Kingdom Come / Rendered Waters
Rendered Waters Spielzeit: 46:37
Medium: CD
Label: Steamhammer Records, 2011
Stil: Hard Rock


Review vom 21.05.2011


Jürgen B. Volkmar
Nein, es ist keine Best of-Zusammenstellung der einstmals sehr bekannten Hard Rocker und auch oft zu Unrecht als Led Zep-Clones bezeichneten Kingdom Come. Dennoch beschleicht einen zuerst doch ein etwas komisches Gefühl, wenn man vor dem ersten Lauschangriff die Tracklist studiert. Tatsächlich sind acht der elf Tracks auf früheren Veröffentlichungen zu finden. Dann kommt jedoch die Entwarnung, denn es ist schlicht und einfach die mittlerweile um sich greifende gängige Praxis, ausgesuchte Nummern in zeitgenössischer Form der Wiederveröffentlichung zuzuführen.
Aber hat sich das auch wirklich gelohnt? Im Fall von Kingdom Come kann man wirklich grünes Licht geben, denn Sänger, Songschreiber und Hans Dampf in allen Gassen Lenny Wolf, hat seine früheren Produktionen einem Upgrade unterzogen. Die Kompositionen sind nicht nur scharfkantiger geworden, sondern erfreuen sich auch einer regelrechten Verjüngungskur. Doch zurück auf Anfang. In "Rendered Waters" wird in allererster Linie kristallklarer Hard Rock der Güteklasse eins serviert und zwar definitiv auf der Höhe der Zeit. Selbst die älteren Songs wurden nahtlos in die Gegenwart katapultiert. Allerdings ist es keine seelenlose Transformation, die nur den Regeln der Technik dient, sondern vielmehr eine gelungene Symbiose aus der Begeisterung und Aufbruchstimmung der Achtziger und teilweise noch frühen Neunziger, sowie der Nüchternheit der Jetztzeit. Alles in allem wird ein sehr weitläufiger Zeitrahmen gespannt, bei dem Hymen wie "Living Out Of Touch" und "Break Down The Wall", letztere im Original von Stone Fury, knackig und frisch aus den Boxen donnern.
Die Marschrichtung geht bei allen Kompositionen klar in Richtung Groove-Generierung, so dass die Rhythmusecke ihre Bass- und Drumlinien komplett im Sinne der neuen Richtung einsetzen kann. Selbst Midtempo-Rocker wie "Should I" und Powerballaden wie "Pushing Hard" rocken dank der großartigen Hooklines in die zeitgenössische Richtung. Manche Standard-Unken werden wahrscheinlich wieder mäkeln, dass Lennys Stimme manchmal zu sehr auf Robert Plant programmiert ist. Aber was soll's, der Erfolg gibt ihm Recht, aus dem Schatten der Urväter des Hard Rock sind sie schon lange herausgetreten und ihre History ist beeindruckender als mancher sich eingestehen würde. An der Gitarrenarbeit gibt es nichts auszusetzen. Gitarrenläufe, die der vorgegebenen Stilistik folgen, sind mit der richtigen Härte und gekonnt heavy in Szene gesetzt.
Sogar die drei neuen Kompositionen "Blue Trees", "Is It Fair Enough" und "Don't Remember" integrieren sich nahtlos in das musikalische Gesamtkonzept, ohne auch nur einen Hauch von Anpassungsproblemen zu zeigen. Mit “Rendered Waters“ hat Kingdom Come mehr als nur eine Runderneuerung geschafft. Wie aus einem Guss fügen sich Klassiker und Neueinspielungen zusammen und garantieren über die volle Spielzeit hinweg Gänsehautfeeling und qualitativ hochwertiges Songwriting, wie es in dieser Form leider recht selten geworden ist.
9 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Lenny Wolf (vocals)
Eric Förster (guitars)
Nada Rahy (drums)
Frank Binke (bass)
Tracklist
01:Can't Deny
02:The Wind
03:Blue Trees
04:Should I
05:I've Been Trying
06:Pushing Hard
07:Seventeen
08:Is It Fair Enough
09:Living Out Of Touch
10:Don't Remember
11:Break Down The Wall
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