Kazzer / Broke
Broke Spielzeit: 44:28
Medium: CD
Label: Linus Entertainment (ZYX), 2006
Stil: Pop, Rock, Rap

Review vom 22.12.2006


Florian Kollin
Wenn ihr schon immer mal wissen wolltet wie eine Band klingt, die vom Canada Music Fund finanziell unterstützt wurde: Hier ist eure Chance. Und die fünf Jungs haben sich diese Unterstützung auch redlich verdient. Als ich den ersten Song hörte, wurde ich sogleich an schöne Zeiten mit OPM erinnert. Diese Ähnlichkeit hat Kazzer und wird sie auch durch das gesamte Album nicht so richtig los. Raprock, gepaart mit schönen Gesangslinien. Das ganze in diesem Fall noch mit ordentlich Benzin im Blut.
Wer sich das noch nicht so ganz vorstellen kann, dem sei die Bandhomepage (Link siehe unten im Linkblock) ans Herz gelegt. Hier gibt es neben drei Songs des Albums auch Bilder vom Fotoshoot des Hustler Magazins zu sehen. Womit die Musikrichtung auch schon vorgegeben wäre: Hier dreckige Gitarren, ein straighter Groove, dort ein paar Scratcheinlagen und natürlich der Gesang, den so nur jemand hinbekommen kann, der gerade mit den Hustlermädels posieren durfte.
Doch auch ruhige Klänge finden Platz auf dieser CD. Und sogar Gefühle - abseits denen fürs Auto - werden nicht unterdrückt. Wie es sich gehört, werden ganz zum Schluss des Albums die Harmoniegesänge ausgepackt, ein richtig schöner Ausklang.
Begonnen wird jedoch ganz anders. Und zwar mit der angesprochenen Portion 'Dreck'. Die Marshallstacks drücken geradezu aus den Boxen und auch sonst wird sich hier keine Pause gegönnt. Und noch bevor man im nächsten Song denkt, die Benzinzufuhr wäre ein bisschen zurückgedreht worden, offenbart sich ein absoluter Ohrwurmpart nach dem anderen. Ich habe ja nun wirklich selten einen Ohrwurm, aber diese CD hat mich das ein oder andere Mal gepackt.
Für den technikverliebten Musikhörer ist hier nicht viel zu holen. Hier gibt es kein Gefrickel, hier geht's nach vorne. Deutlich ist zu merken, dass der Gesamtsound der Band im Vordergrund steht, nicht etwa einzelne musikalische Leistungen. Mir persönlich gefällt das, dem ein oder anderen ist hier vielleicht stellenweise zu wenig geboten. Aber daher kommt ja auch das Wort "Pop" in der Beschreibung. Und diese CD bewegt sich sehr gekonnt zwischen ihren Stilen. Abgesehen von den ohnehin verschwommenen Trennlinien ist hier wieder einmal schwer auszumachen, ob es sich eher um Rock, Pop, oder doch etwa ein bisschen Folk handelt?
Viele Stile aus dieser Ecke finden Anklang und ergeben so zusammen den sehr runden Gesamtmix. A propos Mix: Wie klingt es denn? Keine Beschwerden soweit. Dezent eingesetzte Effekte setzen hier und da dem Sound noch ein Tüpfelchen aufs i; es drückt von unten und das Schlagzeug ist schön räumlich aufgebaut. Was will man mehr? Naja, vielleicht einen Drumsound der noch einen Tick smoother rüberkommt. Aber wie bereits gesagt: Das wäre dann halt der teuer erkaufte Schritt zur Produktion mit erheblich höheren Mitteln.
Optisch geht das ganze schonmal in die richtige Richtung. Wie schon Blumentopf sangen: »Es dreht sich alles nur um Autos und Frauen«.
Könnte auch von Kazzer sein. Sowohl covermäßig, als auch textuell dreht sich nahezu alles um diese Themen. Und ja, wenn man die Fotos auf der Homepage betrachtet, versteht man auch warum. Die CD kommt im netten Digipack mit Booklet in S/W daher. Dennoch wirkt das ganze zu keinem Zeitpunkt günstig. Hier wurde darüber nachgedacht, was man dem Hörer mal so alles präsentiert. Und mehr braucht dann ja auch keiner. Alle Texte, dazu eine Skizze des Covers, und Bandfotos - that's it.
Habe ich eigentlich eben OPM erwähnt? Der ein oder andere mag mir diesen Vergleich absprechen und meinen, die Band fände Anklänge an Linkin Park. Und in der Tat: Die Raps über die Scratchparts haben schon das ein oder andere Mal eine gewisse Ähnlichkeit mit Größen des entsprechenden Genres. Jedoch hat man hier nicht das Gefühl, nur eine ewige Kopie von alten Ideen zu hören. Kazzer und Co. mischen ihre Musik geschmackvoll zu einem Mix, von dem man meint, dass er zwar etwas neues bietet, man ihn aber im Grunde auch schon mal irgendwo gehört hat.
Ihr wollt den Beastie Boys Einfluss? Bittesehr: Track 12 ist zu Anfang schon stark an die Oldschool-Mischung aus Rap und Punk angelehnt. Später verschwimmt auch dieser Track mehr im Bandgefüge und reiht sich somit perfekt in das Gesamtwerk ein. Doch halt: Hört dieser Track tatsächlich mit melodiösem Gesang und Akustikgitarre auf? Diesen Bogen muss man erst mal schlagen können. Musikalisch 1A.
Line-up:
Kazzer (vocals, guitar)
Family Jules (guitar)
Nick Czarnogorski (bass)
Craig Lapsley (drums)
Cam Goeree (turntables)
Tracklist
01:Fueled By Adrenaline
02:Bury Me Alive
03:Ordinary
04:Wont Back Down
05:Steel City
06:Feels Good To Be Real
07:Broken Bones
08:Focused On Tomorrow
09:Look Me In The Eye
10:Over The Edge
11:Smooth Ride
12:Violence
13:Rikki-Dawn
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