Omega sind für mich ein Phänomen. Seit fast 50 Jahren gibt es die 'Alphatiere' des osteuropäischen Classic Rocks und noch immer sind sie aktiv und erfolgreich. 1962 wurde die Formation als Schülerband gegründet. Das runde Jubiläum in Kürze darf genau 14 Tage später als das der Rolling Stones gefeiert werden, legt man die ersten Auftritte der beiden Rock-Dinosaurier zugrunde. Doch das Besondere an Omega ist: Bereits seit 1971 spielt die Band in unveränderter Besetzung. Am erfolgreichsten blieben die Ungarn seitdem in ihrer Heimat und spielen noch immer vor locker 70.000 Besuchern ihre inzwischen legendären Stadionkonzerte. Die Omega-Platten gab es vor 1989 gewöhnlich in einem Laden in (Ost)-Berlin, der auf Produkte aus dem von uns Ostdeutschen so heiß geliebten Land Ungarn spezialisiert war.
Eines der Stadionkonzerte wurde 1979 auf Vinyl gepresst. Und seit einem Konzertbesuch 1983 im thüringischen Jena trägt mein Album "Live im Kiss-Stadion" die Unterschriften der hoch verehrten Musiker. Es war zugleich mein erster musikalischer Ausflug in die journalistische Welt, Fotos vom damaligen Konzert eingeschlossen. 2005 in Landsberg nahe Halle/Saale gab es dann ein lang ersehntes Wiedersehen und ein unbeschreibliches persönliches Glückserlebnis für Publikum und Künstler. Letztere waren nach 1990 kaum noch im Ausland zu hören. Aber auch Plattenproduktionen hatten dort nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Seltenheitswert. Nur einige "Best Of"-Alben und 1996 die CD "Transcendent" wurden außerhalb des eigenen Landes veröffentlicht.
Das musikalische Spektrum der Band reicht von Progressive- und Classic-Rock bis hin zu Wave. Einflüsse von ungarischer Volksmusik mit zum Teil ungewöhnlicher Instrumentierung gehören zu deren Markenzeichen und machen diese Band bis heute so einzigartig. Omega - das sind weltweit etwa 50 Millionen verkaufter Tonträger und DVDs. Sie veröffentlichten Alben in Ungarisch, Deutsch und Englisch, wobei mir persönlich die Songs in ihrer ungarischen Muttersprache immer noch am liebsten sind; weil es so unverwechselbar klingt und keinesfalls komisch wirkt.
1968 erschien die erste LP, noch im gleichen Jahr tourten Omega auf den britischen Inseln. 1970 schaffte die Formation den internationalen Durchbruch und gewinnt mit ihrem Hit "Gyöngyhajú lány" (Pearls In Her Hair) erste Preise bei Festivals in Palma de Mallorca und Tokio. Der Titel wurde zum Welthit und in unzähligen Coverversionen in über 100 Sprachen neu veröffentlicht - so unter anderem 1995 von den Scorpions unter dem Titel "White Dove". Omega teilten sich die Bühne mit Bands wie The Who, Queen, AC/DC und eben den gleichaltrigen Rolling Stones.
So durfte man gespannt sein, welche Neuheiten uns Kóbor und seine Kollegen rund um den 50. Bandgeburtstag präsentieren. Unter dem Namen "Omega Rhapsody" liegt jetzt das erste Soloalbum von Sänger und Gründungsmitglied János 'Mecky' Kóbor vor. Mit klassischem Orchester kleidet der Songtüftler einige der erfolgreichsten Lieder der Band in ein neues Gewand. Was nicht nur bei mir zunächst zu Irritationen führt, denn zum Line-up der "Omega Rhapsody" zählen einzig Schlagzeuger Ferenc Debreczeni als Mitglied von Kóbors Stammformation. Mit im Studio saß zudem Tamás Szekeres, der Omega seit den frühen 90er Jahren regelmäßig bei Konzerten unterstützt.
Die Platten-Firma Edel:Kultur in Deutschland und auch vereinzelt Fanportale feiern die Produktion hingegen als neue Omega-Scheibe. Was das Verwirrspiel noch verstärkt: "Rhapsody" ist Auftakt einer Jubiläums-Trilogie zum 50. Bandgeburtstag, lässt uns die Plattenfirma ebenfalls wissen.
All das schmälert keinesfalls den Hörgenuss der seit dem 29. Oktober erhältlichen CD "Omega Rhapsody", in der laut János Kóbor rund 600 Stunden intensiver Studioarbeit stecken. Dabei wurden die klassischen Instrumente im Studio eingespielt, eine Live-Umsetzung mit Orchester könnte es 2011 geben. Es wäre mit Sicherheit ein Genuss!
Bei der Songauswahl hat sich der inzwischen 67-jährige Sänger vorwiegend auf Stücke aus der Prog Rock-Phase der Band konzentriert. Dazu zählen "House Of Cards" und "Late Night Show" vom Album "Time Robber", das 1977 zeitweise Pink Floyds "Animals" in den LP-Charts den Rang ablief und in Westeuropa zum Millionenseller wurde - oder der "Klassiker" "Metamorphosis" vom darauf folgenden Space Rock-Album "Omega 8".
Songs aus vier Jahrzehnten werden somit in einen neuen Klang gestellt. Sowohl die intensiven schwermütigen Balladen als auch die Rocknummern erhalten in der Band-Orchester-Kombination eine glanzvolle Farbe. Die Orchesterklänge sind dezent eingesetzt, sie überladen nicht die Band-Kompositionen, sondern bereichern diese wirkungsvoll. Apropos Arrangements: Hier wirkte im Studio zumindest Omega-Keyboarder László Benkö mit. Daneben gab es unter den Beteiligten als technischen Berater den renommierten englischen Produzenten John Gallen (u.a. für Queen, Simply Red und Motörhead tätig). Nach dem gemeinsamen Mastering in Ungarn stellte Dick Beetham von 360 Mastering Ltd. London das finale Produkt in Englands Hauptstadt fertig.
Kóbors "Omega Rhapsody" eignet sich hervorragend für Neulinge als 'Einstiegsdroge', um die erstklassige Musik des osteuropäischen Flaggschiffes Omega kennenzulernen. Nun sind wir gespannt darauf, wann und in welcher Form sich die angestammten Bandkollegen mit neuem Material zum 50. Geburtstag zurück melden.
Line-up:
János 'Mecky' Kóbor (Gesang)
Tamás Szekeres (Gitarren)
Miklós Küronya (Bass)
Zsolt Gömöry (Keyboards)
Ferenc Debreczeni (Schlagzeug)
Edwin Balogh (Background Gesang)
Tamara Bencsik (Background Gesang)
Bea Tisza (Background Gesang)
Tracklist |
01:Rhapsody (Rapszódia)
02:Overture (Nyitány)
03:Silent Garden (Égi harangok)
04:Arc (Can't Stop Thinking Of You)
05:Tower Of Babel (Babylon)
06:Éjféli concert (Late Night Show)
07:Meghívás (Invitation)
08:Break The Chain (Minden könnycseppért kár)
09:Tomorrow (Levél poste restante)
10:Napot hoztam, csillagot (House Of Cards)
11:Child In Your Arms (Hallgatag szív)
12:Égi jel (Heaven's Sign)
13:Kötéltánc (The Beggar's Dance)
14:Hajnali ocean (Morning Lights)
15:Mozgó világ (Moving World)
16:Metamorfózis (Metamorphosis)
17:Return To The Garden (A kereszt-út vége)
18:Final (Finálé)
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