Waren Jane aus Hannover in den 70er Jahren die deutschen Led Zeppelin?
Musikalisch sicher nicht. Wobei das aber auch ein bisschen so wäre, wie
Äpfel mit Birnen zu vergleichen. 'Andere Baustelle', sozusagen.
Hatten Jane in ihrem ersten Karriereabschnitt in Klaus Hess auch einen superstarken Gitarristen und in , Bernd Pulst, Peter Panka und Charly Maucher mit DIE besten Sänger der Krautrockszene überhaupt, so fangen die Unterschiede zu den Engländern aber schon damit an, dass die Norddeutschen auf nahezu jeder Veröffentlichung einen oder mehrere Besetzungswechsel zu verzeichnen
hatten. Einzig die Phase von 1976 bis 1978, in der drei Platten erschienen,
war stabil.
Nein, die Anfangsfrage bezieht sich eher darauf, dass beide Bands in ihrer
Heimat von den Fans geliebt, von der Presse aber gehasst und im schlimmsten
Fall gar verspottet wurden. Das hier besprochene Album "Live At Home" aus
dem Jahr 1976 beispielsweise wurde in den damaligen Kritiken zerrissen,
konnte aber allein in der damaligen BRD innerhalb kürzester Zeit an die
100.000 Einheiten verkaufen und bescherte der Band ihre erste (und bis heute
einzige) goldene Schallplatte.
Jane waren auf ihrem absoluten Karrierehöhepunkt angelangt.
Die Gruppe war 1970 entstanden, als Bassist Klaus Hess und Sänger Peter
Panka bei der Band Justice Of Peace ausstiegen und neben der musikalischen
Richtung auch beschlossen, die Instrumente zu wechseln. Hess übernahm die
Gitarre und Panka spielte fortan Schlagzeug, ohne jedoch das Gesangsmikro
gänzlich an den Nagel zu hängen. Zur Erstbesetzung gehörten noch Werner
Nadolny (Tasten), Charly Maucher (Bass und Vocals) und Bernd Pulst (Lead Vocals).
1972 wurde dann das Debüt "Together" veröffentlicht, welches ein absoluter Klassiker ist und zu den fünf Inselplatten des Verfassers zählt.
Als die Aufnahmen zu "Live At Home" bei einem Konzert im heimischen Hannover
stattfanden, waren neben Hess und Panka noch Martin Hesse (ex-Dull Knife, Bass und Vocals) und Manfred Wieczorke (ex-Eloy, Tasten) in der Band.
Ein interessanter und sehr cleverer Schachzug der Truppe auf dieser Doppel-LP
war es, neben Fan-Favoriten wie "Lady", "Out In The Rain" oder "Hangman" auch fünf neue Songs zu präsentieren. Von diesen fünf ist "Windows", das eine gesamte Vinyl-Seite in Anspruch nahm, wohl der herrausragende Song.
Aber auch "No Expectations" und "Another Way" sind absolute Gewinner.
Traditionell eröffnet wurde (und wird auch heute noch) die Show mit einem
Intro, das in den Song "All My Friends" (ist gleich mit dem Song
"Air-Superman" von der LP "Fire, Water, Earth And Air", aber mit geändertem
Text) übergeht, als Begrüßung und Dank an die Fans.
Es folgt ein fließender Übergang zu "Lady", das durch den charismatischen Gesang von
Peter Panka profitiert. Bis auf "Out in the rain", welches
ebenfalls von Panka gesungen wurde, teilen sich Klaus Hess und Martin Hesse
die restlichen Vocals auf dem Album.
Nach dem etwas abgespeckten "Rest Of My Life" (aka "I Need You" von "Jane III") folgen dann zwei der neuen Songs mit "No
Expectations" und "River", einem Instrumental.
Ließ man dem Publikum mit letztgenanntem Song etwas Zeit zum Durchatmen,
folgen danach gleich drei Klassiker in Form von "Out In The Rain", "Hangman"
und "Fire, Water, Earth & Air".
Abgeschlossen wird das Spektakel dann von den drei restlichen neuen Songs "Another Way", "Hightime For Crusaders" und "Windows". Ob treibender Boogie, getragener Krautrock, träumerische Instrumentals oder Rock. Auf dieser CD ist alles dabei.
So unbestritten superklasse die musikalische Performance auch war, muss man
als einzigen Kritikpunkt, und das fällt mir als Fan nicht leicht, anmerken,
dass es mit der englischen Sprache (inklusive des berühmt-berüchtigten
'th') doch etwas haperte. Mich persönlich affektiert das jedoch nicht, da
bei Jane das Licht dem Schatten jederzeit dermaßen überlegen war, wie z.B.
'Bayern München' einem Kreisliga-Verein (man verzeihe mir den
Fußballvergleich).
Ach ja, gegenüber der Vinyl-Version fehlt auf der CD der Song "Daytime". Seien wir mal milde und nehmen an, dass er auf die CD einfach nicht mehr draufgepasst hat. Aber warum gerade "Daytime"???
Seien wir mal nicht so (großer Gott, bin ich heute gütig) und sagen 'irgendeinen
musste es ja erwischen'.
Wenn man in die Punktewertung gehen will, dann würde ich eine dicke 9 von 10 rausrücken.
Der kommerzielle Erfolg blieb Jane danach (trotz weiterer fünf
Studioproduktionen) nur noch wenige Jahre treu und Streitigkeiten innerhalb
der Band fuehrten schließlich 1982/83 zum Ausstieg/Rauswurf des
musikalischen Kopfes der Band, Klaus Hess.
Bevor es bezüglich neuer Studioaufnahmen (darüber mehr demnächst in diesem Theater) erstmal lange Zeit sehr ruhig blieb, folgte 1986 noch die LP "Beautiful Lady", die jedoch nicht an die Großtaten der Vergangenheit anknüpfen konnte.
Seit ca. 5 Jahren sind Jane nun wieder in Fast-Orginalbesetzung mit Peter
Panka (der immer dabei war), Werner Nadolny, Charly Maucher zusammen. Dazu Klaus Walz an der Gitarre, der nun auch schon ca. 15 Jahre in der Band ist.
Und sie sorgen wieder für reichlich Furore. Es wurden 2 Studio- und eine
Liveproduktion veröffentlicht, es folgte ein Auftritt im 'Rockpalast' und
diesen Herbst/Winter wird eine DVD erscheinen. Aber dazu, wie gesagt,
später mehr.
Spielzeit: 74:49, Medium: CD, Brain (Universal), 1992 (1976)
1:All My Friends (4:59) 2:Lady (3:38) 3:Rest of my life (4:47) 5:No
Expetations (5:23) 6:River (3:50) 7:Out In The Rain (6:24) 8:Hangmn (11:59) 9:Fire,
Water, Earth, & Air (3:54) 10:Another Way (5:25) 11:High Time For Crusaders (5:04) 12:
Windows (19:17)
Markus Kerren, 09.08.2005
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