Zu Beginn der achtziger Jahre gehörten Killer neben Ostrogoth und Crossfire zu den Vorreitern der belgischen Heavy Metal Szene. Zwischen 1981 und 1990 veröffentlichte die Band vier LPs, die auch außerhalb ihres Heimatlandes große Beachtung fanden. Mit ihrem rauen von der NWOBHM und Motörhead beeinflussten Sound erlangten Killer schnell Kultstatus. Ihr drittes Album "Shockwaves" von 1984 gilt noch heute als Klassiker und gehört noch immer zu meinen absoluten Lieblingsplatten. Leider verschwand die Formation nach der Veröffentlichung ihrer vierten Scheibe "Fatal Attraction" 1990 sang -und klanglos in der Versenkung.
Im Jahre 2003 kam es dann zu einer überraschenden Reunion, obwohl man in diesem Fall eigentlich nicht von einer richtigen Reunion sprechen konnte, denn außer Sänger und Gitarrist Paul 'Shorty' Van Camp war kein einziges Originalmitglied mehr an der Geschichte beteiligt. Mit der runderneuerten Mannschaft wurde im gleichen Jahr das Album "Broken Silence" eingespielt, welches die Band u. a. auf dem 'Headbangers Open Air'- und dem 'Keep It True'-Festival auch in Deutschland live vorstellte. Allerdings sorgte das neue Material beim Publikum dort für lange Gesichter, denn die Songs hatten absolut nichts mehr mit dem ursprünglichen Sound von Killer zu tun. Es handelte sich zwar noch immer um bodenständigen, traditionellen Heavy Metal mit leichter Hard Rock Schlagseite, dem aber leider die Energie und Dynamik der frühen Tage fehlte. Die Stücke waren sicher alles andere als schlecht, aber sie wurden durch den teilweise übertriebenen Einsatz von Keyboards total verwässert.
Die Fachpresse sah dies ähnlich, und so fuhr "Broken Silence" wenige positive Kritiken ein.
In den anschließenden Interviews rechtfertigte Bandkopf Paul Van Kamp den Stilwechsel mit seiner neu entdeckten Vorliebe für Bands wie Symphony X und Stratovarius, gelobte aber gleichzeitig Besserung.
Und von dieser Besserung kann man sich auf dem aktuellen Album "Immortal" überzeugen. Obwohl Killer ihre auf "Broken Silence" eingeschlagene Marschrichtung hier weiterverfolgen, verfügen die neuen Songs über wesentlich mehr Durchschlagskraft, was unter anderem auf die viel kraftvollere Produktion zurückzuführen ist. Des Weiteren dominieren die Tasteninstrumente diesmal nicht so sehr wie auf dem Vorgänger, sondern ergänzen sich bestens mit der Gitarre. In Tracks wie "The Mirror" oder der rasendschnellen Double Bass Nummer "Queen Of The Future" liefern sich Gitarrist Paul Van Kamp und Keyboarder Dave Powell einige rasante Duelle und ziehen alle Register ihres Könnens, wenngleich Van Kamp bei einigen Passagen seine technischen Fähigkeiten ein wenig überschätzt.
Die Kompositionen haben erfeulicherweise auch insgesamt etwas an Härte zugenommen, was vielleicht einige enttäuschte Fans wieder versöhnen könnte, denn die sollten besonders an den straighten Rockern "Frozen Fire-Burning Ice", "Touch Of Evil" und "Easy Rider" ihre Freude haben, die auch ganz gut auf die alten Killer Scheiben gepasst hätten.
Sehr gut gefallen mir auch das schnelle "Drifting Away" und das getragene "Always And Forever", die beide vom Riffing her als härtere Rainbow Songs durchgehen könnten.
Etwas aus dem Rahmen fällt dagegen das folkig angehauchte "Highland Glory", denn die Verbindung keltischer Einflüsse mit hartem Rock ist spätestens seit Gary Moore's "Over The Hills And Far Away" ein alter Hut, und die textliche Umsetzung der "Highlander"- und "Braveheart"-Thematik haben schon tausende andere Metal Bands bis zum geht nicht mehr durchgekaut.
Ansonsten muss man Killer eine mehr als solide Leistung bescheinigen. Wann man mal die Kultalben aus den Achtzigern außer Acht lässt, und die aktuelle Besetzung als neue Band betrachtet ist "Immortal" ein wirklich gelungenes Album geworden.
Spielzeit: 62:50 Min. Medium: CD, Mausoleum Records, 2005
Tracks: 1:Immortal 2:Frozen Fire - Burning Ice 3:Stone Cold 4:The Mirror 5:Queen Of The Future 6:Highland Glory 7:Touch Of Evil 8:Drifting Away 9:Easy Rider 10:Always And Forever 11:Liquid Shadows 12:Ad Tempus Vitae
Stefan Gebauer, 31.01.2006
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