Nein, es ist keine Best of-Zusammenstellung der einstmals sehr bekannten Hard Rocker und auch oft zu Unrecht als
Led Zep-Clones bezeichneten
Kingdom Come. Dennoch beschleicht einen zuerst doch ein etwas komisches Gefühl, wenn man vor dem ersten Lauschangriff die Tracklist studiert. Tatsächlich sind acht der elf Tracks auf früheren Veröffentlichungen zu finden. Dann kommt jedoch die Entwarnung, denn es ist schlicht und einfach die mittlerweile um sich greifende gängige Praxis, ausgesuchte Nummern in zeitgenössischer Form der Wiederveröffentlichung zuzuführen.
Die Marschrichtung geht bei allen Kompositionen klar in Richtung Groove-Generierung, so dass die Rhythmusecke ihre Bass- und Drumlinien komplett im Sinne der neuen Richtung einsetzen kann. Selbst Midtempo-Rocker wie "Should I" und Powerballaden wie "Pushing Hard" rocken dank der großartigen Hooklines in die zeitgenössische Richtung. Manche Standard-Unken werden wahrscheinlich wieder mäkeln, dass
Lennys Stimme manchmal zu sehr auf
Robert Plant programmiert ist. Aber was soll's, der Erfolg gibt ihm Recht, aus dem Schatten der Urväter des Hard Rock sind sie schon lange herausgetreten und ihre History ist beeindruckender als mancher sich eingestehen würde. An der Gitarrenarbeit gibt es nichts auszusetzen. Gitarrenläufe, die der vorgegebenen Stilistik folgen, sind mit der richtigen Härte und gekonnt heavy in Szene gesetzt.
Sogar die drei neuen Kompositionen "Blue Trees", "Is It Fair Enough" und "Don't Remember" integrieren sich nahtlos in das musikalische Gesamtkonzept, ohne auch nur einen Hauch von Anpassungsproblemen zu zeigen. Mit “Rendered Waters“ hat
Kingdom Come mehr als nur eine Runderneuerung geschafft. Wie aus einem Guss fügen sich Klassiker und Neueinspielungen zusammen und garantieren über die volle Spielzeit hinweg Gänsehautfeeling und qualitativ hochwertiges Songwriting, wie es in dieser Form leider recht selten geworden ist.
9 von 10 RockTimes-Uhren