Fëdor Kahlil Kramer / The Wake Of Urizen
The Wake Of Urizen Spielzeit: 45:11
Medium: CD
Label: Electric Goat Records, 2014
Stil: Psychedelic

Review vom 01.06.2014


Steve Braun
Auf 'normalen' Wegen hätte uns wohl Fëdor Kahlil Kramers neues Album, "The Wake Of Urizen" betitelt, sicherlich nicht erreicht und auch der interessierte Käufer dürfte sich hierzulande schwer tun, dieses zu erwerben. Dass wir es dennoch besprechen können, verdanken wir unseren Facebook-Kontakten...
Ganz alleine hat Kramer hierfür in seinem Homestudio detailverliebt getüftelt und seine Ideen in Eigenregie umgesetzt - soll heißen: alle Instrumente selbst eingespielt. Inspiriert wurde der junge Süditaliener hierbei - wie so mancher Rockmusiker vor ihm - von dem englischen Schriftsteller und Mystiker William Blake (1757 - 1827). In dessen komplexer Mythologie nimmt der Engel Urizen eine ganz zentrale Position ein. Dieser steht für die Metaebene, für Vernunft und Rechtschaffenheit, aber auch für die Gleichheit der Menschen untereinander.
Laut Kramer handelt es sich bei "The Wake Of Urizen" um ein »semi-konzeptionelles« Werk. Es wäre schön gewesen, wenn er seinen Ansatz in einem Booklet näher erläutert hätte. Doch hierfür ließ das (wohl aus Kostengründen gewählte) einfache Klapp-Digipak keinen Raum. Dafür ziert ein schönes Gemälde der Sagengestalt Urizen, vom befreundeten bildenden Künstler Max Petru gestaltet, das Cover desselben.
Mit "The Wake Of Urizen" kann der Hörer ganz tief in den psychedelischen Sound der frühen Siebziger eintauchen. Sehr düster und wie in Zeitlupe errichtet Fëdor Kahlil Kramer kunstvoll die spacigen Grundstrukturen per Synthesizer, über die er melodieorientierte, niemals 'frickelige' Gitarrenpassagen tupft. Der erzeugte Klangkosmos erinnert in seiner Atmosphäre an Floyd'sche Frühwerke wie "Atom Heart Mother" oder "Meddle". Gelegentlich erinnern Passagen frappierend an das seinerzeit gerne und viel kritisierte Animals ("Blake's Pale"). Gong und Hawkwind sind zwei weitere Namen, die einem im Laufe der Dreiviertelstunde immer wieder begegnen.
Man sollte sich für dieses Album sehr viel Zeit gönnen, es sich bequem machen, am besten noch Kopfhörer aufsetzen und sich von Kramer in sehr entspannte, progressiv-psychedelische Klangwelten entführen lassen. Aus der kompakten Einheit der teilweise ineinander übergehenden Stücke sollte ich hier eigentlich keines besonders exponieren, da es sich um ein in sich geschlossenes Album handelt. Aber "Blake's Pale", das mir auf angenehme Weise Pink Floyds "Sheep" in Erinnerung ruft, ist es allemal wert, gesondert hervorgehoben zu werden.
Fëdor Kahlil Kramers ist mit "The Wake Of Urizen" ein völlig am Zeitgeist vorübergehendes Werk gelungen. Freunde progressiver und psychedelischer Sounds sollten hier mal vorab ein Ohr riskieren. Die Ausstattung der CD ist zwar minimalistisch, dafür wird sie zu einem recht fairen Preis angeboten.
Line-up:
Fëdor Kahlil Kramer (all instruments, vocals and spacey sounds)
Tracklist
01:The Finest Hour (1:41)
02:Blake's Pale (7:44)
03:Piece Of Mind (4:18)
04:Les Paul's Spleen (2:34)
05:Alphaville's Curtains (3:17)
06:Frances Had A Little Goat (3:49)
07:Vaghe Stelle dell'Orsa (5:11)
08:When I Cry The Hills Laugh (4:08)
09:An EarthWorm Prophecy (5:00)
10:The Wake Of Urizen (6:58)
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