Einen größeren Kontrast zwischen zwei Metropolen kann es gar nicht geben: Jerusalem und Tel-Aviv. Die eine das Zentrum der jüdischen Orthodoxie - die andere deren Sündenbabel schlechthin. Diesem 'Vorhof zur Hölle' entspringen die Jewish Monkeys, die in ihrer israelischen Heimat bereits Kultstatus besitzen und dafür bekannt sind, sehr gerne alte Zöpfe - im übertragenen Sinn also die Peot (Schläfenlocken) der Ultras - abzuschneiden.
Die Geschichte der Jewish Monkeys beginnt in den Siebzigern im Knabenchor der Synagoge im Frankfurter Westend, als Roni Boiko und Jossi Reich einander kennenlernen. Knapp drei Jahrzehnte später gründen beide, bereits ins 'Gelobte Land' ausgewandert, mit dem dritten Sänger im Bunde, Gael Zeidner, das gnadenlos respektlose Trio Jewish Monkeys. Nirgendwo anders als in dem freizügig-wilden Nachtleben Tel-Avivs hätte dies geschehen können - in allen anderen Städten des Heiligen Landes wären die Drei wohl schon allein wegen des rotzfrechen Bandnamens gesteinigt worden...
...und wenn nicht deswegen, dann spätestens nach dem ersten Song. Die Jewish Monkeys nehmen nämlich kein Blatt vor den Mund, wenn sie - politisch natürlich völlig inkorrekt - über den 'Heiligen Nahostkonflikt' (der wirklich bereits Züge eines 'Heiligen Krieges' trägt) schwadronieren. Reichlich 'abturnende' Themen wie Klimaerwärmung, Völlerei bei weltweiter Armut, Terrorismus oder Kindesmissbrauch werden in galligen Humor verpackt, bei dem so manchem das Lachen im Hals steckenbleiben dürfte. Ich glaube fast, nirgendwo in Israel, als in seiner Hauptstadt, kann eine Band in dieser Weise agieren und wachsen.
Die hier zu besprechende Single "Black But Sweet" - die pünktlich zu einer kurzen Clubtour, die die Jewish Monkeys durch unsere Breiten führte, erschienen ist - bietet einen wunderbaren Einblick in die urkomische musikalische Welt des Trios. Wenn man diesen lebensfrohen Song hört, kann man sich ihre anarchistische Bühnenshow, die einer einzigen Schmieren-Burleske gleichen soll, lebhaft vorstellen. Die Monkeys verbinden traditionellen Klezmer - diese eigentümliche Mixtur aus jiddisch-sprachigem Gesang, lamentierenden Synagogen-Kantoralen und ätzendem, typisch jiddischen Humor - mit moderner, tanzbarer Musik. »So hätte jüdischer Rock-Pop geklungen, hätte der Holocaust nicht stattgefunden« bringt es Jossi Reich in einem Interview mit dem "Journal Frankfurt" knallhart auf den Punkt. Ironieträchtig ist auch die Art des Gesangs von "Black But Sweet". Die Monkeys singen nicht jiddisch sondern karikieren das harte, gutturale Englisch, das den meisten Israelis über die Lippen kommt. Allein das entbehrt nicht einer großen Portion (garantiert nicht unfreiwilliger) Komik.
"Black But Sweet" transportiert auch den ausgeprägten Sinn für Unsinn der Truppe. Man fühlt sich an die Marx Brothers erinnert und kann sich das Chaos, den Tumult und Aufruhr, den die Jewish Monkeys auf der Bühne verbreiten sollen, lebhaft bildlich vorstellen.
Südamerikanische Rhythmen im Dreivierteltakt interpretieren "Black But Sweet" - von Wilmoth Houdini in den dreißiger Jahren komponiert - neu. Das Stück transportiert karibisches Flair und Lebensfreude, kombiniert beides mit für jiddische Musik typischen Instrumenten, in diesem Fall Klarinette und Tuba. Der Videoclip zu diesem Song persifliert übrigens die mit Sex überladenen Musikproduktionen dieser Tage und wird bereits äußerst kontrovers diskutiert. (Ich hab schallend gelacht - fühlt Euch hiermit eingeladen und aufgefordert, mal bei YouTube entsprechend zu googeln.)
"Black But Sweet" stellt die erste Singleauskopplung des kommenden Albums "Mania Regressia" dar, das für den Juli erwartet wird. Der Appetit ist bereits geweckt - seid versichert, dass wir uns um ein Review und vor allem ein Interview mit dieser durchgeknallten Truppe bemühen werden!!!
Line-up:
Ron Boiko, Jossi Reich, Gael Zeidner (vocals)
Uzi Feinerman, Uri Brauner Kinrot (guitars)
Dudu Kochav (drums, percussion)
Eyal Sela (clarinet)
Yuval 'Tubi' Zolotov (tuba)
Tracklist |
01:Black But Sweet (4:13)
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