King Ludwig / Addicted
Addicted Spielzeit: 22:29
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Alternative Rock

Review vom 05.09.2014


René Francke
Meiner Meinung nach tendiert man heutzutage schnell dazu, Künstler, vor allem neue Künstler, in nichtssagende Genreschubladen mit der Aufschrift 'Alternative Rock' oder 'Indie Rock' zu stecken, unter denen man sich viel und nichts vorstellen kann. Ähnlich ergeht es mir mit der Newcomerband King Ludwig aus Darmstadt. Der einfachste Weg ist, King Ludwig irgendwo zwischen Alternative und Indie Rock und Pop anzusiedeln. Doch was tun, wenn ich es mir eben nicht so einfach machen möchte, weil ich interessierten Lesern die Musik konkretisiert näher bringen will? Richtig: Umschreiben und mit anderen Künstlern vergleichen.
King Ludwig, dahinter stecken Philipp Heiß (Gesang), Marvin Wippich (Gitarre), Sascha Jung (Gitarre), Moritz Armann (Schlagzeug) und Christoph Schubert (Bass), haben bereits im April dieses Jahres ihre erste EP mit dem Titel "Addicted" veröffentlicht. Darauf sind fünf sehr geradlinige Rocksongs zu finden, die sich vor allem durch ihre hohe Produktionsqualität auszeichnen. »Wonach klingt denn nun diese Handvoll Songs?«, mag der geneigte Musikliebhaber jetzt fragen.
Fangen wir ganz vorne an: In dem kurzen, einem wie unter Wasser eingespielten Intro des Openers "Broken Values" läuten die Gitarristen eine bemerkenswert druckvolle und spannungsgeladene Platte ein, bevor die gesamte Combo mit ordentlichem Bums durch die Wasseroberfläche hindurchbricht. Dieses hohe Energielevel behält das Quintett auf der gesamten EP nicht nur bei, sondern erhöht es im Titelsong sogar noch etwas. Und die Band versteht es, an den richtigen Stellen ihrer treibenden Songs Tempo und Krach herauszunehmen und sie mit 'Verschnauf- und Ruhephasen' abwechslungsreich zu gestalten.
Melodiöse, vorwiegend verzerrte Gitarrenriffs, eingängige Vocallines eines starken Sängers und simple Gitarrensoli bestimmen das Geschehen aller fünf Stücke. Der zweite Song "Civil Disorder" ist sowohl mit seinen minimalistischen Akkordläufen und charakteristischen Schlagzeugstrukturen, als auch dank seines etwas kantigeren Produktionsklanges eine nicht zu überhörende Verneigung vor dem Grunge und dem Pop-Punk der 90er Jahre. Das Intro von "Waste" ähnelt sehr stark dem von "A Million Miles Away" von The Offspring, allerdings fällt "Waste" im weiteren Verlauf qualitativ gegenüber den anderen vier Stücken der EP ab. Und das Schlussstück "Cry" geht durchaus als Powerballade durch.
Wer auf Bands wie die Donots, Placebo oder die Foo Fighters steht, wird auch bei der Musik von King Ludwig freudig mit dem Kopf nicken. Aufgenommen und produziert wurde "Addicted" von Rolf Munkes in den Berliner Empire Studios, wo schon Metalbands wie Majesty, Dragonsfire oder Messenger gearbeitet haben. Die Songs von King Ludwig sprühen vor Tatendrang und Eingängigkeit, von denen sich aber keiner wirklich als potentieller Radiohit hervortut. Dennoch eine empfehlenswerte Platte, in die es sich als Rockfan lohnt hineinzuhören.
Line-up:
Philipp Heiß (vocals, guitars)
Marvin Wippich (guitars)
Sascha Jung (guitars)
Moritz Armann (drums)
Christoph Schubert (bass)

Tracklist
01:Broken Values
02:Civil Disorder
03:Addicted
04:Waste
05:Cry
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