"Three Days Of Peace & Music", das war der Slogan vom 15. - 17. August 1969, beim legendären Woodstock-Festival.
Aber auch politisch wurde es in Woodstock - spätestens dann, wenn Jefferson Airplane die 'Volunteers Of America' dazu aufriefen, eine Revolution anzuzetteln: »Hey now it's time for you and me ,got a revolution, got to revolution...«
Aber nicht nur in Woodstock, sondern auch auf dem nach dem Festival veröffentlichten Album "Volunteers", erschienen im November 1969, erschall dieser Ruf.
Zunächst ein paar Worte zu diesem Studioalbum, dem sechsten der Band, welches im Rahmen der Woodstock-Serie im Original-Cover, als LP-Mini-Sleeve, mit informativem Innenleben, inklusive eines Posters, beiliegt.
Jorma Kaukonen zeigt auf dieser Platte, welch individueller Gitarrist er doch ist. Damals, 1969, hatte er bereits einen hohen Wiedererkennungswert. "We Can Be Together": hier wird gleich zu Beginn das Thema des Titelstückes aufgenommen, jenes Stückes, das dann erst als letztes auf der Platte wieder erscheinen wird. Neben Kaukonen weiss hier Nicky Hopkins am Piano zu überzeugen, wenn er die Gitarren durch sein einfühlsames Spiel harmonisch unterstützt und den Sound so fließender und weicher macht. Das hatte er bereits auf Jeff Becks Erstlingen mit Bravour bewerkstelligt.
Auch der Gesang ist so, wie ich ihn von der Band liebe. Am besten dann, wenn Grace und Marty zusammen singen.
Auf "The Farm" scheinen Jefferson Airplane fremdes Terrain zu betreten, wenn gleich am Anfang die Pedal Steel von Jerry Garcia das Geschehen bestimmt: 'The Grateful Airplane'???
Ein sehr interessantes Stück ist "Hey Frederick", das auch durch seine Länge einen mitunter lockeren Jam-Charakter aufweist. Das von Kantner zusammen mit David Crosby und Stephen Stills geschriebene "Wooden Ships" steht in Konkurrenz mit der Version von Crosby, Stills & Nash. Beide haben etwas für sich und ich kann mich nicht entscheiden, welche ich lieber mag. Vielleicht einen Hauch mehr die von CS&N, weil es geschlossener wirkt.
Etwas mehr Airplane-typisch dann wieder "Eskimo Blue Day", mit diesen vertrackten Rhythmuswechseln, mit diesem so total speziellem Feeling, das Slick und Kaukonen hier ganz besonders gänsehautmäßig erzeugen… mein Lieblingsstück der Platte.
Countrylastig dagegen die einzige Dryden-Komposition, "A Song For All Seasons". Sie wirkt einerseits wie ein Fremdkörper auf der Platte, hinsichtlich der Abwechslung integriert sich die Nummer dann aber doch irgendwie. Schade, hier hätte Garcias Steel gut hingepasst.
Nach einem kurzen "Meadowlands" dann das Lied, das sich gegen den Krieg in Vietnam richtet und im allgemeinen gegen die damalige US-Regierung. Für manche damals sicher eine Hymne, als Singleveröffentlichung floppte das Stück.
Und nun zu den Liveaufnahmen:
»Alright, friends, you have seen the heavy groups, now you will see morning maniac music, believe me, it's a new dawn...«
So die Ansage von Grace Slick zu dem, was da nun kommen sollte, nämlich, im Nachhinein betrachtet, eine der packendsten Live-Performances von Jefferson Airplane, hier unterstützt von Nicky Hopkins am Piano, und die Band rockt gleich unvermittelt und herzhaft los mit "The Other Side Of This Life". »The whole world's in an uproar, the whole world's upside down«, hier zu Beginn gleich die Botschaft, wo man auch textlich lang will, das schreit nach 'Revolution'!
Die Band scheint die Energie regelrecht ins Publikum peitschen zu wollen, Kaukonen fasziniert in der Mitte des Stückes mit einem beherzten Solo, es trägt die Aussage von Aufruhr in sich...
Dann schon, zum 'Erkennen', der Hit: "Somebody To Love", neu arrangiert, noch kraftvoller, viel rockender, man merkte der Band eine Wende an, und auch für sie war offensichtlich Revolution angesagt… nicht mehr lange, das Starship stand bereits in Wartestellung. Eine Weile singt Grace nur zum Trommelwirbel von Spencer… ja, man hatte sich entwickelt.
Das zeigt sich auch auf den anderen Titeln, die 'älterer Bauart' sind, erhalten sie hier in der Liveversion doch eine angenehme Frischzellenkur.
"Eskimo Blue Day", mein Favorit auf "Volunteers", erfährt hier auch eine angenehme Bearbeitung und Interpretation, wenngleich etwas rauer, aber die Wechsel im Stück kommen auch recht professionell.
