Vorstellen will ich Euch heute die neue CD von Jane Saw Jones mit dem Titel "Wolf". Jane Saw Jones? Nie gehört ? Kann ich mir vorstellen. Die Band aus der Kurpfalz gibt es zwar schon seit 1997, sie kämpften aber immer wieder mit Besetzungswechseln, so dass keine richtige Kontinuität entstand. Nun hat man seit mittlerweile fünf Jahren eine feste Formation gefunden und ist zum Trio geschrumpft. Aktuell setzt sich die Band aus C. Erbach (Bass, Gesang), J. Ruhnke (Gitarre) und D. Magin (Schlagzeug) zusammen.
Eigentlich ist dies die zweite CD der Band. Die erste wurde 2002/2003 in der Blubox in Troisdorf bei Guido Lucas eingespielt, gemastert und abgemischt. Die CD heißt "Homesick/Lovesick" und ist über den direkten Kontakt auf der Bandpage erwerbbar.
Live war die Band trotz Personalwechsel immer präsent und konnte auf der Bühne wichtige Erfahrungen sammeln. So lag es nahe, endlich die zweite CD zu produzieren und der Kreativität freien Lauf zu lassen. Das Studio war in diesem Fall der eigene Proberaum in Otterstadt bei Speyer. Man hat sich bandintern geeinigt, die Aufnahmen in Eigenregie durchzuführen. Ein kleines Risiko. Aber um es gleich vorneweg zu sagen: es hat sich gelohnt!
Die elf Stücke sind aus einem Guss und zeigen deutlich die Qualitäten der jungen Band.
Das erste Lied "Cortege" ist ein schöner Opener, der sich langsam bis zum Refrain aufbaut. Die Instrumente kommen gut zur Geltung und der Mix ist für eine Eigenproduktion wirklich gut. Das Stück beginnt zwar ziemlich schräg, entwickelt sich aber zu einer Funk- und Rocknummer. Hier wurden aus meiner Sicht Ideen für zwei bis drei Songs verarbeitet. Respekt! Sehr abwechslungsreich!
Weiter geht es mit "Mr. Wolf", dem Titeltrack und einer sehr rockigen, vielleicht sogar punkigen Nummer, die mir sehr gut gefällt. Eine gute Gesangslinie und tolle Gitarrenfills gefolgt von klaren, melodiösen Themen. Sehr gut plazierte Tempowechsel lockern das Ganze auf. Eine runde, kurze Nummer, die Spaß macht.
"Harpoon" beginnt langsam mit leichten Gitarren. Dann folgen Bass und Schlagzeug. Hier kann man die Augen schließen und träumen. Nach der kurzen Träumerei folgt ein schwerer, getragener Teil, der aber trotzdem sehr gradlinig ist. Sehr schön die zweite Stimme, die sehr effektiv und unaufdringlich eingesetzt wird. Bass und Schlagzeug ergänzen sich gut. Interessant die technischen Spielereien der Gitarre im zweiten Drittel der Nummer, die erst sehr zaghaft beginnen, dann aber immer stärker zur Geltung kommen.
"Me-Machine" startet mit Gitarrengeschrubbe als Basis, auf der sich Bass und Schlagzeug aufbauen. Eine schöne rockige Nummer. Eingängig, so dass mein Fuß immer wieder mitwippte. Ein gutes Zeichen! Der Mittelteil zeigt erneut die Kreativität der Band. Schräger Gesang, der aber zur Stimmung passt und schon wieder der Übergang in den tollen Refrain. Die Nummer ist wirklich nicht langweilig.
Dann eine Überraschung: "28 Worte" wird auf deutsch gesungen. OK. Am Titel hätte ich es merken müssen… Etwas melancholisch und nachdenklich wirkt der Song. Auch hier wieder dezenter, sehr gut eingesetzter zweistimmiger Gesang. Stilistisch finde ich hier funkige Einflüsse. Ich muss sagen, der deutsche Gesang wirkt sehr gut. Obwohl ich nicht so der Fan von deutschen Texten bin, muss ich hier aber deutlich den Daumen heben.
"Game Of Chess": die nächste Überraschung - ein Instrumental. Na ja. Da bin ich mal gespannt. 5:31 Minuten - das kann langweilig werden. Wird es aber nicht. Ich bin richtig in das Stück abgetaucht. Die Wah Wahs sind passend eingesetzt und die Melodie ist schön. Das passt. Was ich höre ist überhaupt nicht langweilig, sondern fesselnd. Ein abwechlungsreicher Track, der den roten Faden nie verliert. Ruck Zuck waren die 5:31 Minuten vorbei. Ein gutes Zeichen!!! Hat mir gefallen.
