Jesus On Extasy / No Gods
No Gods Spielzeit: 55:02
Medium: CD
Label: e-Wave Records, 2010
Stil: Gothic, Industrial, Rock

Review vom 27.08.2010


Jürgen B. Volkmar
Zwei volle Jahre hat es gedauert. Nun ist es soweit, die Ruhrpott-Schwarzmaler Jesus On Extasy haben ihr drittes Album "No Gods" aus der Dunkelheit in das helle Tageslicht geschoben. Und wie zu erwarten, hat sich die stilistische Bandbreite des Fünfers nochmals erweitert. Komplett in Eigenregie produziert, hebt sich der dunkle Rohling erheblich vom Vorgänger "Beloved Enemy" ab.
Auch wenn sie vorher nicht unbedingt Anhänger der morbiden Kuschelwelt waren, wird jetzt mehr als bisher auf klangliche Konfrontation gesetzt. Wut, Melancholie, Angst, Schwermut, die neue Klangwelt hat viele Facetten. Unter anderem werden Postindustrialsequenzen mit dunklem Charme kredenzt, auch das Riffing wurde mehr in die Stakkatorichtung gepresst, wobei Schwarzhaube Dorian Deveraux beinahe eigenwillige und phasenweise verstörende Klänge seiner vokalen Fähigkeiten verströmt.
Jesus On Extasy haben sich weiterentwickelt. Die Refrains wurden stimmiger und der Gesang aggressiver. Der Opener "Revenge" wird zuerst verhalten angesteuert und mündet dann mit voller vokaler Breitseite fast im Metalsektor. "No Gods" hingegen zeigt mehr die Wave Gothic-Seite, bei der die elektronischen Elemente, passend zu den Strophen, für klangliche Abwechslung sorgen.
Dass die elektronische Welt nicht zu kurz kommt, ist speziell bei "Transitoriness" unüberhörbar. Hier verbinden sich die synthetischen Töne mit knallenden Gitarren und die Vocals krallen sich auf einer die Sinne betörenden Hookline direkt im Gehör des Hörers fest. Einer der stärksten Songs, eines an Überraschungen voll gepackten Albums. Hier zeigt sich, dass die Band definitiv ihre besten Momente hat, wenn die Tracks von den Refrains leben. Synthies auch bei "Intoxicated", die dann mit Gitarrenwänden in einer brachialen Mischung ihre Vereinigung finden.
Jesus On Extasy zeigen sich in Topform. Kalt, steril, teilweise hypnotisch, wird die perfekte Kulisse für eine Industrial - schwarzgefärbte Untermalung ausgeleuchtet. Scharf nuancierte dunkle Texte, die nicht ausschließlich in Molltönen versinken. Verzweiflung und Aggression bilden einen perfekten Gegenpart und zeigen doch die Wurzeln, aus der sich diese Band rekrutiert.
Qualitativ ist an diesem Werk nichts zu kritisieren. Industrialisierter Wave Goth mit unterschiedlichen atmosphärischen Anteilen. Dunkler Klargesang, der dezent eingesetzt wird, satt aufgebaute Riffpassagen und ein Melodiegewand, das von bizarr bis groovend geht. Auch balladeske Ornamente werden, wie in "Tonight", teilweise akustisch und dann elektronisch zerfetzend, überzeugend eingebaut.
Diese Scheibe ist ein wahres Sammelwerk von widersprüchlichen Gefühlsmomenten, elegant vertont und nicht im ersten Hördurchgang in seiner Gesamtheit zu erfassen. Interessant, fragil, vielfältig, das dürften nur einige Eigenschaften sein, die einem beim Anhören sofort in den Sinn kommen, denn wirklich aus dem Gedächtnis, verabschieden sich die Tracks nur langsam.
Line-up:
Ophelia Dax (synths)
Dorian Deveraux (vocals, synths, samples)
Chai Deveraux (guitars, backing vocals, synths, programming)
BJ (bass)
Dino (drums)
Tracklist
01:Revenge
02:No Gods
03:Beauty In Your Eyes
04:Riot
05:Embrace The World
06:Transitoriness
07:Intoxicated
08:Movie Star
09:Shelter Me
10:Tonight
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