Wir haben es hier mit einem sicher nicht so sehr bekannten Musiker zu tun. Oder gibt es spontan ein 'Aha-Erlebnis' angesichts des Namens
Jerry Jennings?
Als der kalifornische Gitarrist diese Platte im Jahre 2005 veröffentlichte, hatte sie bereits zwei Vorgänger aus den Jahren 1993 und 2002.
Seinerzeit ist die von
Ronnie Montrose produzierte CD meist über Liveveranstaltungen erhältlich gewesen und wurde nun wiederveröffentlicht. Der Musiker, der das Gitarrenspiel im Alter von zwölf Jahren aufnahm, soll von Bands und Musikern wie
Grand Funk Railroad,
Deep Purple,
Led Zeppelin
,
Jimi Hendrix
und
Frank Zappa beeinflusst worden sein.
Andere Quellen sprechen von einer typischen Spielweise, wie sie schon lange zurückliegt - in jener Zeit, als die Musik von 'Gitarrengöttern' wie
Eric Clapton
und
Jeff Beck beherrscht wurde. Auch Jazzeinflüsse werden genannt, und so erwähnte die Presse anlässlich eines Livekonzerts noch
Pat Metheny,
Weather Report und
Steely Dan. Das sind eine Menge an 'Vorschusslorbeeren'; ich war gespannt, welche Mischung sich hieraus ergeben würde.
So beginnt "Observation" an einer Schnittstelle zwischen Rock und Fusion vielversprechend mit leichtem Reggae-Rhythmus, verliert sich dann in für mich langweilendes Einerlei und verabschiedet sich schnell in der Ausblendung, das Gefühl hinterlassen zu haben, dass eigentlich gar nicht viel passiert ist, oder war das hinsichtlich des Titels erst einmal eine zaghafte 'Observation'???
Ronnie Montrose unterstützt ihn dann auf der elektrischen Gitarre beim nächsten Titel und Erinnerungen an
Ronnies eigene Fusion-Scheibe aus 1978 ("Open Fire") werden wach. Beim dritten Stück kommt ein leichter Groove ins Spiel. Mit zartem Anklang an
Jeff Beck, stellt
Jennings allerdings noch andere Spielarten der Gitarre vor, ein Track, der mir gut gefällt. "She's" ist eine Ballade, die mit Stimmung spielt, vielleicht prädestiniert dafür, mittels einer Zeitmaschine transferiert, 1969/1970 von
Peter Green und
Danny Kirwan interpretiert zu werden.
"Feeding Time": Leider fehlt mir auch hier ein bestimmtes Thema, ein kompositorisches Element und es bleibt weitestgehend bei plätscherndem Sound. Ganz nett, aber letztlich Musik, die auch beim Einkaufen nicht stören würde. Wo sind Druck und Energie, wo ist die Idee? Lichtblick ist hier eindeutig das Keyboardsolo, den Mann hätte ich gern öfter gehört, aber er bleibt mit seinem Enthusiasmus relativ allein, keine Drums, die ihn vielleicht noch etwas antreiben könnten. Es fehlt irgendwie eine gewisse Zwiesprache zwischen den Musikern, es wirkt steril. Weitere Spielarten der Gitarre werden zweifelsohne immer wieder geboten, so auch bei "Bones", doch stehen auch hier viele Einzelzutaten, die nicht zusammen kommen wollen.
"A Dime For The Phone" fällt angenehm aus dem Rahmen. Hier vernehme ich im langsamen Aufbau des Stückes eine Idee, hier höre ich deren Entwicklung, hier entsteht eine dezent 'verträumt-abgehobene' Atmosphäre, und das hinzugenommene Saxofon bringt in die sonst eher bestehende Eintönigkeit Farbe und neue Nuancen, doch gerade, wenn der Saxer anheben will, wird brutal ausgeblendet. Das lässt meine gerade aufkeimende Freude wieder in Enttäuschung umklappen.
Insgesamt leider vorwiegend Musik, die ohne Anfang und Ende daherkommt. Es fehlt oft die gewisse 'Hookline' mit Wiedererkennungswert, ein Thema, auf das man sofort zurückgreifen könnte. Angesichts der vielen geschilderten Einflüsse, leiden Ausdruck und Interpretation wahrscheinlich genau darum an Eigenständigkeit, an typischem Wiedererkennungswert und bestimmten Akzenten und der Musiker erscheint dadurch oft austauschbar. Dennoch ist Jennings zweifelsohne ein sehr guter Gitarrist mit guten solistischen Leistungen. Ab und zu ist es der Keyboarder, der zusätzliche Farbe ins Spiel bringt und ihn hätte ich auch noch etwas mehr eingebunden in das Gesamtkonzept.