Japanische Kampfhörspiele / Welt ohne Werbung
Welt ohne Werbung Spielzeit: 59:50
Medium: CD
Label: Unundeux (Cargo), 2014
Stil: Popgrind

Review vom 18.05.2014


Jens Groh
So, da ist sie, die erste Scheibe nach der Reunion der Japanischen Kampfhörspiele bzw. JAKA. Die Krefelder existier(t)en bereits seit 1998 und brachten es auf fünf Full-Length Scheiben und etliche Demos, Compilations und EPs. Bis man scheinbar auf menschlicher Ebene nicht mehr miteinander zurechtkam und konsequenterweise 2011 den Stecker zog, bevor man sich 2013 wieder dazu entschloss weiter zu Lärmen. Gut, lange hat die Auflösung ja nicht gedauert, nachdem die Luft raus war.
Na ja, egal, es gibt wesentlich schwachsinnigere Reunions bzw. Auflösungskaspereien, von wegen: Heute, wir lösen und auf, morgen, wir sind wieder da! Nur um noch mal schnell die letzte Doppelmark aus den Fans herauszuquetschen. Aber letztlich bleibt die Frage, lohnt sich die neue JAKA?.
Ich würde mal schlicht mit Ja antworten. Denn erstens sind Bands wie diese in der heutigen Zeit dringend notwendig (alleine schon wegen der Texte, aber dazu komme ich später) und zweitens macht die neue Scheibe brutal Laune. Ob das jetzt gute oder eher schlechte ist, kann jeder für sich entscheiden. Wenn es nur um die Musik geht, dann ist die Laune ganz sicher gut, sollte man aber mal genauer auf die Texte achten, dann kann das einem schon mal den Tag versauen. Oder man überdenkt doch mal sein eigenes Handeln. Lesenswert sind die ausnahmslos in deutscher Sprache gehaltenen Lyriks auf jeden Fall. Nicht immer die reinste Philosophie, aber dennoch immer kritisch und niemals albern oder schwachsinnig.
Beispiel gefällig???
»Geht es schnell kaputt? Muss es bald ersetzt werden?
Ist es auch noch nicht zu ausgereift?
Erhöht es den Durchlauf?
Erscheint es innovativ?
Sind auch nicht zu hochwertige
Teile verbaut?
Kurzum - erfüllt es die Kriterien?

Die Kriterien eines perfekten Produkts
Die Kriterien eines perfekten Produkts
Die Kriterien eines perfekten Produkts
Die Kriterien eines perfekten Produkts

Es hat 'ne neue Farbe, es hat 'ne neue Form
Hat 'ne neue Funktion
Alle deine Fakefriends und gekauften Follower
haben es schon
Das Alte fliegt nach Kenia mit der Müllabfuhr
Das Neue kommt aus China. Wie machen wir das nur?
Mach auch du mit und füttere die
Wegwerfmaschinerie!

Geht es schnell kaputt? Muss es bald ersetzt werden?
Ist es auch noch nicht zu ausgereift?
Erhöht es den Durchlauf?
Erscheint es innovativ?
Sind auch nicht zu hochwertige
Teile verbaut?
Kurzum - erfüllt es die Kriterien?

Die Kriterien eines perfekten Produkts
Die Kriterien eines perfekten Produkts«
Das sollten sich einige Schmalzphone Junkies vielleicht mal durch die perforierte Birne gehen lassen.
Aber was soll's, diejenigen, die Texte lesen sind sowieso schon mal 'nen ganzen Tacken weiter auf der Evolutionsstufe.
Musikalisch bleiben die JAKAs ihrem Stil ziemlich treu, es wird immer noch alles in ein Grindgewand gekleidet was so durch das Metallische Universum knattert. Von Death- bis Black- über Thrash Metal ist irgendwie alles dabei. Auch mit einer feisten Produktion geizen die Jungs nicht, und ebenfalls nicht mit Spielzeit. Allerdings ist der Joke mit dem Hiddentrack mittlerweile echt so abgelutscht wie der Kaugummi von Johannes Heesters, selbst wenn es nur ein paar Minuten sind bis dieser erklingt.
Dass das Ganze nicht lächerlich klingt, ist selbstverständlich. Der Spaß ist dennoch vorhanden, nur nicht so grenzdebil wie bei anderen Metal Bands aus Deutschland (ich meine so eine gewisse Spaßkapelle aus Erlangen), die in ihrer Muttersprache musizieren.
Unterstützt durch Gastgrunzer/schreihälse werden die JAKAs auf "WOW" von ehemaligen Mitgliedern, sowie Zingultus des Kieler Schwarzmetallzerstörungtrupps Endstille. Coole Sache das!!!
Wenn die Herren jetzt noch so konsequent gewesen wären und in Punkto Umweltschutz ihre neueste Scheibe als puren Pappdigi (den man sich dann ins Regal stellen kann, man will ja schließlich was in der Hand haben) anzubieten und vielleicht noch nicht mal eine CD, sondern das Ganze als Download anzubieten, wäre das doch mal ein Statement, oder???
Mein Fazit: Eine richtig goile Scheibe, die ich nicht mehr so in der Form von den Jungs erwartet hätte. Und das alles ohne Werbung…..
Line-up:
Christof Kather (drums, vocals)
Bajo (bass)
Bony (vocals)
Robert Nowak (guitars)
Martin Freund (vocals)
Tracklist
01:Ihr Verdammten
02:Die Kriterien eines perfekten Produktes
03:Weiter im Programm
04:Chef de Cuisine
05:Stammzellen
06:Ramones
07:Anderen zugucken
08:Der neue Hitler
09:Gedopte Sklaven
10:Der traurige Geschmack
11:Zufriedene Maschinen
12:Philosophie
13:Naturschutz Sucks
14:Neuro Enhancement
15:So viele Menschen
16:Konditionierungsapparat
17:Was wenn II
18:Glaubt dem Mainstream nicht ein Wort
19:Überflussromantik
20:Gott der Konformität
Externe Links: