The Juke Joints / 28.11.2010, de Bosuil, Weert (NL)
Plakat
The Juke Joints
Support: Eddy Clearwater
de Bosuil, Weert (NL)
28. November 2010
Stil: Rock'n'Blues
Konzertbericht


Artikel vom 23.12.2010


Volker Fröhmer
Im Juni diesen Jahres weilten die Masters of Rock Rollin' Blues - The Juke Joints - aus der Provinz Zeeland in den Niederlanden für einige Tage im Staate Illinois im Rare Trax Studio in Chicago, um unter der Leitung des Produzenten Ronnie Baker Brooks zwölf eigene Kompositionen plus eine aus der Feder und mit der Musik von Brooks aufzunehmen: Der Track heißt wie die CD, "Going To Chicago".
Dieser Song wird von Brooks sowie dem Juke Joints-Kumpel Eddy 'The Chief' Clearwater gitarristisch und sangestechnisch bestens betreut und die vier Jungs aus unserem Nachbarland spannten gleich alle Saiten auf die Gitarren und luden Eddy zu drei Vorstellungsterminen im November ein. Sie setzten am 26., 27. und 28.11. ihre neue CD - die dreizehnte seit der Bandgründung im Jahr 1983 - nicht nur niederländischem Publikum in Vlissingen, Hoogeveen und in Weert vor, im Veranstaltungsort de Bosuil in Weert, den ich heimsuchte, saß bei einigen Liedern auch noch Roland Bakker mit auf der Bühne und bediente die Tasten seines Keyboards.
The Juke JointsUm kurz nach 16 Uhr erstarb die Musikuntermalung vom CD-Player bis zum Konzertcountdown in der Halle, die Lampen über der Bühne leuchteten auf und brannten hernieder, das Feuerwerk begann.
Een, twee, drie überrollte uns der Vierer mit dem ersten Track ("This Is it") des neuen Albums im typischen Juke Joints-Sound - eine Mischung aus Rock'n'Roll, Blues Rock und ein bissel Zydeco. Ein im mittelschnellen Musikgeschwindigkeitsbereich groovender und rockender Auftakt im Joint mit Gitarre, Bass, Harmonika und Schlagzeug, das sind die Töne, die die Jungs aus dem Effeff beherrschen.
Und das sind die Jungs:
The Juke JointsPeter Kempe sitzt hinterm Schlagzeug und ist ausschließlich zuständig für den packenden und mitreißenden Gesang, John 'Sonny Boy' van der Broek heute nur an der Mundharmonika und am Minimegaphon, er spielt ansonsten auch noch ausgezeichnet Akkordeon, zu hören auf etlichen JJ-CDs. Michael 'Boogie Mike' Staat an der Fender Stratocaster und Derk Korpershoek am Bass.
In den folgenden knapp 60 Minuten spielte uns das Quartett zwei Quartette aus dem neuen Album aus und vor. Unter anderen gab's mit "Stax Sound" und "Rock My Soul" auch Stücke mit leichtem Soultouch in unsere Ohren - Chicago kann ja nicht nur den Blues sondern auch ab und zu den Soul. Die Juke Joints können das auch und stellten das mit gehörigem Druck, Schwung, Elan, Seele und spielwitzig unter Beweis.
Mit "Bad, Bad Feeling" gab es mittendrin einen Slowblues, der uns hier im Saal textlich durch die Tiefen des Lebens führte. 'Boogie Mike' ließ die Stratocastersaiten schreien und wimmern, Peter kratzte sich den Blues von den Stimmbändern, Derk brachte diesen Blues in die Richtungen, die ein Blues basstechnisch besuchen sollte, Roland Bakker kleidete mit dem Keyboard diesen Song in ein noch vortrefflicheres Gewand und 'Sonny Boy' harmonisierte sowieso auf höchstem Niveau mit; ein Harmonikaspieler der Extraklasse, alles herrlich und fein und so muss dat.
The Juke JointsUnd da die Juke Joints große Verehrer des Schaffens von
Rory Gallagher sind, durfte ein Lied des irischen Gitarrenhelden nicht fehlen. Peter Kempe schnallt sich die Mandoline um und ab ging's nicht nach Chicago, sondern in die Hometown. "Going To My Hometown" war der Abschluss einer herrlichen Stunde Musik für uns. Peter und 'Boogie Mike' befeuerten sich gegenseitig mit diversen Saitenlicks und kochten uns regelrecht auf und ab…
In der kurzen Pause unterhielt ich mich mit einigen niederländischen Freunden und wir waren einer Meinung, das gerade Gehörte schallte spieltechnisch, taktisch und vom Sound so ins de Bosuil, das alle Anwesenden Spaß und Freude in gehörigem Maße genossen.
The Juke JointsAb ca. 17 Uhr 30 wurde das Konzert zum Doppelkonzert und zur Chefsache. Eddy 'The Chief' Clearwater betrat mit den Juke Joints die Bühne. Eddy wurde 1935 im Staate Mississippi geboren und es verschlug ihn in den 50er Jahren nach Chicago und seitdem sorgt er mit fettem und voluminösem Gitarrensound und ausdrucksstarker Stimme für viel Freude in der Blueswelt und auch hier brachte er im Zusammenspiel mit den Jungs aus Zeeland fortwährend Begeisterung ins Auditorium. Das erste Lied, das er uns vortrug, wies uns den Weg ins Vergnügen: "They Call Me The Chief" - ein Chicagobluesstampfer erster Qualität.
Eddy ClearwaterEddy ist ein Bluesshouter allererster Güte, er war sehr gut drauf, hatte Spiel und Publikum im Griff, feuerte sich und die Jungs neben und hinter sich immer wieder an, hatte Spaß an der Freud, spielte eine so scharfe Gitarre, dass mir das die Kopfhaut glatt zog. Was für ein Sound: schrill, laut, bewegend, groovend, klasse.
"Messin' With The Kid " war das nächste Highlight des Auftritts. Wieder jaulte und kreischte die Clearwatersche Gitarre, diesmal im Duett mit der 'Boogie Mike'-Fender und im Zusammenspiel mit Peter, Derk und 'Sonny Boy' ergab das eine schweißtreibende Angelegenheit, für die Musiker und das Publikum.
The Juke JointsWir hörten außerdem noch "Too Old To Get Married", einen Rock'n'Roll-Song seines West Side Strut-Albums. Da tanzte die Bude und im gleichen Tempo ging es ab mit "Walking Through The Park" aus dem Fundus von Muddy Waters. Die Bude tobte weiter und wurde mit den beiden folgenden Titeln nicht beruhigt, erst der Slowblues "Good Times Are Coming" stellte die Tanzfüße wieder in die Bluesgrundstellung Mitwippfuß.
The Juke JointsUnd zum krönenden Abschluss eines famosen Sonntagsbluesspätschoppens noch der Titeltrack des neuen Juke Joint-Albums. Der haute uns noch mal in die Füße und in andere Gelenke. Nach dem Lied schüttelte Eddy noch diverse Hände und bedankte sich für die tolle Atmosphäre. Ich war mal wieder nach einem Konzert von allen Socken und in Weert war alles ok. Es macht Spaß hier in dieser Lokalität einem Konzert zu lauschen und auf der Rückfahrt nach Hilden wechselte der Twingo'sche CD-Wechsler die neu erworbenen CD's der Juke Joints und von Eddy im Takt der Straße. Ich danke allen Beteiligten für einen feinen Aufenthalt in meinem zweiten Bluesheimatland.