The JJ Muggler Band / Hard Luck Town
Hard Luck Town Spielzeit: 56:30
Medium: CD
Label: Eigenproducktion, 2010
Stil: Southern Rock


Review vom 07.02.2010


Steve Braun
Mann, ist die guuuuuut! Wann habe ich das zum letzten Mal über eine Southern Rock-Scheibe gesagt, nachdem der letzte Ton des ersten Durchlaufs verklungen war? Anlässlich Skynyrds God & Guns war es definitiv nicht ... und ob Blackberry Smoke oder
Brothers Of The Southland, eine winzige Kleinigkeit hatte ich stets - da bin ich durch und durch Deutscher - zu kritteln. Aber was die JJ Muggler Band hier mit "Hard Luck Town" vorlegt, ist schon eine kleine Sensation!
Auf die JJ Muggler Band bin ich vor vielen Jahren Dank Michael Knippschilds Southern Rock Archiv, dem wir Southern-Rocker noch heute nachtrauern, gestoßen. Auf dessen Tipps konnte 'Fan' sich blind verlassen. Durch glückliche Fügung kam ich in Besitz aller drei Original-CDs, eine davon sogar signiert, auch wenn es mich einen ganzen Sack Mücken und einen Riesenkrach mit dem Haushaltungsvorstand gekostet hatte. Jeder einzelne Cent war bestens angelegt - diese Scheiben sind nach wie vor ein sicherer Griff, wenn Bauch und Allerwertester nach 'swampigstem' Southern Rock verlangen.
Bereits in den 1970ern gegründet, blieb die JJ Muggler Band auch nach ihren Veröffentlichungen in den 1990ern in Europa eine unbekannte Größe, die man bestenfalls durch Hörensagen kannte. Die konstanten Größen waren bis in die heutigen Tage Drummer Jude Lirette und Bassist/Sänger Calvin Huber. Ihre stärkste Phase hatte die Band zu den Zeiten des gleichnamigen Debütalbums und des 'Zweitlings' "Hear The Truth". Letzterer wurde in den legendären Capricorn Recording Studios aufgenommen. Nach größeren Problemen mit dem Management stieg Gitarrist/Sänger Jay. B. Elston aus, um die recht erfolgreiche Jay B. Elston Band zu gründen. 1999 schob man mit neuer Besetzung die vielleicht härteste Scheibe, "New Ruins", nach. Aber die Managementprobleme konnten nicht gelöst werden, sodass die JJ Muggler Band sich bald darauf auflöste. Ab 2003 begann man wieder in der Besetzung des Debütalbums zu touren und die Gerüchte um anstehende Studioaufnahmen wollten nicht abreißen. Warum sich die erst 2009 realisieren ließen, ist mir nicht bekannt. Ebenso unbekannt ist, warum sich die Band nach 'J.J. Muggler' benannte. Offensichtlich handelt es sich hierbei allerdings um einen Phantasienamen.
Die Stärke des vorliegenden Albums "Hard Luck Town" liegt neben der enormen Spielfreude der Protagonisten an der Tatsache, dass gleich vier Lead-Sänger aktiv sind. Zwar verfügen alle Vier über eine mit purem Whiskey massakrierte Stimme, trotzdem kann auf diese Weise jedem Song ein persönlicher Stempel aufgedrückt werden. Ein weiteres Ausrufezeichen sei hinter die große musikalische Bandbreite gesetzt. Blues- und Country Rock wechseln sich mit 'jammig' und 'funky' inspirierten Passagen ab und immer wieder glaubt man, eine junge Band aus Jacksonville, Florida in ihren Anfangstagen zu hören. Authentischer kann heutzutage Southern Rock kaum klingen ...

