Samstag dem 14. Juni lag San Francisco am Flüsschen Regnitz. Zumindest für 90 Minuten, denn Journey, die Super-Rock-Group der späten 70er und frühen 80er Jahre, kam aus ihrer Heimatstadt an der US-Westküste in das beschauliche Städtchen Bamberg.
Weil sie damit eines von nur drei Konzerten in Deutschland gaben, pilgerten denn auch Fans aus allen Ecken der Bundesrepublik in die fränkische Studentenstadt. Nahezu zwei Generationen, von Kindern bis zu Anhängern, die den Beginn der Karriere Journeys 1973 miterlebt haben könnten, kamen zur JAKO Arena.
Sie erlebten, dass die US-Rocker um den Gitarristen Neal Schon zwar die eine oder andere Falte im Gesicht haben, die Band aber deswegen trotzdem noch lange nicht in die Jahre gekommen ist. Der Hauptgrund hierfür dürfte ihr neuer Frontmann, der mit 41 Jahren auch nicht mehr ganz junge, Arnel Pineda sein. Was der an Bewegung und vor allen Dingen an Stimmgewalt in die JAKO Arena zauberte, war ebenso phänomenal, wie die Art seiner Entdeckung. Die fand nämlich im Internet statt.
Neal Schon stöberte auf der Suche nach einem neuen Sänger in der Videoplattform Youtube. Dabei stieß er auf die philippinische Band Zoo, die Classic-Rock-Bands wie Survivor und eben Journey coverte. Der Sänger, Arnel Pineda, wirkte dabei wie eine Version des legendären Journey-Frontmanns Steve Perry minus Schmalz.
Schon war von Beginn an hin und weg, lud Pineda zum Vorsingen ein und Journey hatte den mittlerweile vierten Sänger in seiner Bandgeschichte.
Und mit ihm nicht nur eine Stimme, die perfekt zu den Journey-Songs passt, sondern eine wahre Rampensau. Lieferten Schon, der Keyboarder Jonathan Cain und der Bassist Ross Valory routiniert ihre solide Spielleistung ab, so beherrschte Pineda von Beginn an die Bühne und sprühte sichtlich vor Spielfreude und Begeisterung. Ganz so, als könne er sein Glück immer noch nicht fassen, für seine eigenen musikalischen Helden zu arbeiten. Dazu lieferte Drummer Deen Castronovo eine energiegeladene und druckvolle Performance ab und bewies, dass auch Schlagzeuger singen können.
Journey eröffneten ihr Set mit dem neuen Song "Never Walk Alone". "Separate Ways", "Only The Young", "Ask The Lonely": Es folgten Kracher auf Kracher, die kaum eine Verschnaufpause zuließen. Erst nach rund einer halben Stunde nahmen Schon & Co. das Gas etwas zurück und zauberten mit "Lights" einen Hauch San Francisco in die Bamberger Sport-Arena. Es folgten weitere Klassiker, von "Don't Stop Believin'", über "Wheel In The Sky", bis hin zu "Faithfully".
Nach exakt 80 Minuten verließen Journey die Bühne und läuteten damit das übliche Betteln um Zugabe ein. Schließlich ließen sich die Herren zu "Be Good To Yourself" nochmals auf die Bühne bitten. Danach machten sie eine kurze Verbeugung und waren weg. Sofortiges Aufflammen der Hallenbeleuchtung lies dann schließlich auch die unverzagtesten Zugabe-Rufer verstummen.
Journey präsentierten eine solide Leistung und hervorragende Hits. Man hatte den Eindruck, das Management musste Arnel Pineda gewaltsam von der Bühne zwingen. Dadurch zirkelten Journey ihr Set aber auch nach exakt 90 Minuten zu Ende. Der arme Fan blieb etwas betrippelt in der Arena zurück und konnte sich des schalen Eindrucks nicht erwehren, zwar eine Spitzen-Performance, aber eben auch eine Schablonen-Leistung erlebt zu haben. Den wahren Fan, und an diesem Abend waren wohl nur solche anwesend, erschütterte das aber nur kurz und so verließen zahlreiche Anhänger mit leuchtenden Augen die JAKO Arena und nahmen einen Hauch Frisco-Bay-Feeling mit in die kühle fränkische Frühsommernacht.
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