Ken Sharp, Paul Stanley, Gene Simmons / Die Geschichte von Kiss - Unsere Anfangsjahre
Kiss Medium: Buch
Hardcover, 575 Seiten
Hannibal Verlag, 2014
ISBN 978-3-85445-443-4

Review vom 01.06.2014


Holger Ott
Liest man den Namen Kiss oder hört man etwas über diese Band, so weckt das sofort die Neugier und das Interesse steigt. Was könnten die Vier um die Masterminds Gene Simmons und
Paul Stanley wieder ausgebrütet haben? Im neusten Fall ist es ein Buch, das in Zusammenarbeit mit dem Autor Ken Sharp verfasst wurde. Dieser Mr. Sharp hat vor Jahren bereits die Biografie "Behind The Masks" geschrieben und genießt somit vollstes Vertrauen der Band. Sein neustes Werk ist eine echt dicke Schwarte im gebundenen Hardcover und mit 575 Seiten eigentlich etwas für lange kalte Winterabende. Natürlich kann ich nicht so lange warten und wer, so wie ich, möchte nicht wissen, was die Band in ihrer Anfangsphase getrieben hat.
Erstes Augenmerk ist das Coverfoto, auf dem der Namenszug in ihren typischen Bühnenlampen zu sehen ist, allerdings in der in Deutschland normalerweise verpönten Schriftweise mit dem gezackten Doppel-S, das an Deutschlands schlimmste Jahre erinnert.
Das Buch beschreibt sehr ausführlich die Zeit zwischen 1972 und 1975, bevor die Band weltweit durchgestartet ist. Viele schwarz-weiß Bilder zeigen Kiss während ihrer ersten Auftritte, bei denen sie bereits ihr vollständiges Gesichtsoutfit präsentieren, ihre Kostüme allerdings bei Weitem nicht dem endgültigen Look entsprechen. Handschriftliche Notizen wie Songtexte oder Info-Texte für LPs sind ebenso abgedruckt, wie Konzertwerbung und alles, was damals notwendig war, um in der Szene ein Bein auf den Boden zu bekommen. Es gehört auch schon eine gewaltige Portion Mut und Selbstvertrauen dazu, sich im jugendlichen Alter geschminkt und mit spacigen Kostümen zu allerersten, frühen Auftritten auf die Bühne zu stellen, um denen da unten Musik vorzuspielen, die den damaligen Zeitgeist eher konterkarierte. Nun, über vierzig Jahre später, haben die Musiker genügend Muße, um sich an diese Epoche ihres Lebens zu erinnern und alles zu Papier zu bringen.
Der Leser mag nun denken, dass Simmons und Co. fröhlich und munter aus ihren Erinnerungen plaudern und alles schön geordnet auflisten. Dem ist aber nicht ganz so, denn im Buch überwiegen Erinnerungen sehr vieler anderer Musiker und Künstler, denen die Band damals wie heute begegnet ist. Jeder dieser Menschen gibt in fast jedem Kapitel seinen Senf dazu ab, wie es aus dessen Erinnerung gelaufen ist. Natürlich kommen die vier Urväter von Kiss immer wieder zu Wort - ja, auch Ace Frehley und Peter Criss äußern sich zu verschiedenen Themen - werfen aber immer nur Erinnerungsfetzen ein, die dann von anderen analysiert und ergänzt werden. Das macht es etwas schwierig, das Buch zu verstehen. Es liest sich hervorragend und auch sehr fließend, vor allem, weil Zeitzeugen zu Wort kommen, die der Normalbürger bislang überhaupt nicht kannte, diese aber irgendwie mit Kiss zu tun hatten und somit Dinge erzählen können, die man sonst garantiert nicht erfahren würde. Ich erspare es mir, an dieser Stelle Auszüge daraus zu schreiben, denn es ist so spannend, dass ich damit nicht mehr aufhören könnte. Ich habe das Buch an den letzten Abenden förmlich verschlungen, da ich damals ebenfalls vom Virus der maskierten Rocker infiziert war und selbstverständlich jedes Detail wissen möchte.
Der Preis von 29,95 Euro des bereits im Handel erhältlichen Werkes verleitet beim Kauf zu einem Moment des Zögerns. In Anbetracht des Umfangs, der Informationsflut und der außergewöhnlichen Fotos kann ich jedem nur empfehlen, bei der Erstausgabe zuzugreifen.
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