Harald Kümpfel / Drum'n'Space
Drum'n'Space
"Drum'n'Space" heißt die CD von Harald Kümpfel. Unklar ist schon ein bisschen, warum er diesen Namen für seine Scheibe wählte. Soll es eben nur ein Name sein? Will er damit etwas über den Inhalt seiner Platte andeuten? Oder springt er noch weiter? Geht es gar darum, ein neues Genre zu kreieren? Das sind einige Fragen. Mal hören, ob die Antwort ergründbar ist.
Die Musik Harald Kümpfels hat vieles von dem, was ich einfach als Elektronic bezeichne. Sphärische Keyboard - und Synthesizer-Arrangements bilden die Grundlage für nette Melodien. Die werden mit diversen Instrumenten vorgetragen. Mal mit dem Synthi, mal auch mit der Gitarre. Elektronic im altmodischen Sinne ist gemeint. Also nicht dieser schwülstige, vergeistigte Kram, der Land auf, Land ab als "New Age" bezeichnet wird und bei dem man sich die "Räucherstäbchen" ins Ohr steckt, statt zwischen die "Kiemen". Auch hat "Drum'n'Space" wenig mit dem zahnlosen "Meditativ Musik"-Zeugs zu schaffen, das nur mit der obligatorischen Problemlösungswolldecke oder unter therapeutischer Aufsicht zu ertragen ist. Bleiben wir dabei! Diese CD geht eher in Richtung "Roots"- oder auch "True"-Elektronic, aufgepeppt durch, und jetzt kommts: Handeingedengelte Drums, dazu E- und Bassgitarre. Wie dem Booklet zu entnehmen ist hat Harald Kümpfel alle Trommeln und die meisten anderen Instrumente eingespielt oder programmiert.
Harald hat sich für diese Produktion sehr viel Zeit gelassen. Gut Ding will eben Weile haben. "All Music grew up between 1993 and 1998", verrät das Booklet. Trotz dieser Zeitspanne klingt "Drum'n'Space" schon wie aus einem Guss. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass Harald Kümpfel die Songs zwar hat wachsen lassen, er aber trotzdem die ganze Zeit über genau wusste, wo sie hin wachsen sollten.
Die Songnamen klingen für alle Elektronicmusik-Fans sehr verführerisch. "Science" macht besonders Appetit, ebenso wie "Radar Screen", "Lift Off" und "Zauberei 9" mit dem Untertitel "Dive Into A Black Hole". Besser man folgt dem Aufruf nicht, denn Black Holes haben bekanntlich einige, nu ja, für das Leben doch recht finale Eigenschaften. "Zauberei 9" ist ein 1993 live eingespielter Track und besticht, wie eigentlich alle anderen Tracks auch, durch die Trommelsounds.
Von "Dive Into A Black Hole" lässt sich gut ein Bogen zurück zu Track Nr. 3 "Science" spannen. Denn für diesen hat Harald Kümpfel" einen recht prominenten Gast gewinnen können. Stephen Hawking, Inhaber des Lukasischen Lehrstuhls für Mathematik in Cambridge, Black-Hole Spezialist und Namensgeber der Hawking-Strahlung, leiht dem Song die Stimme seines Sprach-Synthesizers. Zwar wurden die gleichen Sequenzen schon in seinem Film "Eine kurze Geschichte der Zeit" verwendet, aber das mindert den Spaß daran nicht im Geringsten. Schließlich ist Hawking so was wie ein Rockstar unter den Wissenschaftlern.
Dem Calypso-Fan dürfte "Nanyuki" gefallen. Die programmierten Trumpet Sounds und die stellenweise eingesetzte Steel Drum lassen den Zuhörer verträumt in Richtung Karibik blicken. Percussiongeschwängert ist der Anfang von "Rosa's Joy in Living". Die Gitarrensounds klingen fast wie Samples. Sie geben dem Song etwas urbanes. Genau das versucht Harald Kümpfel im nächsten Song weiter zu entwickeln. In dem Stück mit dem Untertitel "Noise Of New York" sind Polizeisirenen zu hören und durch Lautsprechern verfremdete Stimmen. Der eigentliche Name der Collage ist "City Tribes" was darauf hindeutet, dass wohl die Metropole gemeint ist und nicht der Staat.
Der Sound der CD ist gut und klar, aber nicht bombastisch. Die Scheibe funktioniert sowohl auf Vol. 3 als auch auf Vol. 8. Wer mal die Nase voll hat von Strophe, Bridge, Refrain etc, aber noch Berührungsängste zu Zappa und noch Frickligerem verspürt, kann "Drum'n'Space" getrost mal versuchen. Ob's letztendlich zündet, wird jeder selbst entscheiden.
Spielzeit: 53:16, Medium: CD, bsc music, 1998
1:Walks 2:Nanyuki 3:Science 4:Crows 5:Rosa's Joy In Living 6:City Tribes 7:Cellformation In The Jungle 8:Radar Screen 9:Attacks 10:The Go Song 11:Lift Off 12:Zauberei 9
Olli "Wahn" Wirtz, 31.01.2005