Judasville / Welcome To Judasville
Welcome To Judasville
Judasville ist eine Band, deren Mitglieder bereits in den Rock'n'Roll-Zirkus reingeschnuppert haben, so z.B. bei The Spades, Violation Of Trust und The Lovesteaks, das verrät mir der beigelegte Waschzettel.
Nun, ich gebe ehrlich zu, mir sagt keiner der Namen was, also lass ich mich überraschen: Playerschacht auf - Scheibe rein - Lautstärkeregler hoch und.... ab geht es, wie eine Tüte Rennmücken.
Die Jungs legen los, als säße ihnen der Leibhaftige im Genick.
Man merkt ihnen die Spielfreude geradezu an: Frisch und mit einer frappierenden Lockerheit gehen sie zu Werke, als gehe ihnen die gesamte Welt am Allerwertesten vorbei. Schon der Opener "Excuse me" fetzt dermaßen, dass Nachbars Katze mit angelegten Ohren ganz schnell das Weite sucht. Nun, das macht doch schon mal Appetit auf mehr und man bekommt es auch.
Sei es "Midnight Hour", "King Of Lies" oder "Hey Hey Hey" (live bestimmt ein Knaller), die Songs dröhnen recht kraftvoll aus den Boxen und es gibt immer ordentlich was auf die Dreizehn.
Dabei haben sie alle möglichen Einflüsse auf dem Album miteinander verrührt, sei es Rock'n'Roll, ne Prise Country und Pop, sogar etwas Stoner und Punk. Die Holländer haben einfach das Talent für Ohrwurmmelodien, die richtigen Riffs, einen Sänger, der nicht eine Allerweltsstimme hat und fertig ist "Welcome To Judasville". Hört Euch nur mal "Fade Away" an: ein herrlicher Rock'n'Roll. Man tanzt wieder im Petticoat.
"Tie Me Up" wiederum würde auf einem Halfway To Gone-Album garantiert eine gute Figur machen.
Ich ertappe mich doch immer wieder dabei, bei einigen Songs zurückzuskippen und den Refrain lauthals mitzugrölen:
"Come on pretty baby, come on, come on, come on pretty baby... "
Übrigens, einen Gastauftritt kann man auch verzeichnen: Bartman von den Turbos Peter Pan Speedrock gibt sich bei "Fade Away" die Ehre.
Fazit: Natürlich hat die Band das Rock'n'Roll-Rad nicht neu erfunden, zumal sie sich auf einem Feld bewegen, welches schon mächtig abgegrast ist, sie können überzeugen. Und wer offen für Stilmix ist, keine großen musikalischen Ansprüche stellt (denn das hat Rotzrock noch nie) und einfach nur Spaß haben will, ist mit diesem Album gut bedient. Männliche Betrachter werden an dem Cover sicherlich ihre helle Freude haben.
Spielzeit: 38:48, Medium: CD, I Screem Records, 2004
1:Excuse Me 2:Midnight Hour 3:99 Bad Angels 4:King Of Lies 5: Put Me Down 6:Hey Hey Hey 7:Come On Pretty Baby 8:Frisco Breeze 9:Tie Me Up 10:Fade Away 11:Dancing On Nothing)
Ilka Czernohorsky, 13.12.2004