Wer hätte schon gerne eine Tracht Prügel? Im Falle dieser charmanten Rockband aus Barcelona nähme ich sie durchaus gerne in Kauf, denn 'Jarabe de Palo' bedeutet ebendies: Kloppe! Der Name der Gruppe scheint irreführend, denn die fidelen Spanier präsentieren alles andere als wüsten Hau-drauf-Rock, die Grundstimmung ist von Love, Peace und Party geprägt - brachiale Gewaltorgien wird man vergeblich suchen.
So ist auf den ersten Blick, auch ohne blaues Auge, zu erkennen: Hier handelt es sich um eine Gruppe, der augenzwinkernder, charmanter Humor nicht fremd ist. Das wichtigste Element in der musikalischen Tracht Prügel ist dann auch eine ungebremste Spielfreude - dabei ist es den Musikern von Jarabe De Palo völlig gleichgültig, wo sie abrocken dürfen: Ein Gig im schummrigen Clubkeller wird ebenso mit Herzblut und Engagement abgezogen wie Auftritte in großen Hallen und Stadien, die sie vor allem in ihrer Heimat, aber auch in Mexiko und Argentinien spielend füllen. In letzter Zeit kommen noch häufig Gastspiele in Theatern und Varietés dazu, wo sie eine komödiantische Mixtur aus Schauspiel und Rockevent auf die Bretter bringen.
Stilistisch kann man die Erfolgscombo, die 1997 in Barcelona das Licht der Rockwelt erblickte, dem Latin Rock zurechnen. Bereits kurze Zeit später landete die Band mit "La Flaca" einen international erfolgreichen Hit. Zwischenzeitlich nennt sich die Gruppe auch Jarabedepalo, man findet aber nach wie vor des Öfteren die alte Schreibweise. Für die meisten Kompositionen ist der charismatische Frontmann Pau Donés verantwortlich - dessen markante Stimme und sein unaufdringliches, aber charakteristisches Gitarrenspiel prägen auch das vorliegende Album. Die Stimmung ist heiter bis locker-flockig. Dennoch schielen die Arrangements nie auf den schnellen Sommerhit, sondern lohnen durchaus das intensivere Zuhören.
Bei der CD "¿Y Ahora Que Hacemos?" handelt es sich um zwölf eingängige, rockige Songs und eine wundervolle spanische Version des Chansons "Je l'aime a mourir" von Frances Cabrel zusammen mit Grammy-Gewinner Alejandro Sanz.
Paul hat sich neben Sanz aber noch weitere interessante Gesangspartner eingeladen: den Liedermacher Joaquín Sabina aus Andalusien auf "Hice Mal Algunas Cosas", den rebellischen Singer-Songwriter Antonio Orozco aus Barcelona auf "Frio", sowie Carlos Tarque, den Sänger der im spanischen Sprachraum populären Rockband M Clan aus Murcia für "Fin". Hierzulande sind diese Namen wohl nicht sonderlich bekannt, doch scheint die spanische Rockszene ziemlich lebendig zu sein. Vielleicht gibt es dort in den nächsten Jahren ja noch mehr zu entdecken!
Pau Donés selbst beschreibt das neue Album so: »Jarabedepalo makes a return to the pop-rock sound. Thumping drums, heavy bass,
irreverent guitars, good lyrics and great tunes.« Und zeigt damit treffend auf, wie die Band nach einigen Ausflügen in unterschiedliche Stilistiken zu ihren Wurzeln, einem eingängigen Rock Pop-Sound zurückkehrt, mit druckvollem Schlagzeug, heftigem Bass, einem typischen Gitarrensound, guten Texten und einprägsamen Melodien. Man sollte dem Mann besser keine Unbescheidenheit vorwerfen - sonst setzt es vielleicht doch noch eine Tracht Prügel - im übertragenen Sinn lohnt sich das bei dieser Produktion durchaus, und daher lautet mein Tipp: Zuschlagen!
Line-up:
Pau Donés (vocals, guitar)
Dani 'Patillas' Baraldès (guitar)
Rafael 'Jimmy' Jenks (sax)
Kyke Serrano (keyboards)
Carmen Niño (bass)
Quino Bejar (percussion)
Alex Tenas (drums)
Tracklist |
01:¡Yep! (3:43)
02:Para Enredar (3:46)
03:Alas (3:50)
04:La Quiero A Morir (3:20)
05:¿Y Ahora Qué Hacemos? (3:06)
06:Fin (3:00)
07:Hice Mal Algunas Cosas (3:16)
08:Soy Un Bicho (4:34)
09:Amor De Todo A 100 (3:02)
10:Frío (4:20)
11:Nina Sara (5:02)
12:Tú Me Hacías Sonreir (4:21)
13:Breve Historia De Un Músico Persona (4:32)
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