Eine große amerikanische Singer/Songwriterin? Die Antwort muss wie aus der Pistole geschossen kommen: Carole King. Wer sonst?!
Sony Music legt mit "The Essential" eine Doppel-CD vor, die spaltet. Einmal in Scheibe 1 mit Songs, die Carole selbst singt. Dann Silberling Nummer 2 mit Stücken, die sie für andere Künstler geschrieben hat und die auch von denen interpretiert werden. Spalten wird auch die Zusammenstellung an sich - wie das oft der Fall ist. Freunde von Caroles Musik werden sicher einiges vermissen. Ich für meinen Teil hätte mindestens noch "Smackwater Jack" sowie "City Streets" mit draufgepackt. Nun ja, Hauptsache, man hat die "Tapestry" im Regal. Diese Platte ist ihr Referenzwerk und überhaupt: Ihre Songs, die in den Top 100 waren ergeben eine dreistellige Zahl!
Dass Frau
King eine Ausnahmekomponistin ist, war mir klar. Aber ich gebe zu, wenn ich die Liste derer lese, die von ihr mit Songs bedient wurden, ja dann stellen sich schon einige 'Ohas' ein. Dass "Wasn't Born To Follow" z.B. 'der
Byrds' von
Carole King geschrieben wurde, war mir bekannt. Aber
Bobby Vees "Take Good Care Of My Baby", "Crying In The Rain" (
The Everly Brothers) und dann
Little Eva mit "The Loco-Motion" ... Alles von
King - und mir neu.
Und das waren/sind schon Namen, für die sie Titel geschrieben hat:
Gene Pitney,
The Drifters,
The Righteous Brothers,
Aretha Franklin,
Dusty Springfield,
Billy Joel ...
"Tapestry" ist eines meiner Alben, die 'im Schrein wohnen'. Auf dem Cover sitzt sie barfuß, in Jeans und mit Lockenmähne ganz freakig am Fenster. Und nun läuft die Kompilation und mit musealem Charme singen die
Everlys, die
Righteous,
Drifters und
Little Eva. Ja, der Blick ins Lexikon gibt Aufschluss: das freakige Mädchen am Fenster wird in Bälde 70 Jahre alt! Dazu passen dann noch zwei weitere Infos: Auch die
Beatles hatten mit "Chains" einen
King/Goffin-Song auf ihrem ersten(!) Album. Dann
Neil Sedakas "Oh! Carol". Das schrieb er für
Carole King, mit der er zu Schulzeiten befreundet war.
Carole revanchierte sich später mit "Oh! Neil".
Neil schrieb übrigens auch für
Connie Francis. Das nur mal so, um die Zeit mit Namen zu verbinden.
Das freakige Mädchen am Fenster ... der Rezensent wird vorsorglich in den nächsten Tagen die Spiegel im Haus meiden.
"The Essential" also. CD 1 gibt einen Querschnitt. Einen minimalen. Wer von der Künstlerin noch gar nichts besitzt, soll sich die "Tapestry" zulegen. CD 2 lohnt sich schon eher, denn vieles, was man da hört, hätte zumindest ich bis dato nicht mit Carole King in einem Atemzug genannt. Und wenn man schon mal am Kaufen ist, auch das leicht jazzige, 1973er "Fantasy"-Album ist ein Muss. Und dann gibt es auch noch ... Der Pool an lohnenswerten Sachen ist groß. Daher fehlt "The Essential" eigentlich ein Zusatz; #1 zum Beispiel ...