Neulich bat mich ein Freund, die erste CD seiner Band Kalamata zu rezensieren. Freudig und neugierig auf deren Musik nahm ich seine Bitte an und tat als erstes, was wohl viele von uns im digitalen Zeitalter als erstes tun: Ich googelte nach Kalamata. Dank des weltgrößten Datenstaubsaugers weiß ich jetzt, dass Kalamata eine Stadt auf der griechischen Halbinsel Peloponnes ist. Und ich darf mich nun aufgrund jener Suchanfrage fortan beim Internetsurfen über zahlreiche und gut gemeinte Tourismustipps erfreuen. Doch weder mit Griechenland noch mit der Tourismusbranche hat diese Band etwas am Hut. Die Namensfindung ist viel banaler, und gleichzeitig doch so schön: »We chose the name when we had a glas of olives from Kalamata in our rehearsal room. We were searching for a name for quite a bit and really liked the sound of the name and what it stands for. We've never been there, but we imagine that it's a nice region where you are welcome and enjoy staying. That's what we want for our music as well. Give the listener a good feeling and a pause from daily stress.« Klingt nach griechischer Folklore? Weit gefehlt.
Doch kommen wir zunächst zur Band: Kalamata sind eine Drei-Mann-Combo aus Hildesheim, bestehend aus Peter Jaun (Gitarre), Maik Blümke (Bass) und Olly Opitz (Schlagzeug). Etwa ein Jahr nach ihrer Gründung brachten Kalamata im Mai dieses Jahres ihre erste 7-Track-EP heraus, benannt nach der Band und aufgenommen in ihrem Hildesheimer Proberaum - an nur einem einzigen Tag.
Einen ersten pommesgabeligen Fingerzeig auf ihre teuflische Musik gibt uns das hübsche Artwork: Eingebettet liegt die CD in einer pechschwarzen Papphülle, auf deren Cover ein mythologisch anmutendes Lebensdreieck dargestellt ist. Dessen Spitzen wiederum zieren ein Mars-, ein Venus- und ein Omegasymbol, die für den Mann, die Frau und den Tod stehen. Soweit klar. Doch innerhalb des Dreiecks befinden sich nicht die drei dazugehörigen Körper von Männlein, Weiblein und dem Herrn Sensenmann, sondern drei im Kreis angeordnete Manneskörper (!), die sich lediglich in ihrem Geschlecht unterscheiden, wobei der Mann beim Omegasymbol einen Totenschädel zwischen den Beinen trägt. Zudem grüßen die drei bärtigen Kameraden mit der berühmten 'mano cornuta'. Und liest man die Titel der sieben Songs von oben nach unten, ergibt sich der unheilvolle Satz "You Have To Die Soon Mother Fucker".
Kalamata - das ist eine wuchtige Instrumentalkomposition aus Stoner Rock, Psychedelic Rock und Doom Metal. In ihren Liedern steigern sich die drei von dämmrigen Melodielinien zu teilweise hinreißend-schmetternden Rockbestien, die in ihrem Kern mit den frühen Kyuss (besonders beim Track "Die" herauszuhören) und Space Rock-Bands der 70er vergleichbar sind. Zu ihren Einflüssen zählen Kalamata auch bekannte Größen wie Pink Floyd, Black Sabbath oder Sonic Youth. Ich höre zudem Grunge/Alternative Rock-Anleihen von Pearl Jam ("To", "Mother") heraus..
Besonders hervorheben möchte ich folgende Stücke: Die tranceartige Gitarrenfigur der Ouvertüre "You" lässt nicht erahnen, welch dicke Wand aus übermächtig tremolierenden Gitarrenriffs und dynamischem Bass-Schlagzeug-Duo sich nach anderthalb Minuten in die Gehörgänge rammen wird. In "Soon" lebt der lässig groovende Wüstenfuchs auf leichtem Tanzfuß. Mit dem anschließenden Gute-Laune-Feger "Mother" präsentieren Kalamata ihre schnellste Nummer der EP und zeigen ein weiteres Mal, wie hervorragend sie musikalisch miteinander harmonieren. Davon kann man sich auch bei "Have" und "Fucker", zwei bleischweren Doom Metal-Pfundstücken, überzeugen.
Das Hildesheimer Trio Kalamata versteht es sehr gut, mit Hilfe treibender Bassriffs, bebend-punktgenauer Schlagzeugrhythmen und variationsreicher Gitarrenmuster den fehlenden Gesang fast vergessen zu machen. Dennoch würde genau dieser ihrer Musik hin und wieder gut tun und auf eine neue Ebene heben, zumal vier der sieben Songs mit je über sieben Minuten Spielzeit recht lang sind. So wirken beispielweise "Have" oder "Die" in den ersten vier Minuten noch mitreißend, doch nach und nach reißt dieses Gefühl ab und es entsteht eine einschläfernde Schleife.
Ich schließe mit einem sehr passenden Zitat der Band: »This instrumental music will guide you through the night like LSD while you´re sitting on a wild cow`s back.« Ein insgesamt gehöriges und abwechslungsreiches Teufelswerk in hervorragender Klangqualität, das die Stoner Rock-Szene aufhorchen lassen wird. Chapeau!
Line-up:
Peter Jaun (guitar)
Maik Blümke (bass)
Olly Opitz (drums)
Tracklist |
01:You
02:Have
03:To
04:Die
05:Soon
06:Mother
07:Fucker
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Externe Links:
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