Spielzeit: 58:50 Medium: CD Label: Super Puma Records, 2009 Stil: Retro Rock Review vom 30.04.2009 Tom Kaldyka

Das von uns bereits vorgestellte und gelobte Rock-Trio Kamchatka meldet sich mit ihrem dritten Album, "Volume III", zurück. Im Gegensatz zu den beiden Vorgänger-Alben wird der dritte Teil neuerdings von dem Label Super Puma Records veröffentlicht. Es gibt zehn neue Songs von der Band und einen Bonus-Cover-Song "Whipping Post", welcher im Original von Gregg Allman ist.
Dieses Mal haben sich die Jungs auch noch Unterstützung mit ins Boot geholt, die auch ganz klar die musikalische Ausrichtung der Band unterstreicht. Bei vier Songs, nämlich "Look Over Your Shoulder", "See", "Sorg" und "Guess I'll Be Leaving", spielt Per Wiberg mit, der unter anderem schon bei Opeth, King Hobo und Spiritual Beggars mitgespielt hat. Es geht also diesmal eine Spur härter zur Sache. Als weiterer Gast spielt Jean Paul Gaster bei dem Bonus-Track "Whipping Post" das Schlagzeug. Jean Paul Gaster ist übrigens Bandmitglied bei Clutch, die in 2008 erfolgreich durch die gesamte USA tourten. Ich erwähen das aus dem Grund, weil Kamchatka auf dieser Tour bei 22 Konzerten im Vorprogramm spielten.

Wie bereits erwähnt, geht es diesmal eine Nummer härter zu, jedoch immer ohne ganz aus dem Genre Retro Rock in den Metal-Bereich hineingespült zu werden. Die Blues-Wurzeln haben sie fast vollständig abgeworfen und klammern sich nun merklich an den härteren Rock aus den guten Zeiten. Dabei bleiben sie jedoch ihren eigenem, kraftvollen Stil treu und versuchen, ihre musikalische Reife in Szene zu setzen.
Auf der einen Seite ist der Opener "681" eine Nummer für sich - passt er doch so gar nicht zum Rest des Albums. Auf der anderen Seite sei aber zu erwähnen, dass dieser Song mittlerweile eines meiner Lieblingstracks aller drei Veröffentlichungen ist. Es ist unübertrieben eine grosse Freude, die CD einzulegen, die Anlage aufzudrehen und das erste Stück zu hören! Einfach, kraftvoll, treibend und resolut rockend geht es im Kapitel drei der Band los!
Stilistisch komplett anders, nämlich präziser und härter, dabei aber absolut professionell und stimmig, geht es mit "Pathetic" weiter und eröffnet den Sound des - für mich - eigentlichen neuen Kapitels von Kamchatka. Kraftvolle Power-Chords auf der verzerrten Gitarren, Tempo-Wechsel und gesangliche Abwechslung sind hier Programm, auch bei "Astrobucks". Musik wie von einem anderen Stern - oder wie aus Schweden halt. Das zeigt sich auch im folgenden "Look Over Your Shoulder". Wirkt es anfänglich recht ruhig, so entwickelt sich daraus später eine echte Power-Ballade, die ohne übertriebenes Tempo oder Lautstärke auskommt.

Fahrt kommt dann wieder bei "See" ins (Instrumenten-) Spiel. An dieser Stelle zeigt sich auch ein weiteres Mal, dass die Jungs nicht nur ihr Genre beherrschen, sondern, dass Andersson und Öjersson solide Songschreiber sind. Erwähnenswert auch der angesprochene Gastauftritt von Per Wiberg, der dem Song mit seiner Orgel ein ganz neues Klangspektrum ermöglicht. Bei "Wood" spielt er nicht mit, aber auch dort sticht ein Instrument unaufdringlich in den instrumentalen Passagen hervor: Die Gitarre klingt hier wie eine Kettensäge - wenn das mal nicht mehr als passend bei diesem Titel ist. Von der Art und dem Aufbau der Nummer kann man durchaus Einflüsse von
Black Sabbath heraushören.

Einflüsse von diversen Bands aus den 70er-Jahren sind demnach auch das Fundament für "Sorg". Dieser Song ist ein knapp acht-minütiges Highlight auf dieser Scheibe, dass vollständig instrumental daherkommt. Damit ist man wohl absichtlich nicht Radio-tauglich, aber Kamchatka geht es auch definitiv um die Musik und nicht um irgendwelche Hits. Es freut mich, dass es noch Bands gibt mit dem Mut zu so einem Stück. Klasse!
Mit "Confession" und "Outnumbered" knüpfen sie schließlich wieder an den vorangegangenen Stücken an, wobei letzteres etwas schneller, ersteres dafür härter daherkommt. Nicht unbedingt die besten Kompositionen der Band, aber durchaus gelungen - ich kann nicht behaupten, dass mir das lange Gitarren-Solo bei "Outnumbered" nicht gefallen würde.
Im (vor-) letzten Stück "Guess I'll Be Leaving" schlägt die Band nochmal ganz andere Se(a)iten an, und zwar die einer Akustik-Gitarre. Eine nachdenklich stimmende Ballade mit Gast-Orgel und melodischer E-Gitarre. Ein gelungener Abschluss für ein gelungenes Album, dass sich aber nicht unbedingt mit den Vorgänger-Alben vergleichen lässt. Die Band hat nichts an ihrer Power verloren, sich jedoch merklich weiterentwickelt und verwendet jetzt andere musikalische Grundelemente. Wer jedoch nochmal in den Genuss der blueslastigen Kamchatka kommen möchte, der wird vom "Whipping Post"-Cover zufriedengestellt.

Fazit: Das neue Album "Volume III" ist das reifste Album von Kamchatka. Objektiv gesehen ist die CD nicht unbedingt ein Meilenstein in der Musikgeschichte oder ein 'unbedingt-empfehlenwertes' Album, dennoch eine absolut ehrliche Retro Rock-Platte mit ein paar nennenswerten Highlights. Auf jeden Fall höhrenswert. Alles andere ist Geschmackssache!

Line-up:
Thomas Juneor Andersson (guitar, lead vocals)
Roger Öjersson (bass, lead vocals)
Tobias Strandvik (drums)
Per Wiberg (organ - #4,5,7,10)
Jean Paul Gaster (add. drums - #12)