Spielzeit: 60:00 Medium: CD Label: Black Magic Records, 2010 Stil: Blues Review vom 17.08.2010 Wolfgang Giese

Eddie King ist ein Veteran der Bluesgeschichte Chicagos und dennoch gar nicht so bekannt geworden wie seine berühmten Namensvettern.
Dabei heißt der am 21.4.1938 in Alabama geborene Musiker eigentlich Edward Lewis Davis Milton. Nun denn, außer B. B. King , Albert King und Freddie King gibt es also noch einen King?
Beide Eltern waren Musiker und beeinflussten den Jungen schon früh, in die Clubs durfte er wegen seines Alters noch nicht, lauschte aber von außen. Frühe Aufnahmen entstanden zusammen mit Sonny Boy Williamson II, aber letztlich blieb es bei wenigen Plattenaufnahmen.
Die beiden hier musizierenden Geschwister nahmen bereits 1967 eine Single auf. Die Originalaufnahmen dieser Wiederveröffentlichung auf dem niederländischen Label Black Magic stammen aus Dezember 1985/Januar und November 1986 und waren 1987 als LP bei Double Trouble Records erschienen. Bei den letzten drei Titeln handelt es sich um Bonus-Tracks.

Anklänge an James Brown, an Marvin Gaye als Sänger, an B. B.King als Gitarrist, so die spontane Einordnung von Eddie King. Die stimmlich stark am Gospelgesang orientierte Mae Bee Mae ist seine Schwester und singt auf der Hälfte der Tracks, ein Stück ist instrumental.
Mae steckt ihren Bruder 'in die Tasche' mit ihrem unglaublich energiegeladenen Gesang, sie scheint schier aus sich herauszuplatzen mit den Emotionen, hat diese aber dennoch voll unter Kontrolle. Fantastisch, wie sie vor dem Hintergrund der groovenden Band mit ihrer Stimme spielt und locker die Stimmung beherrscht. Assoziationen an die großartige Koko Taylor werden hier schnell geknüpft. Die Musik trägt die urbane Tradition des Chicago Blues mit sich, hat diesem aber eine zeitgenössische Färbung verpasst.
So berichtet Robert Pruter, der die originalen Liner Notes verfasste, davon, dass dieses jene Musik ist, die man noch immer in Dutzenden von Bars in Chicagos South und West Side in den schwarzen Arbeitervierteln zu hören bekommt. Viele dieser Musiker verbleiben in Obskurität und so bleibt so manches Talent unentdeckt. Neben Blues sind es bei der Musik dieser Platte Soul und Gospel, die das ihre dazu geben.

Das ist feinster zeitgenössischer Chicagoblues, wie er von Musikern wie Jimmy Johnson auf den Weg gebracht wurde. Das absolute Highlight ist für mich Schwesterchens Stimme mit dieser ungeheuer mächtigen Ausdruckskraft! Wir können geschmeidigen Blues ohne rohe, aber mit seelenvoller Kraft genießen. Sehr gut gefallen mir auch die äusserst gefühlvollen Solobeiträge des Gitarristen Lendell 'Slim' Moore, der auf drei Titeln die Leadgitarre spielt.
Eine längst überfällige Wiederveröffentlichung, wobei die Aufnahmen unglaublich frisch und unverbraucht klingen, so sollte für mich zeitgenössischer Blues klingen, mit diesem 'satten' Sound, der den Nerv der Seele sofort packt!

Line-up:
Eddie King (vocals, lead and rhythm guitar)
Mae Bee Mae (vocals - #4, 5, 7, 8, 10, 12)

The Riverside Bluesband:
Sir Lucky King (rhythm guitar, bandleader)
Lendell 'Slim' Moore (guitar, lead guitar - #1, 2, 5)
Joe Roland (bass guitar)
James Mason (drums)

Guests:
Golden 'Big' Wheeler (harmonica - #3, 4, 8)
Allan Batts (organ - #1, 6, piano - #9)
Earl Crossley (tenor sax - #1, 6, 9)
Eddie King & The Riverside Blues Band (background vocals - #9)