Ein dreifaches 'Hell Yeah!' an
Francis Geron vom Spirit of 66 für diesen Abend. Die Südstaaten-Rocker von
Judge Parker gaben sich die Ehre und ich muss sagen, ich habe mich lange nicht so gut unterhalten gefühlt! Wir (wir hier in der westlichen Ecke, direkt neben dem Rheinland…) können uns wahrlich glücklich schätzen, einen prämierten Live-Club vom Kaliber des Spirit um die Ecke zu haben, wo man es auch schafft, die Bands hinzuholen, die sonst nur irgendwo am Tournee-Horizont mal auftauchen und ganz schnell wieder hinter eben diesem verschwunden sind.
Der Termin stand also fest im Kalender und zusammen mit einigen Dutzend gleichgesonnenen Fans freute ich mich auf einen der eher seltenen Abende im Zeichen dieses Genres. Und ohne große Verspätung kamen sie auf die Bühne, die Herren aus Arkansas - und, Nomen est Omen, einige von ihnen waren ehemals in der Tat auch im Lineup von
BOA. Die Brüder
Larry (voc, g) und
Arthur Pearson (g) sowie
Victor Lukenbaugh (dr) können sich in der langen Reihe von Musikern bei
Black Oak Arkansas finden lassen. Zusammen mit
John Seeburg (b) und
Seth Freeman (g) ließen sie jetzt als
Judge Parker vom ersten Song an keinen Zweifel, weswegen sie gekommen waren, nämlich astreinen Southern und Blues-Rock abzuliefern.
Wirklich erdigen Rock aus dem Süden haben sie dann in der Tat auch gezeigt, mit einer Nettospielzeit von gut über 2,5 Stunden, einer kleinen Pause mit lockeren Gesprächen bei einer Zigarette vor der Tür und - was für mich immer wichtig ist - Kommunikation mit dem Publikum. Nach dem zweiten Song baten sie um five shots von der Bar, um noch besser in Stimmung zu kommen und bekamen prompt eine ganze Flasche Jack Daniels nach oben gereicht. Ich denke, es hat nicht alleine daran gelegen hat, dass sie uns ein so breites Spektrum ihres Live-Repertoires gezeigt haben.
Von vielen Stücken aus den drei CDs ihrer eigenen Kreationen bis hin zu kleinen Hommagen an ihre Freunde von den
Allman Brothers,
Molly Hatchet oder
.38 Special. Der gecoverte "Statesboro Blues" kam genauso sauber und mit so viel Feeling rüber wie "Sweet Delta Water" aus der eigenen Feder. Auch die
Molly Hatchet-Interpretation des
ABB-Songs "Dreams" ist in der
Judge Parker-Version mehr als überzeugend.
Frontman
Larry Pearson wird stimmlich gerne als Mischung aus
Gregg Allman und
Ronnie Van Zant
bezeichnet, was bestimmt nicht verkehrt ist, jedoch kommt noch eine gute Portion
Larry Pearson mit klarer, tragender Stimme dazu. Er nimmt zu den passenden Songs seine akustische Gitarre und gibt dem Sound der Band noch
ein kleines Etwas obendrauf. Drummer
Lukenbaugh sieht aus, als kenne er noch den echten
Richter Parker, der immerhin schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts gestorben ist. Trotzdem bedient er sein Schlagzeug mit einer unglaublichen Energie und treibenden Kraft. Als kleines und vom Publikum höchst dankbar aufgenommenes Extra setzt sich Gitarrist
Seth Freeman auf einen Stuhl und slided eine wunderbare lap-guitar.
Außer zwei kleinen Aussetzern bei Tempi-Wechseln gab es nichts, aber auch gar nichts an diesem Gig auszusetzen. Wir konnten eine höchst sympathische Band sehen, die uns eine Musik bescherte, von der wir normaler Weise leider viel zu selten etwas zu hören bekommen. Das 'Untersvolkmischen' in der Pause und nach dem Auftritt ist im Umgang, dem Small-Talk und den Jokes absolut ehrlich gewesen und die drei Silberlinge meiner Meinung nach ein Muss für die Fan-Gemeinde. Bleibt mal wieder zu hoffen, dass sie sich nicht allzu viel Zeit bis zum nächsten Trip durch unsere Gefilde lassen - ich wäre sofort wieder dabei!