Spielzeit: 39:29 Medium: CD Label: Signature Sounds Recordings, 2010 Stil: Folk / Grass Review vom 08.04.2010 Wolfgang Giese

Diese Band stammt aus Boston und veröffentlichte ihr Debütalbum im Jahr 2006.
Hier nun der zweite Streich.

Einige werden sich fragen - welche Art Musik ist denn das?
Nun, sicher ist hier eine eindeutige Zuordnung nicht ohne weiteres möglich, besteht die Musik doch aus verschiedenen Einflüssen verschiedener Stile. Ganz grob gesagt wurde versucht, Elemente aus Folk, Bluegrass, Country, Old Timey, mit kleinen Prisen keltischer Musik und Jazz abgeschmeckt, zu vereinen. Historisch mag das basieren auf der Ausrichtung amerikanischer Stringbands der 30er Jahre, doch transportiert in die Jetztzeit.

Thematisch beschäftigen sich die Texte mit Dingen des Alltagslebens. Offensichtliche Ängste ("Kill My Sorrow") durch Einsamkeit oder Heimweh werden beschrieben:
"please stop shielding the sunlight away from my eyes, kill my sorrow, I'm so far away from home, all out on my own". Romantische Momente ("You Will Change Me") mit "let's play with the man on the moon, we'll laugh the night away", Gedanken an eine Person, die immer da zu sein scheint, wenn man sie braucht ("If It's Rainin'): "if I don't know why I'm in this place at all, maybe I'll give you a call".

Eine bunte Palette von Gefühlen und Empfindungen wird musikalisch auf filigrane Weise zart umgesetzt, nie aufdringlich, manchmal vielleicht sogar zu wenig aufdringlich, denn etwas Druck im Ausdruck wünschte ich mir bisweilen. Und auch dem grundsätzlich einwandfreien, klaren und schönen Gesangsvortrag der Sängerin Emma Beaton wäre es zu wünschen, etwas mehr Feuer zu entfachen und Gefühle in ihrer Bandbreite ausführlicher zu präsentieren.
So kann die Musik angesichts ihrer Perfektion leicht Gefahr laufen, an Spannung zu verlieren.

Einige Stücke erinnern an ähnlich fragilen Folk, wie es ihn in den Sechzigern in Großbritannien gab. Aber vordergründig sind die Elemente des Bluegrass, ohne dass es Bluegrass ist. Der Band ist es tatsächlich gelungen, den Hörer in immer wieder verschiedene Richtungen zu führen. Kaum glaubt man, sich auf einen Stil 'geeinigt' zu haben, wechselt die Dominanz einzelner Elemente schon wieder.
So ist man dem Bluegrass dann sehr nahe ("New Shoes"), obwohl die Melodieführung durchaus auch etwas von einem Cajun-Titel aus Louisiana haben kann (gut erkannt - ich sehe, der Text behandelt jene Gegend auch - von New Orleans, Baton Rouge und Louisiana ist hier die Rede). Aber angenehm ist bei diesem Track, dass er etwas treibend ist, sodass die mitunter stark einheitliche, ruhige Stimmung wohltuend und flott unterbrochen wird.
Allerdings geht auch "Send Me A Letter" gut ab - bestechend sind hier die absolut feinen Harmony Vocals.

Fast schon fernöstlich klingt der Anfang zu "We Will Have Our Day"; Banjo und Gesang, bis schließlich der Bass einsetzt und der Song sich aufbaut … bis er so endet, wie er begann. Etwas 'aus der Reihe tanzt' "You Make Me Feel Drunk", und entsprechende Getränke könnte die Band auch genossen haben, legt man gleich zu Beginn beim Anzählen eine doch recht lockere Fröhlichkeit an den Tag. Und nun kommt Bluesfeeling auf, und gesanglich gibt's dann tatsächlich etwas mehr Druck.

Das ist sehr interessante Musik in einer 'elektrischen Welt'. Ich mag diese Stimmung durch akustische Gitarren, Banjo und Mandolin, vielleicht könnte nächstes Mal noch eine Fiddle dabei sein. Interessant auch gerade deshalb, weil hier typische Instrumente eines Genres (Bluegrass) genutzt werden, um einen ganz eigenen Sound zu schaffen und Bluegrass letztlich nur ein Element darstellt.
Wer auf ungewöhnliche Klänge steht, dürfte hier seine Freude finden, alle Folkfreunde sollten ohnehin zugreifen, aber auch wer Countrymusik hört, sollte unbedingt einmal testen!

Line-up:
Emma Beaton (vocals)
Wesley Corbett (banjo, harmony vocals)
Matthew Arcara (guitar)
Jacob Jolliff (mandolin)
Bridget Kearney (bass, harmony vocals)