Clarence 'Gatemouth' Browns Stimme erklingt aus dem Jenseits zu Beginn von "Hard Luck Town", die Drums und Percussions legen einen Mörder-Groove vor und ... da sind sie: Diese perlenden Double-Leads, die dem Southern-Fan wahre Gänsehautschauer über den Rücken jagen. Ein ultra-cooler Song, der in der Tradition von Songperlen wie "Modern Man" und "Under The Rock" vom Debütalbum steht. "Dixie Road", von Jay B. Elston gesungen, vermittelt diesem typischen Southern-Rocker mit einer lässigen Banjo-Figur viel Country-Flavour und erinnert so an die Glanzzeiten eines Charlie Daniels. Zum Abschluss des Songs gibt's noch eine Skynyrd'sche Gitarrenschlacht obendrauf. "King Muggler" glüht fiebrig-funky - Wayne Lohrs Fender Rhodes Piano setzt jazzig angehauchte Kontrapunkte. 'Raw Hide': Das kommt einem sofort in den Sinn, wenn man den lupenreinen Countrysong "LeAnne" hört, dem Lohrs Keyboards mit 'Schifferklavier'-Samples sowie Chadwicks Lap-Steel einen ordentlichen Schuss Cajun-Feeling verleihen. "Higher Than A Mountain" glänzt wieder mit satten Double-Lead-Salven, während Lohrs geklimpertes Piano Erinnerungen an den im letzten Jahr verstorbenen Billy Powell wach werden lässt. Schwüler als "Spanish Moss" kann ein Blues auch im heißesten 'Juke Joint' Louisianas nicht klingen. Heulende Slide-Attacken machen aus "Hurtin Blues" einen staubtrockenen Blues-Feger - Calvin Hubers versoffene Stimme kann man nur als krönendes Sahnehäubchen bezeichnen.
Ob "Gibbons A Goodtime" eine Anspielung auf den Ober-Zausel ZZ Tops ist, kann nur vermutet werden - musikalisch geht's eindeutig in diese Richtung. Mein persönlicher Lieblingssong ist allerdings "Cocaine Lady", das "The Wolf" von Mugglers "New Ruins"-Album zitiert. Dieser war einem meiner Lieblings-Blueser, John Campbell, gewidmet und an genau diesen Verblichenen erinnert mich dieser düstere Song. Hervorzuheben wäre neben Chadwicks Slide-Solo wieder einmal Lohrs Pianoarbeit, diesmal am Wurlitzer Piano, und ein unisono gespielter Break, der bei Spielzeit 2:28 den Hörer erbarmungslos fesselt. "Over You" bringt wieder ein 'fiebriges' Funky-Feeling in einen Song mit unwiderstehlichem Groove. Das akustische "Around The Neigborhood" bringt zum Abschluss mit Banjo, Mandoline und schnaufender Harp wieder die für Louisiana typischen Cajun-Einsprengsel und lässt den Hörer erstmal atemlos verschnaufen ...
Wow, was für ein Comeback! Einzig beim etwas 'mainstreamigen' "Jewels muss man Abstriche machen, aber bei dem hohen Standard des Albums, fällt das nicht weiter ins Gewicht. Die JJ Muggler Band bietet mit "Hard Luck Town" eine musikalische Rundreise durch die 'swampig'-schwüle Hitze ihres Heimatstaates Louisiana: Southern-Rock, Blues, Country und winzige Cajun-Anklänge. Wer nicht zugreift, sorgt für eine scheunentorgroße Lücke in seiner Plattensammlung.

Ganz klar: 10 RockTimes-Uhren ...
Line-up:
Calvin Huber (bass, lead/background vocals)
Jude Lirette (drums, percussion)
Jay B. Elston (lead/rhythm/slide/acoustic guitars, banjo, mandolin, lead/background vocals)
Wayne Lohr (keyboards, lead/background vocals)
Tommy Chadwick (lead/rhythm/slide/acoustic/lap steel guitars, drums, percussion, lead/background vocals)
Gäste: Glenn 'Cool' Sears (congas, percussion)
Brian Stoltz (percussion, slide/lead guitars - #1, 2; dobro - #12)
Nelson Adelard (harp - #7, 12)
Kathy DeRoven, Carol Cureau (background vocals - #9)
Gatemouth Brown (voice - #1)
Tracklist
01:Hard Luck Town (6:16)
02:Dixie Road (3:47)
03:King Muggler (4:32)
04:LeAnne (4:14)
05:Higher Than A Mountain (4:45)
06:Spanish Moss (3:56)
07:Hurtin Blues (4:50)
08:Gibbons A Goodtime (3:03)
09:Cocaine Lady (6:59)
10:Jewels (5:19)
11:Over You (5:04)
12:Around The Neighborhood (3:37)
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