"Oy!" passt jetzt sehr gut nach dem Instrumantal. Das ist Rock. Hier toben sich die Jungs richtig aus. Toll, der mehrstimmige Gesang. Der Basslauf und das Schlagzeug passen klasse zusammen und das Zusammenspiel mit der Gitarre ist 1a. Nach 2:20 Minuten folgt ein wirklich 'irrer' Mittelteil. Irgendwie schräg, aber doch wieder nicht. Coole Sache.
Die Nummer neun auf der Scheibe heißt "Endlicht". Aha. Wieder ein deutscher Text. Und ebenfalls sehr einfühlsam gesungen. Auch diese Nummer passt ins Programm. Dieses Lied trägt zur Vielfältigkeit auf dieser Scheibe bei. Nach drei Minuten dreht sich aber die Stimmung. Wieder eine interessante Steigerung, die ich so nicht erwartet habe. Sie können es nicht lassen. Man landet meistens wieder in der Rock-/Alternative-Ecke, was ich bestimmt nicht abwertend meine. Zudem wird das Lied von einem Cello untermalt. Sehr passend!!
Für mich alten Rocker ist "Opera" ein Highlight auf dieser Scheibe und absolut radiotauglich. Die Radiostationen werden zwar wegen der 9:08 Minuten zurückschrecken, aber jede Sekunde ist es wert, gespielt zu werden. Dieses Stück habe ich zu meinem Favoriten gekürt. Auch hier wird wieder ein Cello eingesetzt. Sehr schön die Stelle ab Minute1:45 ... Meine Ohren sind begeistert. Nach 4:25 Minuten ist die Nummer eigentlich beendet. Doch dann erfolgt noch ein wahrer Schlussmarathon. Ein schönes Thema, das sich von langsam und getragen hin zu rockig schnell steigert. Vielleicht ist es für manche nervig, ich selbst finde die Stelle gut. Warum nicht so etwas einbauen?
Das letzte Lied heißt "Espectro" und ist ein Gute-Laune-Stück, das dazu beiträgt, dass die Scheibe einen positiven Geschmack hinterläßt. Schön platzierte Breaks unterbrechen nur kurz den Spielfluss, ohne vom Hauptthema abzulenken. Die lange Pause von ca. 30 Sekunden zwischen dem vermeintlich letzen Ton und dem endgültigen Schluss muss man mir erklären. Finde ich nicht so prickelnd. Böse Zungen werden behaupten, dass den Jungs die Ideen ausgegangen sind. Aber an Ideen mangelt es Jane Saw Jones bestimmt nicht. Vielleicht bekomme ich es noch heraus, was der Grund war.
Alles in allem hat mir das Album gefallen. Die Aufnahmen können zwar klanglich mit einer professionellen Scheibe nicht ganz mithalten, doch trotzdem sind sie bemerkenswert gut. Wenn man weiß, dass die CD in Eigenregie im Proberaum entstanden ist, muss man den Hut ziehen. Hier haben sich die Jungs wirklich viel Mühe gemacht. Jeder, der sich selbst in Eigenregie aufgenommen hat, weiß wovon ich rede.
Ein Tipp: Hört euch die CD mal über einen richtig guten Kopfhörer an. Hier kommen alle Feinheiten super zur Geltung.
Die Songauswahl ist klasse. Man hat sich nicht gescheut, zwischen deutschen und englischen Texten zu wechseln. Ein Risiko, aber es passt. Jane Saw Jones geben mit dieser Platte eine gute Visitenkarte ab. Fans aus der Alternative- und Rockecke werden nicht enttäuscht.
Leider ist die Scheibe bisher nicht im Handel erhältlich. Scheut euch aber nicht, die Band direkt anzuschreiben (E-mail-Kontakt über die Homepage).Vielleicht findet sich sogar eine Plattenfirma, die Interesse hat. Ich sehe bei der Band viel Potential. "Wolf" ist hoffentlich nur der Anfang.
Line-up:
C. Erbach (bass, vocals)
J. Ruhnke (guitar)
D. Magin (drums)
Tracklist |
01:Cortege (3:04)
02:Mr.Wolf
03:Harpoon (6:14)
04:Me-Machine (5:18)
05:28 Worte (3:54)
06:Game Of Chess (5:31)
07:Oy! (3:42)
08:Mother Mary 3:18)
09:Endlicht (5:50)
10:Operta (9:08)
11:Espectro (6:27)
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