greatest Thief" wird das Tempo wieder etwas herausgenommen. Mit einem Gitarrenspiel von Jamie McLean, das hier stark - jetzt komme ich zum nächsten und unvermeidlichen Vergleich - an Warren Haynes erinnert, mit herrlichem Kontrast zur Schweineorgel von Jason Crosby, ein wirklich gelungener Song, der mit der Vorstellung der Bandmitglieder endet.
"Open Up", "Best I've Ever Known" sowie "Holy Water" dürften vor diesem Hintergrund das 'Encore'-Programm darstellen: "Open Up" rockt rhythmisch und recht flott daher, "Best I've Ever Known" ist wiederum eine ruhige Ballade im Stil der Allman Brothers Band, und der absolut letzte Track "Holy Water" shuffelt recht nett daher, bis der Abend mit einem Gute-Nacht-Gruß beendet wird.
Insgesamt - nach mehrmaligem Hören - eine durchaus ordentliche CD, die - um meine einleitenden Worte aufzugreifen - den Weg auf meinen iPod finden wird. Klassischer Blues Rock in Verbindung mit zahlreichen artverwandten Musikstilen, alles von der Band wie den Gastmusikern mehr als solide dargeboten, auch wenn spektakuläre Höhepunkte Mangelware sind. Für Anhänger von ABB, Gov't Mule u. ä. kann man durchaus die Anregung geben, mal unvoreingenommen hinein zu hören.
Line-up:
Jamie McLean (guitars, vocals)
Brian Griffin (drums, vocals)
Ben Mars (bass, vocals)
Special Guests:
Taylor Hicks (guitar, vocals, harmonica)
Jason Crosby (piano, violin)
Tracklist |
01:Country Living (4:41)
02:I Been Low (4:50)
03:Crazy About You (6:08)
04:Summertime On Maine Street (5:10)
05:Sing It (3:39)
06:Box Of Memories (5:29)
07:Natalie (4:36)
08:Midnight Rider (5:55)
09:Girl Is Mine (5:19)
10:Cupid's Greatest Thief (5:19)
11:Open Up (5:48)
12:Best I've Ever Known (4:39)
13:Holy Water (5:02)
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Externe Links:
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