King Of The World / Can't Go Home
Can't Go Home Spielzeit: 65:18
Medium: CD
Label: K.O.T.W. Records, 2013
Stil: Blues Rock

Review vom 07.11.2013


Steve Braun
Natürlich ist es gemein, eine Band mit einer anderen zu vergleichen, und ich entschuldige mich hiermit auch in aller Form bei King Of The World. Trotzdem erinnert mich das Debütalbum dieser neuen niederländischen 'Blues-Supergroup', "Can't Go Home", in seiner entspannten Stimmung und dem cremig-warmen Sound frappierend an das Snowy White Blues Project. Und hoppla: Sänger und Bassist Ruud Weber ist dort Snowys kongenialer Partner und jetzt ist auch klar, warum die beiden dort einander derart gut ergänzen - sie ticken und bluesen offenbar auf derselben Wellenlänge.
Aber auch die anderen drei Musiker zählen zu der Crème de la Crème unseres Nachbarlandes. Den sensationell guten Keyboarder Govert van der Kolm habe ich bspw. schon mit Coco Montoya beim Luxembourg Blues Festival gesehen und - Hell Yeah!! - er hatte bleibenden Eindruck hinterlassen! Auch Gitarrist Erwin Java ist ein Paradiesvogel in der bunten Bluesszene der 'Pays Bas'. Für Herman Brood, Cuby & Blizzards, Larry Carlton oder Jan Akkerman riss er bereits gefühlvollst an den sechs Saiten und hier seien mal aus Platzgründen nur die berühmtesten Arbeitgeber genannt. Drummer Fokke de Joen bringt man sofort mit der 'Boerenrock'-Truppe ('Bauern-Rock' - mundartliche niederländische Spielart des Rock) Normaal in Verbindung.
Der Bandname bezieht sich auf eine Textzeile John Lee Hookers, in der er den drei Kings des Blues seine Referenz erweist und siehe da: Vor allem Freddie Kings Rhythm'n'Blues ist an allen Ecken und Kanten von "Can't Go Home" wahrnehmbar. Aufgenommen hat man dafür dreizehn Songs in Cor de Koks Heimstudio. Überwiegend sind das Eigenkompositionen, aber auch drei tolle Cover - u. a. Johnny Guitar Watsons "Broke And Lonely" und der R&B-Klassiker "Let's Go Get Stoned" der Coasters - haben sich 'eingemogelt'. Insgesamt betrachtet, ist den King(s) Of The World hier eine überzeugende Kollektion gelungen!
Zwischen 'Tradition' und 'Moderne' ist "Can't Go Home" verortet - zwischen einem herrlich altmodischen Shuffle wie "Evil Thing" und einem straighten Abrocker wie "Number One". Allerdings muss man einräumen, dass der traditionelle Pol deutlich mehr Anziehungskraft ausübt. Songs wie das von einem Walking Bass vorwärtsgetriebene "She's A Burglar", der mit etwas Bar-Jazz garnierte "Mr. Big Shot" oder der Slow Blues in Super-Slomo "Can't Go Home" sind ja so was von 'old fashioned'... Aber garantiert nicht 'ewig gestrig', dafür sorgen schon der Power-Boogie "Better Leave While You Can", das Maultier-mäßige "Wrong Side Of Life" (tolle Clavinet-Einlagen von v. d. Kolm) und vor allem das mit überraschenden Wendungen im Arrangement glänzende "Help Me Find The Way". Überaus hörenswert ist auch die Pianoballade "Learn How To Cry"... aber, was stammel' ich da - einfach alle Songs dieser tollen Scheibe!
Obendrein sticht die mannschaftsdienliche Spielweise der vier Musiker hervor. Obwohl jeder ein Könner seines Fachs ist, drängt sich keiner auf oder vor. Selbst virtuoseste Soli werden in den Band-Kontext gerückt, kein ein einziger 'Egotrip' ist wahrnehmbar. Ganz wie man es von Niederländern auch erwartet, agieren Weber/Java/van der Kolm/deJong absolut entspannt und souverän... nur keine Hektik... »let's go get stoned!!«
Für jeden mit dem Bluesvirus Infizierten sollte dieses Album ein 'must have' darstellen. Oftmals hat man ja in diesem Genre das Gefühl, es mit 'Hochleistungssportlern' zu tun zu haben (ohne geschätzten Musikern wie dem indirekt Genannten auf die Füße treten zu wollen!!). King Of The World punkten dagegen mit Feeling, mit Fingerspitzengefühl, mit feinfühligem Gespür für den Song. Entsprechend beeindruckend sind die tiefschürfende Detailversessenheit und die 'Spielintelligenz' der vier beteiligten Spitzenmusiker.
Bleibt nur die abschließende Frage, warum King Of The World nicht nach Hause gehen wollen?? Weil sie bereits lange vor "Can't Go Home" 'zuhause' angekommen sind? Wer weiß...
Line-up:
Ruud Weber (lead vocals, bass)
Govert van der Kolm (Hammond, Wurlitzer, piano, clavinet)
Erwin Java (guitars)
Foke de Jong (drums)
Tracklist
01:Bluesified (4:46)
02:Evil Thing (4:25)
03:Help Me Find The Way (5:20)
04:Gone Gone Gone (3:39)
05:Mr. Big Shot (3:39)
06:Learn How To Cry (5:29)
07:Wrong Side Of Life (4:04)
08:Better Leave While You Can (3:39)
09:Broke And Lonely (5:15)
10:She's A Burglar (3:27)
11:Let's Go Get Stoned (5:31)
12:Number One (4:26)
13:Can't Go Home [For Q] (8:35)
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