Jay Jesse Johnson / Play That Damn Guitar
Play That Damn Guitar Spielzeit: 58:01
Medium: CD
Label: Grooveyard Records, 2009
Stil: Blues Rock, Hard Rock, Psychedelic

Review vom 18.05.2009


Mike Kempf
Jay Jesse Johnson stellt im Mai 2009 mit "Play That Damn Guitar" sein drittes Album vor. Schon seine 2007 ("Strange Imagination") und 2008 ("I've Got An Ax To Grind") erschienenen Veröffentlichungen waren nicht von schlechten Eltern und hinterließen einen starken Eindruck. Der amerikanische Gitarrist sprach bisher ganz klar das Genre des Blues Rock an und ließ erkennen, dass Jimi Hendrix, Robin Trower oder ZZ Top für ihn keine Unbekannten sind. Doch um sich weiter zu entwickeln, bedarf es eigener Kreativität und die stellt er nun unter Beweis. Deshalb unterschreibe ich den Stil seines neuen Tonträgers als reinen Blues Rock nur bedingt, denn was da durch meine Ohrmuscheln wandert, ist eine Mischung aus reichlich Blues- , etwas Hard Rock und einer Prise Psychedelic.
Der Gitarrenakrobat hat elf Songs in einer guten Stunde verpackt und dürfte seine Fans damit schon mal zufrieden stellen. Schon beim ersten Titel "Inner Sanctum" stellt er seine gereifte Stimme unter Beweis und man könnte meinen, dass Steve Vai an der Stromgitarre tätig ist. Anfangs sind eindeutig Psychedelic-Elemente zu vernehmen, die letztlich aber in den Blues Rock abdriften und als Appetithäppchen sehr dienlich sind. Auch "Dream Away" geht in die Vollen und lässt kein Auge trocken! Der Mann spielt sich an die Grenze der Machbarkeit und überfliegt sein Griffbrett mit Schallgeschwindigkeit, ohne dabei an Qualität einzubüßen. Allerdings sollte man für Gitarrenhexerei ziemlich offen sein.
Auch bei "Bad Voodoo" wird man von der E-Gitarre ebenso gnadenlos attackiert, dass einem beim Zuhören schon schwindelig wird. Jay Jesse demonstriert hier Blues Rock der absoluten Härte und hält sich mit Slow Blues-Nummern erst gar nicht auf. Der folgende Track, "Blues For The Devil", trifft den Nagel voll auf den Kopf! Wenn er nicht gerade vom Teufel besessen ist, so muss ich ihm wenigstens eine großartige Spielfreude und absolutes Können attestieren.
Titeltrack "Play That Damn Guitar" ist anfangs zum Luftholen gedacht, doch die Pause ist nicht von langer Dauer, denn Johnson kann es nicht lassen und fordert seiner Klampfe zum wiederholten Male alles ab. Mittlerweile übermannt mich das Gefühl, das Jay Jesse mit aller Gewalt und eigenen verfügbaren Mitteln beweisen will, dass er ein ganz großer Gitarrist ist. Ist ja gut, ich bin längst überzeugt. Doch für Nichtversteher seiner Musikkunst könnte es ein höllischer Gitarrenritt sein, den er meist recht heavy demonstriert und der fürs zarte Gemüt nur schwer verdaulich erscheint. Dass er seit gut einem Vierteljahrhundert zu den besten Gitarristen aus Übersee gehört, stellt er mehrfach zur Schau und reiht sich problemlos in die Reihe eines Joe Bonamassa, Satriani, Schenker, Kotzen oder Erickson ein.
Letztlich sind auch die folgenden Songs "Bad Blood", "Rattlesnake Stomp" und "Salt Of The Earth" nach dem selben Schema entworfen. Neben seinem passablen Gesang dominiert sein elektrischer Sechssaiter mit absoluter Souveränität. Nach "Shine On" gibt's noch "Six String Angel (Dedicated To Jimi Hendrix)" auf die strapazierten Lauschlappen. Dieser Song wirkt gegenüber seinen Vorgängern anfänglich wie eine Rock-Ballade, doch auch hier kann Johnson es nicht lassen und beackert zum Schluss sein Spielgerät nach allen Regeln der Kunst.
Jay Jesse hat für sein neuestes Werk hervorragendes Songmaterial verwendet. Aber wie anfangs beschrieben, handelt es sich hierbei um einen sehr dynamischen, feurigen Blues Rock, der mit traditionellem Blues oder modernem Slow-Blues nichts am Hut hat. Ich würde den Stil auch eher als handfesten Gitarren-Rock bezeichnen und hier kommen die Fans dieser Sparte voll auf ihre Kosten! Wer aber den bekömmlichen Blues Rock eines Bernard Allison, Aynsley Lister oder Ian Parker, um nur einige zu nennen, wünscht, dem dürfte die Platte ziemlich schwer im Magen liegen. Dennoch, ein Reinhören halte ich für unabdingbar! Letztlich wird der Konsument anhand der Hörproben selbst entscheiden, ob er ein paar Taler in den Silberling investiert.
Line-up:
Jay Jesse Johnson (vocals, guitar)
Steve Shore (bass, backing vocals)
Joe Aparo (drums)
Tracklist
01:Inner Sanctum
02:Hear No Evil
03:Dream Away
04:Bad Voodoo
05:Blues For The Devil
06:Play That Damn Guitar
07:Bad Blood
08:Rattlesnake Stomp
09:Salt Of The Earth
10:Shine On
11:Six String Angel (Dedicated To Jimi Hendrix)
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