J. D. Overdrive / Sex, Whiskey & Southern Blood
Sex, Whiskey & Southern Blood Spielzeit: 45:08
Medium: CD
Label: Metal Mind Productions, 2011
Stil: Heavy Stoner

Review vom 01.07.2011


Holger Ott
Da schwappt ja mal wieder ein starker Tobak aus Polen zu uns herüber. Dass unsere Nachbarn im harten Segment schon lange Fuß gefasst haben, wissen wir bereits und schon steht der Nachwuchs in den Startlöchern. Nachwuchs ist vielleicht nicht ganz korrekt, denn die Band gibt es seit 2007.
Der Titel ihres Debüt-Langeisens - es gab bereits eine EP ("Pure Concentrated Evil", 2008) lässt erst einmal vermuten, dass es sich um eine Band aus den südlichen Gefilden der Vereinigten Staaten handeln könnte, sind doch "Sex, Whiskey & Southern Rock" Klischee-Lebensinhalt der dortigen Eingeborenen. Aber da sich alle amerikanischen Traditionen langsam aber sicher nach Europa verpflanzen, darf man sich nicht wundern, wenn es unsere Nachbarn inzwischen ebenfalls so bunt treiben. Jedoch gib es durchaus einen Bezug zum Albumtitel, hieß die Band doch ursprünglich Jack Daniels Overdrive. Daraus wurde später einfach J. D. Overdrive, um Probleme mit dem Lynchburger Whiskey-Hersteller zu vermeiden. Und dann ist "Sex, Whiskey & Southern Blood" doch irgendwie identisch mit Sex & Drugs & Rock'n'Roll, oder? Wein, Weib und Gesang also und somit nicht mehr auf den Süden der USA beschränkt.
J. D. Overdrive heißt also diese Band, die sich diesen scheinbar irreführenden Titel für ihr Erstlingswerk hat einfallen lassen. Und wer jetzt immer noch glaubt, auf der Silberscheibe Southern Rock zu finden, irrt sich gewaltig. Tief aus den stimmlichen Keller kommen die Vocals und die Gitarren klirren einem nur so um die Ohren. Es geht schon recht heftig zur Sache. Kein Southern Rock aber die andere Variante: schwerer, southern angehauchter Stoner Metal-Rock mit Anleihen an Down und Black Label Society. Mit beiden Bands stand J.D. Overdrive bereits auf der Bühne.
Im 30 Sekunden andauernden, unbetitelten, Intro gibt es ein Gewirr aus Klängen und Stimmen, das nicht unbedingt bahnbrechend ist. Mir ist bei solchen Aktionen jedes Mal nicht ganz klar, was mir diese und andere Musiker damit sagen wollen. Vielleicht versuche ich mal das ganze rückwärts abzuspielen und es kommen zusammenhängende Sätze zum Vorschein. Das kennen wir ja schon von den guten alten Beatles und es ist nun nicht mehr so der Bringer.
Während der anschließenden 18 Minuten hämmert das Doublebasspedal mindestens 10.000 Nägel in die Wand und die Gitarren sägen wie Kreissägen die überstehenden Köpfe reihenweise ab. Dazu auffordernde Dark Metal-Gesänge bringen mich fast zur Verzweiflung. Metal kann doch so gut sein, wenn etwas Abwechslung im Spiel ist. Deshalb ist es auch sinnlos auf die einzelnen Titel einzugehen. Irgendwie hört sich alles gleich an. Für die Headbanger-Fraktion ein Festschmaus, reicht doch die Zeit aus, um die frisch gewaschene Mähne durchschütteln im Wind zu trocknen. Für mich interessanter wird es erst ab dem siebenten Track mit dem Namen "Stoned To Death". Endlich mal treibende Grooves, die schwer und düster rüberkommen. Das ist richtig gut, und von nun an wird es spannend. Die Songs werden doppelt so lang und es kommt deutlich mehr Bewegung ins Spiel. Kein monotones Gehämmere mehr, sondern ausgefeilte Klänge erreichen meine Gehörgänge. Zwar ist das Ende dieser Nummer etwas in die Länge gezogen, aber dennoch sehr hörenswert.
Ohne im Booklet zu blättern, kommen mir die Riffs des nächsten Werkes sehr bekannt vor. Haben sich doch die Jungs eines alten Klassikers angenommen und sich tatsächlich an "Purple Haze" von Jimi herangemacht. Was dabei herausgekommen ist, lässt allerdings zu wünschen übrig und zum Glück kann der Meister das nicht mehr hören. Nach 2:25 Minuten ist der Spuk auch schon wieder vergessen und wir nähern uns dem Ende. Nach ausreichend Sex und Whiskey, dürstet es mich nun nach Southern Blood und das wird mir mit "Demonize" auch prompt serviert. Ein schöner rockender Titel in ebensolch einer gefälligen Länge von fast acht Minuten. Leider kommt das Blood danach jäh zum Gerinnen: "Into The Same River" ist extrem einschläfernd und auf dieser CD völlig fehl am Platz.
Der Gesamteindruck ist, sagen wir mal, naja. Es überzeugt mich nicht und die vier Jungs aus dem Nachbarland Polen müssen noch etwas an sich arbeiten. Für die Freunde des Dark Metal ist es zu empfehlen, für anspruchsvolle Genießer eher weniger.
Line-up:
Michal Stemplowski (guitars)
Wojciech Kaluza (vocals)
Lukasz Pomietlo (bass)
Lukasz Jurewicz (drums)
Tracklist
01:Intro (0:31)
02:Ballbreaker (3:53)
03:Boot Hill (3:22)
04:Trush Teller (3:53)
05:No Man's Land (4:12)
06:The Art Of Demolition (3:46)
07:Stoned To Death (3:55)
08:Guilt And Redemption (7:17)
09:Purple Haze (2:25)
10:Demonize (7:22)
11:Into The Same River (4:53)
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