Waz e James / Noisy Trucks
Noisy Trucks Spielzeit: 60:31
Medium: CD
Label: Gravel Road Records, 2012
Stil: Americana

Review vom 15.07.2012


Steve Braun
Kaum zu glauben, dass hier ein Produkt aus Down Under zur Besprechung vorliegt... "Noisy Trucks" klingt uramerikanisch - genau das, was man als 'Americana' zu bezeichnen pflegt. Waz E. James bedient sich tief in den Trickkisten des Country Rocks und des Singer/Songwriter-Genres und ist hierbei mit 'allen Wassern gewaschen'.
Geboren und aufgewachsen in einer der Vorstädte Melbournes, war einer der führenden australischen Bluegrass-Experten, Greg Hildebrand, sein frühester Lehrmeister. James' musikalischer Werdegang ist durchaus bemerkenswert. Mitte der Achtziger war er zunächst dem Punk zugetan, den er allerdings mit Country-Elementen spickte - 'Cowpunk' also, irgendwie eine Kreuzung aus den Melvins und Crazy Horse. Mit der nächsten Formation frönte er eher der damals angesagten Grunge-Welle.
In den Neunzigern zog es den Aussie an die US-Westküste, nach Santa Monica. Dort kam er mit Country Rock und dem Blues in Berührung - mit seiner damaligen Band Fulltronic brachte man sogar ein (wenig beachtetes) Album heraus. Seit etwa zwölf Jahren hat er nun unter dem Namen Waz e James der Rootsmusik zugewandt. Nach "Calm Before The Storm", "Hair Of The Dog" und dem hoch gelobten Vorgänger "Watermelon" ist "Noisy Trucks" James' viertes Soloalbum. Bis auf das Eaglesmith-Cover "Alcohol & Pills" sind alle Songs aus eigener Feder.
Das Ansehen Waz E. James in der Americana-Szene kann man daran messen, dass er den Multiinstrumentalisten und Ex-Flying Burrito Brother John Beland nicht nur als Musiker sondern auch als Produzenten gewinnen konnte.
Musikalisch sind die Songs auf "Noisy Trucks" zumeist hochwertig - es sind sogar zwei, drei echte Perlen darunter. Leider knödelt sich Waz' Stimme ziemlich gleichförmig, leidgeprüft durch die Songs und beginnt irgendwann leicht zu nerven. Diese ist in ihrer Schnoddrigkeit irgendwo zwischen
Tom Waits und Bob Dylan zu verorten. Also eigentlich durchaus reizvoll, aber nur selten [man möge das Augenzwinkern zwischen den Zeilen bemerken] habe ich mir gewünscht, dass die Spielzeit einer CD um die Hälfte reduziert wäre. Bitte nicht falsch verstehen: Die Songs sind allesamt aufgrund ihrer abwechslungsreichen Kompositionen und Arrangements sehr hörenswert und deutlich über dem Americana-Durchschnitt angesiedelt. Es ist einzig Waz' raues, leicht brüchiges Organ, das zu wenig Abwechslung bietet, aber dennoch als durchaus markant bezeichnet werden kann.
Kommen wir zu den angesprochenen 'Perlen'... und das sind echte Knaller. Da wäre zuerst der eröffnende Titeltrack, der sehr 'laid-back' daherkommt, sich aber trotzdem 'very catchy' in die Ohren schleicht... tiefer wandert, bis er dich an den Eiern hat. Selten habe ich in den letzten Jahren einen (in wahren Wortsinn) 'packenderen' Song in diesem Genre gehört! Treibende Twin-Läufe verwandeln "All I Ever Had" in einen lupenreinen Southern-Rocker. Bemerkenswert auch hier, wie locker so ein 'Monster' aus dem Ärmel geschüttelt wird! Beim fast hypnotischen 'Rausschmeißer' "River Boat Queen" denkt man unweigerlich an den den mächtigen Mississippi, fauchende Raddampfer, das schwül-hitzige 'Nawlinzz', mückenverseuchte Swamps und verwunschene Voodoozauber. Allein wegen dieser drei Takes lohnt sich der Kauf von "Noisy Trucks" absolut!
Auch die anderen Songs sind durchweg - wie schon angemerkt - bemerkenswert. Am schönsten sind die Momente, wenn etwa im Stil der Dire Straits locker-entspannt vorwärtsgerockt wird, ich denke da an "Car Wreck" oder "Hell For Leather".
Vielleicht sollte man sich die besten Songs auf CD-R 'dampfen' - dann dürfte "Noisy Trucks" wirklich uneingeschränkt Spaß machen. Leichte Abnutzungserscheinungen schleichen sich dann doch im Laufe der guten Stunde Spielzeit ein...
Auch wenn nichts wirklich Neues Aufmerksamkeit erregt, bedient Waz e James die Fans des Country Rock- und Americana-Genres bestens. Die sind bekanntlich wertkonservativ und nun wirklich an allem anderen als an 'Innovationen' interessiert.
Line-up:
Waz E. James (lead vocals, acoustic guitar)
John Beland (electric- and acoustic guitars, bass, banjo, harp, mandolin, keyboards, accordian)
Pete Fidler (lap steel, mandolin)
Dave Major (drums)
Tracklist
01:Noisy Trucks (4:31)
02:Car Wreck (3:32)
03:All Night Long (3:51)
04:Angels (4:20)
05:Nothing I Can Say (4:24)
06:Hair Of The Dog (5:48)
07:All I Ever Want (4:35)
08:Headlights (3:22)
09:Back Again (4:38)
10:Ruby (3:07)
11:Shiloh Baghdad (4:11)
12:Hell For Leather (3:39)
13:Alcohol & Pills (5:17)
14:River Boat Queen (5:16)
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