Die 2000 gegründete deutsche Band Jump The Gun spielt nach Selbstdefinition 'Roadhouse Rock'. Etwas vollmundig verkündet man im Booklet, dass man Pioniere und Vorläufer dieser Musikrichtung sei, die im wesentlichen nichts anderes als Rock 'n' Roll darstellt. Nun, den Begriff 'Roadhouse Rock' haben Jump The Gun nicht erfunden, denn bereits seit Mitte der 90er machen Rick Magee und seine Roadhouse Rockers - die schweißtreibende Konzertaufnahme "Live At Hazen" aus 2000 ist mehr als empfehlenswert - diverse Biker-Treffen in den USA unsicher.
Die Klasse der Kollegen aus dem Land der begrenzten Unmöglichkeiten erreichen die Jungs aus NRW auf ihrem Zweitwerk "Second Shot" nicht, aber für eine kurzweilige CD hat es allemal gereicht. Songwriterische Highlights darf man nicht erwarten, schließlich handelt es sich nicht um eine Progressive-Art-Rock-Experimental-Scheibe. Neben etlichen im Midtempo-Bereich angesiedelten - allzu oft nach demselben Muster gestrickten - Boogie-Rockern gibt es einige langsamere Songs, die aber nicht richtig zünden, auch weil Sänger Ricky Gee keine besonders ausdrucksstarke und wandlungsfähige Stimme besitzt.
Was noch etwas mehr stört, ist der metallische Klang der tief herunter gestimmten Rhythmusgitarren bei der Mehrheit der Songs - ' Bobby' Hatchet und ' Ro$$ingtons' Lynyrd Skynyrd lassen grüßen. Die gelegentlich (warum nicht öfter?) eingesetzten Twin-Soli lassen jedoch die Herzen eines jeden Southern-Rock-Fans höher schlagen. Für weitere Abwechslung sorgen Country-Einflüsse, wie bei "I Chose The Road Instead" und "Saddle Up And Ride", hier passt der Klang und das Arrangement der Gitarren von Alec Stephen und Mique Bone wie die Faust aufs Auge.
Apropos, im Booklet ist unter dem Text zur Bluegrass/Amerikanischer Bürgerkrieg-Marsch-Nummer "We Followed The Band" die Botschaft "We still haven't learned, sadly we never will. WAR IS NOT GAME! Follow the band but never the aggressor!" Ja, Herrschaften, wie passt das auf dem Cover abgebildete Gewehr zu dieser Aussage?!? Pädagogische Maßnahme verfehlt: Setzen, sechs! Wenn man Roadhouse Rock macht, sollte man dabei bleiben, alles andere kann man Jahrhundert-Gitarristen wie Neil Young überlassen, der wahrscheinlich immer noch hinter diesen mörderischen Conquistadoren her ist.
Um es zusammenzufassen: Diese CD ist ein potenzieller Kandidat für eine der kommenden Sommer-Partys, falls nach dem Frühling doch nicht der Winter kommen sollte, mehr aber auch nicht. Voreilig sollte man in diesem Fall nicht handeln...
Spielzeit: 57:49, Medium: CD, Firebird, 2006
1:Working Man (3:50) 2:The Promises We Made (3:51) 3:Gold Was The Word (3:34) 4:Wanted (4:16) 5:Don't Say Goodbye (4:00) 6:I Chose The Road Instead (4:07) 7:Ice Cold Beer (4:07) 8:Love That I Can Touch (4:17) 9:Saddle Up And Ride (4:18) 10:Milwaukee Mustang (3:55) 11:Won't Last Forever (3:56) 12:On The Nightshift (4:38) 13:Run For Your Life (3:46) 14:We Followed The Band (5:01)
Janos Wolfart, 27.05.2006
|