Jethro Tull / The Broadsword And The Beast
The Broadsword And The Beast
"Too Old To Rock 'n' Roll: Too Young To Die", genau das gilt noch heute für die Altrocker von Jethro Tull, waren sie doch zuletzt im Juni 2005 wieder auf ausgiebiger Deutschland-Tournee. Die Altmeister um Ian Anderson haben sich Ende der 60er Jahre gegründet und im Laufe dieser langen Zeit bis heute viele namhafte Schlagzeilen geschrieben. Unverwechselbar das Wechselspiel der Gefühle, hervorgehoben durch die Querflöte des Bandleaders, gepaart mit dem einmaligen Gitarrenspiel von Martin Barre.
Nun, das vorliegende Album erschien erstmals 1982 beim Label Chrysalis, also zur vollen Reife der Band. Ich habe diese Platte gewählt, weil sie eine Mischung aus teilweise recht hartem Rock und immer wieder unvergleichlichen, melodiösen und gefühlvollen Parts ist. Und das Ian Anderson noch dazu eine brillante Stimme hat, ist zwar Geschmackssache, aber hinreichend bekannt. Man kann an diesem Album erkennen, wie eine musikalische Entwicklung sein kann, immerhin hatte die Band mit "Aqualung" bereits im Jahre 1971 den internationalen Durchbruch geschafft.
Jethro Tull beginnen die Scheibe mit dem spannungsgeladenen "Beastie", einem Midtempo-Stampfer, dem das rundum gelungene "Clasp" folgt. Wieder ein Beweis, wie die Querflöte in die Rockmusik passt und wie innovativ Jethro Tull stets waren und noch heute sind. So ein bisschen wurde an der Stimme im Sinne des Songs manipuliert, um so die Stimmung besser rüberzubringen. Sämtliche Instrumente wurden eher dezent eingesetzt, dennoch geht das Stück mächtig nach vorne los. Genau in dieser Tradition geht es mit "Fallen On Hard Times" weiter, dazu gesellt sich ein Chorgesang, der genau richtig positioniert wurde. Die verzerrte Gitarre ist in diesem Song gewichen, dafür treten die Keyboards mehr in den Vordergrund.
"Flying Colours" beginnt mit einem piano-untermalten Sologesang, bevor sich Synthesizer und Gitarren die Hand reichen und in einer recht rockigen, nach vorne drängenden Nummer aufgehen. "Slow Marching Band" eröffnet sehr gefühlvoll und vermittelt schon beim Intro, worum es geht. Im weiteren Verlauf schleppt es sich ein wenig, um so die Stimmung exakt wiederzugeben.
"Broadsword" leitet den 2. Teil der ursprünglichen Langrille ein. Etwas dramatisch und auffällig ist spätestens hier, dass Jethro Tull auf "The Broadsword And The Beast" verstärkt zu Synthies gegriffen und diese ganz bewusst beim Songwriting eingesetzt haben. "Pussy Willow" ist vielleicht am einfachsten gestrickt, geht aber ins Ohr und ist trotzdem für mich einer der stärksten Tracks. Etwas abgedreht empfinde ich "Watching Me Watching You", besticht es doch durch seine schönen Drum-Rhythmen aus der Dose. Auch wenn die Platte nicht vor progressiven Einflüssen strotzt, so bietet "Seal Driver" doch einen Abstecher in jene Gefilde und kommt auch als längste Nummer mit immerhin über 5 Minuten so zur Geltung.
Dies ist kein urtypisches Jethro Tull-Album, zeigt aber den musikalischen Wechsel und die Vielseitigkeit auf, die zu Anfang der 80er Jahre von der Band geboten wurden. Sozusagen ist es die Fortführung von "A" aus dem Jahr 1980.
Die CD bietet dazu ein umfangreiches Bonus-Material, so dass die im Original vorhandene kurze Spielzeit hier kein Problem mehr sein dürfte.
Line Up:
Ian Anderson (vocals, flute, acoustic guitars)
Martin Barre (guitars)
David Pegg (bass)
Peter John Vettese (piano, synthesizer)
Gerry Conway (drums)


Spielzeit: 68:04, Medium: CD, EMI Records (Chrysalis), 2005 (1982), Prog/Folk-Rock
1:Beastie (4:00) 2:Clasp (4:18) 3:Fallen On Hard Times (3:13) 4:Flying Colours (4:39) 5:Slow Marching Band (3:39) 6:Broadsword (5:03) 7:Pussy Willow (3:55) 8:Watching Me Watching You (3:41) 9:Seal Driver (5:10) 10:Cheerio (1:16)
Bonus-Tracks 11:Jack Frost And The Hooded Crow (3:22) 12:Jack A Lynn (4:40) 13:Mayhem Maybe (3:06) 14:Too Many Too (3:28) 15:Overhang (4:29) 16:Rhythm In Gold (3:08) 17:I Am Your Gun (3:19) 18:Down At The End Of Your Road (3:31)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 29.08.2006