An dieser Stelle ein Negativpunkt dieser Konzert-Kollektion: Eigentlich ist es schon jetzt, nach fünf Titeln, zu Ende. Denn, wohl, weil das Konzert der 'Luftschiffer' zu den längsten in Woodstock gehört, passte es nicht auf einen Silberling, so dass ich, um im Fluss der Show zu bleiben, ganz schnell wechseln muss, oder aber einen anderen Player sofort in Gang setze.
Schade, aber auch mit einer Doppel-CD, nur den Woodstock-Auftritt beeinhaltend, hätte sich das gleiche Problem ergeben. Man kann dieser Art des Auseinderreißens nur insofern etwas abgewinnen, weil die ersten Livetitel quasi mit der Studioproduktion gekoppelt sind.
Nun denn, die Musik wird dadurch nicht schlecht, so dass ich eben mal die Tastatur aus der Hand legen muss, um die zweite CD einzulegen. Und hier erwartet uns noch ein ganz besonderer Leckerbissen!
"Wooden Ships" in einer 21:25 Minuten langen Version, Jam Rock par excellence! Beginnt es noch recht verhalten, nimmt die Band so langsam an Fahrt auf und vom motorisierten Segelgleiter heben die sieben Musiker nach und nach ab und beschleunigen das Tempo, wie schon angedeutet, in Richtung Starship offensichtlich.
Anschließend ein schleppend-rockender Blues, der "Uncle Sam Blues", bevor dann die Botschaft mit "Volunteers" verkündet wird - ein gelungener, thematischer Übergang!
Wilde psychedelische Klänge auf dem alten 'Schlachtross', einem meiner ewigen Lieblingsstücke der Band, "The Ballad Of You & Me & Pooneil", hier auf wunderbare 15:29 Minuten ausgedehnt, und nicht eine Sekunde zu lang! Casady brilliert mit einem Bass-Solo und Kaukonen verwöhnt auch hier wieder mit schneidend-heissem Gitarrensound!
Nach dem kurzen und schnell abgehandelten frühen Hit, "White Rabbit", verabschiedet sich die Band dann noch einmal ausladend mit "The House At Pooneil Corners", immerhin 9:17 lang.
Ein wirklich denkwürdiges Konzert!!!!
Line-up:
CD 1 - # 1-10:
Grace Slick (vocals)
Paul Kantner (vocals, guitar)
Marty Balin (vocals)
Jorma Kaukonen (guitar)
Jack Casady (bass)
Spencer Dryden (drums)
Nicky Hopkins (piano)
Stephen Stills (Hammond organ)
Jerry Garcia (pedal steel guitar - # 3)
Joey Covington (percussion)
David Crosby (music, sailboat)
Ace Of Cups [Mary Gannon, Marylin Hunt, Diana Hursh, Denise Jewkes] (vocals)
CD 1, - #11-16, CD 2:
Grace Slick (vocals)
Marty Balin (vocals)
Paul Kantner (guitar, vocals)
Jorma Kaukonen (guitar)
Jack Casady (bass)
Spencer Dryden (drums)
Nicky Hopkins (piano)
Tracklist |
CD 1 (Volunteers):
01:We Can Be Together [Kantner] (5:48)
02:Good Shepherd [Kaukonen, Traditional] (4:21)
03:The Farm [Blackman, Kantner] (3:15)
04:Hey Fredrick [Slick] (8:26)
05:Turn My Life Down [Kaukonen] (2:54)
06:Wooden Ships [Crosby, Kantner, Stills] 6:24)
07:Eskimo Blue Day [Kantner, Slick] (6:31)
08:A Song for All Seasons [Dryden] (3:28)
09:Meadowlands [Traditional] (1:04)
10:Volunteers [Balin, Kantner] (2:02)
(Recorded Live at the Woodstock Music & Art Fair, Sunday, August 17, 1969: PART ONE) :
11:Introduction [previously unissued] (0:23)
12:The Other Side of This Life ([previously unissued] [Neil] (8:17)
13:Somebody To Love [Slick] (4:31)
14:3/15 Of A Mile In 10 Seconds [previously unissued] [Balin] (5:30)
15:Won't You Try / Saturday Afternoon [Kantner] (5:06)
16:Eskimo Blue Day [Kantner, Slick] (6:55)
|
CD 2:
(Recorded live at the Woodstock Music & Art Fair, Sunday, August 17, 1969: PART TWO) :
01:Plastic Fantastic Lover [Balin] (4:35)
02:Wooden Ships [previously unissued) [Crosby, Kantner, Stills] (21:25)
03:Uncle Sam Blues [Traditional] (6:12)
04:Volunteers [Balin, Kantner] (3:16)
05:The Ballad of You & Me & Pooneil [previously unissued] (Kantner] (15:29)
06:Come Back Baby [previously unissued] [Traditional] (6:05)
07:White Rabbit [Slick] (2:27)
08:The House At Pooneil Corners [previously unissued] [Balin, Kantner] (9:17)
|
|
Externe Links:
|