Die Kings Of Leon sind ja nun kein unbeschriebenes Blatt mehr. Nach Jahren der Studio-Aufenthalte und Live-Tourneen probieren sie sich dennoch ein Stück weit neu zu erfinden. Und so sind die elf Songs des neuen Albums "Only By The Night" (bzw. ONLY_BY_THE_NIGHT wie die Kings es gerne geschrieben wissen würden) zwar nicht das neu erfundene Rad, unterscheiden sich aber dennoch hörbar von ihren Vorgängern. Dieses Mal hat die Band deutlich mehr Wert auf eine saubere Produktion gelegt, ohne dabei jedoch ihren urtümlichen Charme in die Waagschale zu werfen.
"Sex On Fire" dürfte wohl jeder kennen, dem aktuelle Radio- oder Fernsehprogramme geläufig sind. Doch diese Scheibe geht auch nach der Ohrwurm-Single weiter. Dabei stellt "Sex On Fire" keinesfalls den Pflichtteil, sondern integriert sich dezent in die Reihen seiner Artgenossen. Man hat nicht das Gefühl, dass bewusst eine oder mehrere Singles für das Album geschrieben wurden, um sich besser vermarkten zu können; hier gehört wirklich alles zusammen und fügt sich gekonnt zu einem großen und ganzen. Nun gut, etwas anderes wäre bei dieser Band auch überraschend gewesen.
Wer nun jedoch denkt, das Single-Potential sei erschöpft, der irrt bei weitem. Die Followills schaffen es erneut, sich mit einer gesunden Mischung aus leicht verschrobenem Rock und einer guten Portion melancholisch angehauchter, balladesker Songs zu inszenieren - da wartet noch so einiges auf die Single-Freunde. Das Album zu kaufen lohnt sich aber schon fast allein dank Liedern wie "Cold Desert". Lapsteel-Klänge mischen sich auf klassische Art und Weise unter den ansonsten gitarrenlastigen Rock und sorgen so einmal mehr für einen Farbtupfer dieser bewusst dezent gehaltenen Platte. Ein schönes Beispiel sind auch die Texte im Booklet: Farbig, nur leicht gegen den Hintergrund abgehoben, und ohne Zeilenumbrüche oder Interpunktion hintereinander weggeschrieben - der Hit auf der nächsten Karaoke Party.
Hielt man die Kings früher doch immer eher für eine Live-Band, muss man dies nun, zumindest teilweise, revidieren. Diese Platte hat einfach so viel Herz und genau die richtige Bandbreite an Soundstrukturen und Ideen, dass man sie einfach auch zu Hause hören muss. Und ging es bei früheren Aufnahmen der Band mehr um die grobe Verewigung, so wurde hier deutlich hörbar mehr in einen runden Sound investiert. Zwar bleibt der leicht schräge Bandcharakter naturgetreu erhalten, es kommt aber auch eine gute Portion ordentlicher Studioarbeit hinzu. Was sicher ein paar altgediegenen Fans missfallen wird, dürfte der Band generell eher gut tun. Denn so eröffnen sich nicht nur ganz neue Märkte, vielmehr wird auch das Songgut aufgewertet und veredelt. Nun werden auch Leute, die etwas anderes als dauerhaften Garagenbandsound aus ihrem CD-Player erwarten, erfreut diese CD einlegen können.
Natürlich hat sich die Band nicht in Richtung Millionen-$$$-Produktion verbogen, aber der klanglich höhere Anspruch macht sich schon bemerkbar - die Kings sind bei einer sehr angenehmen Produktion angekommen, die die Band in den Vordergrund stellt und nicht mehr den schrägen Klang selbiger. Trotz alledem werden auch dies wieder Stücke sein, die einen erst live ganz mitreißen und ich könnte mir vorstellen, dass es vielen so gehen wird, dass sie nach einem Konzert einen ganz anderen Blick auf diese CD werfen können. Denn sieht man erst einmal diese verschwitzte Familienbande in ihren schwarzen Klamotten und den grellbunten Windschutzaufsätzen auf den Mikros wird man unweigerlich polarisiert - meist in die positive Richtung.
Hier sind einfach vier Sympathen am Werke, die gekonnt ihr Image pflegen, jedoch zu jeder Zeit authentisch bleiben. Und so macht es einfach Spaß, dieser Eintracht aus Spielfreude, guten Ideen und einigen Momenten der Ernsthaftigkeit zu lauschen. Für den einen wird diese CD groß werden; für andere - und auch das soll nicht unerwähnt bleiben - wird sie wohl eher ein paar Mal nebenbei laufen und dann lange Zeit im Regal verschwinden. Denn wer sich bis dato nicht mit den Kings Of Leon anfreunden konnte, dem wird es nun ein wenig leichter gemacht, zugleich wird aber auch der recht interessante Garagenrock-Part dezimiert. Da bleibt nur zu sagen: Wenn ihr die Möglichkeit habt, schaut euch diese Band live an!
Tracklist |
01:Closer
02:Crawl
03:Sex On Fire
04:Use Somebody
05:Manhattan
06:Revelry
07:17
08:Notion
09:I Want You
10:Be Somebody
11:Cold Desert
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