Ihre neue CD "Voices" ist ein Meisterwerk, ein Meilenstein. Ihre Herbsttour wurde zum Triumphzug durch Deutschland und die Schweiz. Der Höhepunkt war der sensationelle Auftritt im Musikmekka in der Schweiz. Das Z7 in Pratteln bei Basel am 7. Dezember.
Die Krautrockband Jane aus Hannover erlebt eine Wiedergeburt, die in diesem Ausmaß kaum für möglich gehalten wurde.
Gibt es Märchen? Es gibt sie! Man nehme eine Musikband namens Jane, und schon ist ein solches Märchen aus dem Boden gestampft.
Denn wie ein Märchen hört es sich irgendwie schon an, wenn man die letzten Monate von Jane Revue passieren lässt. Die Band erlebt eine Wiedergeburt, die sie sich wohl selbst nicht erträumt hatte. Ganz abgetaucht waren Jane zwar nie, allerdings war höchstens noch ein paar wenigen treuen Insidern bekannt, dass es die Gruppe, die zu Beginn der 70er Jahre mit ihrem Album "Together" den Durchbruch geschafft hatte, wieder in Fast-Originalbesetzung überhaupt noch gibt. Noch im Frühjahr spielte das Quartett deshalb meistens vor 100, 200 Konzertbesuchern. Bei dem vorletzten Konzert am 7. Dezember im Z-7 in Pratteln (Schweiz) und definitven Tourhöhepunkt waren es doppelt, drei- oder gar viermal so viele. Die Fans trauten ihren Ohren und Augen nicht, welch musikalisches Feuerwerk die Herren um Charismatiker Peter Panka auf der Herbsttour, die am 8. Dezember bei Luzern im bewusst kleineren Rahmen zu Ende ging, zelebrierten.
Frisch und unverbraucht wirkten Jane. Kaum zu glauben, dass sie schon an die 36 Jahre zusammenspielen. Jane hat sich als Speerspitze der Krautrockszene, die sich im Aufwind befindet, begriffen und erwiesen. Allenfalls Birth Control zeigt annähernd noch dieses Flair.
Mit ausschlaggebend für diesen Triumphzug durch Deutschland sowie mit dem Schlussfeuerwerk in der Schweiz, war ein in dieser Form vermutlich noch nie dagewesenes Engagement mehrerer Mitglieder aus dem Jane-Forum (Link siehe unten). Diese taten, was das Jane-Management in den vergangenen Jahren sträflich vernachlässigt hatte: Die Werbetrommel wurde gerührt. Mit Erfolg. Plötzlich begannen sich - nach teils zähen 'Verhandlungen' - Zeitungen, Radiostationen und sogar Fernsehanstalten (wieder) für Jane zu interessieren. Während der Konzerte selbst wurden zudem CDs, DVDs und T-Shirts verkauft.
Doch diese Aktionen hätten nicht gefruchtet, wenn sich Peter Panka, Klaus Walz, Werner Nadolny und Charly Maucher auf der Bühne nicht in Höchstform präsentiert und so das Publikum zu Beifallsstürmen hingerissen hätten. Hinter der Wiedergeburt steckt knochenharte Arbeit der vier genialen Musiker. So gesehen ist die Rückkehr aus der Versenkung nur bedingt ein Märchen. Was die weit über 50-jährigen, aber junggebliebenen Alt-Rocker noch zu leisten imstande sind, verdient das Prädikat 'Weltklasse'. Und dieses Prädikat gilt ebenfalls für das neue, fantastische, abwechslungsreiche Album "Voices".
Viel davon bekamen die Konzertbesucher im Herbst jedoch nicht zu hören. Jane spielten bewusst vor allem Klassiker wie "Daytime", "Hangman", "Out In The Rain", "Windows" etc. Aus der "Voices" und dem Vorgänger "Shine On" hatte die Band nur wenige Songs im Live-Repertoire. Die Rufe »spielt auch die "Voices"«, waren jedoch nicht zu überhören.
Das soll sich im März/April, wenn bereits zur nächsten Tournee gestartet wird, jedoch ändern. Und das ist gut so. Denn gerade das jüngere Publikum (zuletzt stark zunehmend) wird sich eher mit dem neuen Material anfreunden. Es wird wohl eine 'Voices-Tour 2007' werden. Womit angedeutet ist, dass Jane sich musikalisch sanft, geschickt und evolutionär in die Gegenwart adaptiert haben. Die zu ihren Fans, einen in dieser Branche selten engen Kontakt pflegende Band, ist etwas rockiger geworden, ohne allerdings von ihrem typischen Stil abzuweichen: Gefühlvollen, melodiösen Elementen oder Balladen wie auf dem neuen Album, das dem Zuhörer Hühnerhaut verursachende "Dawn". Peter Pankas charismatische Stimme hat nichts von ihrer Authenzität verloren. Im Gegenteil. Speziell die Gesangsparts bei Jane ( Peter Panka und Reibeisenstimme Charly Maucher) treten mehr und mehr in den Vordergrund. Waren diese in der Vergangenheit zu weit hinten im musikalischen Raum, ist der Gesang nun ein wirkungsvolles stilistisches Mittel, das den Songs nur gut tut. Niveauvolle Texte tun ein weiteres.
Das im Vergleich zu den Vorjahren unerwartet triumphale 2006 hat den Appetit auf mehr angeregt. Gitarrist Klaus Walz, der hinter den Kulissen die Fäden zieht, hat denn auch längst mit zukunftsorientierten Arbeiten begonnen. Jane sollen für Radiostationen wieder interessant werden. Mit der "Voices" (mit einigen hitverdächtigen Songs wie beispielsweise "Much Too Much" oder "Gentlewoman") könnte, respektive müsste es eigentlich klappen.
Ferner kommt in diesem Jahr ein Streifen in die Kinos ("Klick"), zu welchem Jane die Filmmusik (unter anderem mit Tracks aus "Voices") beisteuern. Und es ist die Teilnahme an Open Airs geplant.
Wie weit es mit Jane noch aufwärts geht, lässt sich schwer voraussagen. Die Popularität der 70er Jahre kann, realistisch betrachtet, nicht mehr erreicht werden. Trotzdem ist es nicht falsch, von einem 'Vorwärts in die Vergangenheit' zu sprechen. Denn der Bekanntheitsgrad kann zumindest (wieder) so groß werden, dass sich die Band für ihre Konzerte bald größere Lokalitäten aussuchen muss. Und wer sagt eigentlich, dass es "Voices" (sofern die Radios mitziehen) nicht sogar in die Charts schaffen kann? Dies wiederum wäre dann wirklich ein Märchen.
Und das Märchen hätte seine Helden:
Jane - Der Stern leuchtet wieder
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