Lenny Wolf wurde zu Anfang seiner Karriere immer der Vorwurf gemacht, wie Robert Plant zu klingen? Das genügte in unserer Republik, um Alben wie "In Your Face" und "Twilight Cruiser" anfangs den Stellenwert zu verweigern, die sie eigentlich letztendlich verdient haben. Anders in den USA, wo sich die genannten grandiosen Alben durch entsprechende Positionen in den US-Charts kennzeichneten und ihm dadurch einen nicht unerheblichen Bekanntheitsgrad verschafften. Die stimmliche Nähe zum Led Zeppelin-Frontmann blieb jedoch haften, obwohl im Nachhinein betrachtet alle anderen Shouter, deren Nähe zu Dio, Coverdale oder ähnlichen Szenegrößen unüberhörbar ist, kein Stigma dieser Art ertragen mussten!
Mit "Outlier" meldet sich jedenfalls ein Ausnahmetalent der internationalen Rockszene wieder zurück. Lenny Wolf hat sich seit 1988 musikalisch weiterentwickelt und es grenzt an ein Wunder, dass sich bei all diesen Höhen und Tiefen sowie Besetzungswechseln sein Talent, gute Melodien zu komponieren, nicht verlorengegangen ist. Die herausragende, charismatische Gesangsleistung bleibt glücklicherweise unverändert und hat sich auch auf dem neuen Album nochmals in ihrer Intensität weiterentwickelt, obwohl die Band mittlerweile als Ein-Man-Projekt geführt wird.
Auf "Outlier" zeigt Kingdom Come sich in erster Linie im Dienste des Multinstrumentalisten Wolf, der bis auf die Einsätze von Leadgitarrist Eric Förster sämtliche Instrumente im Alleingang gespielt hat. Aus diesen Gründen stammen auch alle Songs aus eigener Hand. Erstmalig werden die Melodien auch mit Industrialklängen untermalt, die allerdings eher dazu beitragen, das musikalische Spektrum qualitativ noch zu erweitern. Die experimentelle Seite wird jedoch relativ kurz gehalten, so dass die ihm ab und zu unterstellte Eigenwilligkeit eher nicht zu vernehmen ist. Die musikalischen Schwergewichte bestehen darin, den Hörer auf melancholische Pfade zu locken und ihn bei diesem durchweg konsequent songorientiert gehaltenen Album bis zum letzten Track nicht mehr aus seinem Bann zu lassen.
Besonders erwähnenswert sind "God Does Not Sing Our Song", das nicht umsonst ganz zu Anfang steht und den Abschluss "When Colors Break The Grey", für den im Umkehrschluss dasselbe gilt. Sie stellen für das Gehör absolute Monolithen auf einer an Klangjuwelen nicht gerade armen Veröffentlichung dar. Auch Grooviges wurde nicht vergessen: "Let The Silence Talk", dessen Hymnenhaftigkeit bewusst auf Sparflamme gehalten wurde, oder die experimentelle Seite, die mit "Rough Ride Rallye" zum Ausdruck kommt.
Es ist nicht schwierig Soundperlen zu finden, deren Wahrscheinlichkeit im Ohr hängen zu bleiben nicht gerade gering ist. "Skip The Cover" ist mit griffigen Soli unterlegt und "Holy Curtain" transportiert ganz in heavy gehaltene Melodiebögen mit der charakteristischen Stimme von Lenny, die sich dabei nahtlos jedweder Stimmung anpasst. Bandleader Lenny Wolf hat diesmal nur an sich selbst geglaubt, alles in Eigenregie durchgeführt und darüber hinaus das Album komplett im Alleingang produziert. Nach der fast unüberblickbaren Liste von ehemaligen Bandmitgliedern, ist diese Entscheidung in gewisser Weise nachvollziehbar.
Lenny ist es auch diesmal wieder gelungen, melancholische Stimmungen unnachahmlich in Verbindung mit fetten Rockern, eingängig und harmonisch, in seiner ureigenen Art zu interpretieren, die ihn und seinen Stil so einzigartig machen. "Outlier" überzeugt von Anfang bis Ende und stellt eigentlich ein Soloalbum dar, das Lenny Wolf und nicht Kingdom Come heißen müsste, wenn nicht ebendieser unter der Firmierung Kingdom Come als Markenzeichen eingeführt wäre.
Line-up:
Lenny Wolf (vocals, guitars, bass, keyboards, drums)
Eric Förster (guitars)
Tracklist |
01:God Does Not Sing Our Song
02:Running High Distortion
03:Rough Ride Rallye
04:Let The Silence Talk
05:Holy Curtain
06:The Trap Is Alive
07:Skip The Cover And Feel
08:Don't Want You To Wait
09:Such A Shame
10:When Colors Break The Grey
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