Jadea Kelly / Clover
Clover Spielzeit: 44:20
Medium: CD
Label: Darth Jadea Music/Divergent Recordings, 2013
Stil: Folk, Indie, Pop

Review vom 14.10.2013


Günther Klößinger
Der Titel von Jadea Kellys drittem Album ist mehrdeutig: "Clover" bedeutet einerseits "Kleeblatt", zum anderen trägt die Farm von Kellys Großeltern diesen Namen. Beide Varianten waren für das Entstehen des Werkes der Sängerin und Komponistin aus Kanada wichtig.
»Die eigene Stimme und Ausdruckskraft zu finden, ist manchmal so schwierig, wie ein vierblättriges Kleeblatt zu finden!« erklärt die Musikerin auf ihrer Website. Nachdem sie sich intensiv ins Tourleben gestürzt hatte, um ihre ersten beiden Scheiben zu promoten, folgte eine Phase der Erschöpfung, in der Jadea Kelly sich zurückzog und sich einen Garten anlegte.
»Die Arbeit auf dem Feld und das Leben als Musikerin haben viel gemeinsam« meint sie, »beides bringt erst mal wenig Geld ein und garantiert dir keine lebenslange Rente. Beim Säen und Ernten muss man ebenso eine Passion für das Land mitbringen wie beim Musizieren die Leidenschaft für Kunst«. Ob sie nun einen Acker bestellt oder versucht, eine Halle mit einem Live-Gig zu füllen, beides ist für Jadea Kelly harte Arbeit und für beides schlägt ihr Herz.
Als sie sich nun beim Gärtnern vom Tourstress erholte, kam ihr das großelterliche Anwesen wieder in den Sinn. So zog sie sich nach Clover zurück und erarbeitete dort die Kompositionen für das neue Album.
Waren ihre früheren Werke geprägt von akustischen Instrumenten, Country-Harmonien und bescheidenen Folk-Arrangements, orchestrierte Jadea Kelly die neuen Songs stärker durch und brachte vermehrt auch Einflüsse aus Pop und Psychedelic mit ein. Dass die eigenwillige Sängerin sehr stiloffen ist, zeigte sie durch ihre Kollaborationen mit anderen kanadischen Künstlern wie z. B. Protest The Hero. Auf deren Konzeptalbum "Kezia" übernahm sie die Titelrolle und sang darauf mehrere Tracks ein. Dass ihre musikalischen Wurzeln gar bis ins Folk Revival der Sixties zurückreichen, wird beispielsweise daran deutlich, dass sie sogar schon mit Urgestein
Ramblin' Jack Elliot zusammenarbeitete. Die Folkszene kennt da anscheinend keinen Generation Gap und keine Berührungsängste zwischen alt und jung. Gut so.
Die elf Songs auf "Clover" sind allesamt sehr ansprechende Kabinettstückchen in Sachen gepflegter Melancholie. Melodisch bleiben sie stets dem unmittelbaren Ausdruck von Gefühlen verhaftet und laden dazu ein, in diesen herrlichen Klanglandschaften umherzuwandern. Die Lyrics sind dabei oftmals in der Natur angesiedelt, beschreiben bestimmte Landschaften und Orte, erzählen aber auch Geschichten aus dem zwischenmenschlichen Bereich. Vielleicht nicht außergewöhnlich, aber ebenso wenig banal.
Die Artikulation des Gesangs und die Grundstimmung der Tracks sind weiterhin folky, die Arrangements bringen aber darüber hinaus die Tradition von rund 50 Jahren Popmusik und Anklänge an die moderne Worldmusic mit ein. So betrachtet liefert "Clover" wirklich authentischen Folk des 21. Jahrhunderts.
Trotz des Einsatzes von Synthies, effektbewehrten E-Gitarren und zarten Streichereinheiten werden die Möglichkeiten der Studiotechnik nie zu Klangbombast hochgestapelt. Die Band schafft eine beschauliche, intime Atmosphäre und bei all der modernen Technik haftet den Aufnahmen dennoch bisweilen ein archaisch anmutender Charme an. Dies gereicht den höchst intensiven Songs in jedem Falle zum Vorteil.
Über all dem schwebt ätherisch die beeindruckende Stimme von Jadea Kelly. Die hellen Klänge ihres glockenklaren Timbres hauchen den Kompositionen so richtig Leben ein. Dabei ergeht sie sich nicht in selbstgefälliger Vokalakrobatik - die Stimme ist hier ein Instrument, das Stimmung und Inhalt der Songs transportiert.
"Clover" ist somit wirklich eine runde Angelegenheit - und Jadea Kelly hat damit definitiv ihr vierblättriges Kleeblatt gefunden.
Line-up:
Jadea Kelly (vocals, electric and acoustic guitars)
Gary Craig (drums, percussion)
Daniel Neill (drums, percussion)
Tom Juhas (electric guitar, sitar, 12-string acoustic guitar)
Nigel Hebblewhite (bass guitar, synth, bass)
Jason Sniderman (keyboards)
Stew Crookes (pedal steel guitar)
Eren McGowan (backing vocals)
Daniel Neill (backing vocals)
Melanie Brulee (backing vocals)
Tracklist
01:Wild West Rain
02:Powell River
03:Lone Wolf
04:Mary Don't Go
05:You Had Me
06:Saintly Stare
07:Hour North
08:Clover
09:I'll Be
10:Count On
11:Violet
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